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Die Stimme des Blutes

Titel: Die Stimme des Blutes
Autoren: Catherine Coulter
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Priester offenbar eine Gewähr dafür, daß ich ihn bei der Übergabe der Mitgift nicht betrüge und daß der Priester ihn bereitwillig mit meiner Nichte trauen wird. Er scheint nicht zu wissen, daß Priester ebenso käuflich sind wie andere Leute. Wollt Ihr nun ihre Befreiung versuchen, bevor der Hurensohn ihr Gewalt antut? Vor dem 31. Mai?«
    »Und Ihr glaubt nicht, daß er das bereits getan hat?«
    »Nein«, antwortete der Graf widerwillig, aber überzeugt.
    »Warum denn nicht?« erkundigte sich Roland. »Schließlich steht der religiöse Glaube eines Mannes seiner Wollust nicht unbedingt im Wege.«
    »Edmond von Clare ist ein Mann, der sein Wort hält. Jedenfalls steht er in diesem Ruf. Aber wenn Ihr sie nicht bis zum 31. Mai befreit habt, wird er seine Drohung ausführen. Dafür kenne ich ihn gut genug.«
    Roland gab dem Grafen an diesem Abend noch keine bindende Zusage. Doch er hatte sich bereits entschlossen, nach Tyberton zu gehen, und er wußte auch schon genau, in welcher Verkleidung. Die Belohnung, die er für die Befreiung erhielt, würde ihm genügend Mittel an die Hand geben, um den kleinen Besitz von Sir Thomas, Thispen-Ladock und die umliegenden guten Weiden, zu kaufen. Und genau das hatte er sich vorgenommen. War ihm das gelungen, brauchte er nicht mehr in Diensten anderer Leute seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Er würde auf eigenen Füßen stehen. Er wollte in England bleiben, als Burgherr mit eigenen Ländereien. Sobald er dieses Mädchen aus den Händen des Edmond von Clare befreit hatte, würde er sich diesen Wunsch erfüllen. Es machte ihm nichts aus, daß Damon Le Mark ihn nach Strich und Faden belogen hatte. Und es kümmerte ihn wenig, daß es aller Wahrscheinlichkeit nach Damon Le Mark und nicht der fette Graf von Colchester gewesen war, der Clares Bruder getötet hatte.
    Für die Nacht wurde Roland eine Bedienerin zur Verfügung gestellt, um ihm das Bett zu wärmen und sein Blut in Wallung zu bringen. Sie war sauber und roch gut. Er nahm sie im Verlauf der langen Nacht dreimal, denn er vermißte schon seit Wochen Maries schwärmerische Hitze und hungerte nach einer Frau. Er stellte sie auch zufrieden, hatte aber am nächsten Morgen zu seinem Leidwesen ihren Namen schon wieder vergessen.
    Als er seinen kräftigen schwarzen Araber Cantor bestieg, sagte er zu dem Grafen: »Ich werde also Eure Nichte befreien. Und zwar lange vor dem Termin, den Clare Euch gesetzt hat. Ihr müßt mir aber schwören, daß Ihr auf keine eigenen Unternehmungen mehr sinnt. Damit würdet Ihr mich und meine Pläne nur in Gefahr bringen.«
    Stirnrunzelnd zog sich der Graf am Ohr, eine lebenslange Gewohnheit, durch die ein Ohrläppchen länger als das andere geworden war. Doch schließlich gab er sein Einverständnis. Roland hätte gern gewußt, ob er sich auf sein Wort verlassen konnte. Auf jeden Fall füllten schon viele Münzen seine Taschen. Er hatte die Hälfte der versprochenen Belohnung im voraus erhalten. Vielleicht würde das Le Mark veranlassen, sich herauszuhalten.
    »Ihr dürft auch nicht den Priester und die Mitgift schicken. Sie werden nicht mehr gebraucht.«
    Die blassen Augen des Grafen glühten. »Ihr seid sehr von Euch überzeugt, de Tournay.«
    »Ich sage Euch, daß ich sie befreien werde. Zählt schon mal den Rest des Geldes, denn ich komme bestimmt, um es abzuholen!«
    Roland hob gerade die Peitsche, um Cantor anzutreiben, da rief der Graf ihm nach: »De Tournay! Wenn das Mädchen keine Jungfrau mehr ist, will ich sie nicht Wiedersehen. Dann könnt Ihr sie von mir aus töten. Das ist mir gleich.«
    Langsam brachte Roland den Zelter zum Halten und stieg noch einmal ab. »Ich verstehe Euch nicht. Was kümmert es Euch denn, ob das Mädchen vergewaltigt wurde? Das vermindert doch ihre Mitgift nicht, oder? Die bleibt auch ohne Jungfräulichkeit in gleicher Höhe.«
    »Wenn sie nicht mehr jungfräulich ist, ändert sich alles.«
    »Und woher soll ich wissen, daß sie geschändet wurde? Oder wie wollt Ihr das feststellen?«
    »Ich würde sie selber untersuchen. Dieser verfluchte blöde Colchester sagt, daß er sie nicht mehr für seinen Sohn haben will, wenn sie nicht unberührt ist. Seine lüsterne Mutter hat sich nämlich viele andere Männer ins Bett geholt und seinen Vater dadurch mit den Pocken angesteckt, an denen er starb. Er hat Angst, sein kostbarer Sohn könne auf ähnliche Art ums Leben kommen, wenn Daria entjungfert würde.«
    Roland stellte sich vor, wie der Graf seine Finger in den Körper
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