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Die Stimme der Jaegerin

Die Stimme der Jaegerin

Titel: Die Stimme der Jaegerin
Autoren: Thea Harrison
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Felssplitter auf sie niederprasseln ließen. In ihren Armen und ihrem Rücken blühte feuriger Schmerz auf. Sie ignorierte es.
    Das Magazin der M16 hatte dreißig Patronen, ihre Glock fünfzehn. Die andere Seite hatte mehr Schützen, mehr Waffen und mehr Munition. Also würde sie wählerisch sein müssen.
    Sie wartete ab und beobachtete, während sich der schmutzige Himmel weiter aufhellte. Die Männer versuchten, sie mit einem schweren Kugelhagel aufzuscheuchen. Tja, das konnten sie vergessen. Weitere Abpraller, weitere kleine Wunden. Sie blieb flach auf ihrem Felsvorsprung liegen und hörte zu, wie die Männer ihre Munition verbrauchten. Sie selbst beobachtete, zählte ihre Patronen und setzte sie sparsam ein, gerade genug, um die Männer in Schach zu halten.
    Währenddessen dachte sie an frühere Gelegenheiten zurück, bei denen sie mit dem Tod getanzt hatte, an das Stakkato von schwerer Artillerie, durchsetzt von qualvollen Schreien.
    Hier ging es sauberer zu.
    Nach der ersten Angriffswelle kamen die Ziele zur Ruhe und überlegten, wie sie aus diesem unsichtbaren Käfig entkommen konnten, in dem Claudia sie festhielt. Es gab keinen Ausweg, nicht, solange ihr nicht die Munition ausging, und wann das sein würde, konnten sie nicht wissen. Trotzdem würde jemand einen Fluchtversuch riskieren müssen. Als es so weit war, war sie bereit. Einer der Männer rannte auf das nächste Gebäude zu, während die anderen am Boden lagen und ihm Feuerschutz gaben.
    Nach fünfzehn Schritten brachte Claudia ihn zu Fall. Er brauchte einige Zeit, um hinter den SUV zurückzukriechen. Keiner seiner Kumpels kam ihm zur Hilfe. Während sie zusah, wie er sich abmühte, überlegte Claudia, ob sie ihn erledigen sollte. Sie wog den Einsatz einer weiteren Kugel dagegen ab, die Zahl ihrer Gegner zu verringern. Aber eine Kugel mehr war die Währung, mit der sie sich Zeit erkaufen konnte.
    Und das war ihr Auftrag. Zeit. Sie zahlte in kleinen Einheiten, wenn sie dazu gezwungen war, und zwischen den Schusswechseln ruhte sie sich aus und lauschte auf die windgepeitschte Stille.
    Als sie noch drei Patronen übrig hatte, kam ein Orkan auf. Aus dem Orkan materialisierten sich ein Dschinn mit Sternenaugen, Luis und weitere Friedenswächter des Tribunals, und damit war der Tanz für Claudia vorbei.
    Das Nachspiel war ein Heidenchaos.
    In den nächsten Tagen versuchten Korrespondenten von Rundfunk- und Fernsehsendern sowie einigen auswärtigen Zeitungen, beide Motels in Beschlag zu nehmen. Einige Reporter waren übel verstimmt, als Friedenswächter und das FBI samt Geologen und Fachleuten für Übergangspassagen Zimmer für sich beanspruchten. Unter lautem Kreischen und Flügelschlagen richteten sich alle in einer neuen, unbequemeren Formation ein – wie Vögel auf der Leitung.
    Noch immer kamen weitere Nachrichten-Teams und einige Touristen in Wohnmobilen dazu. Sämtliche Geschäfte vor Ort machten einen Riesenumsatz, ganz besonders die Kombination aus LKW -Raststätte, Fastfood-Laden und Casino. Alle anderen, die Minenarbeiter und deren Familien, waren erschüttert, traurig und verängstigt. Die meisten hatten nicht geahnt, was vor sich ging, und niemand wusste, ob er in Zukunft noch Arbeit haben würde. Der Betrieb der
Nirvana Silver Mining Company
war bis auf Weiteres eingestellt worden.
    Achtundsechzig nicht registrierte menschliche Arbeiter, allesamt Ausländer, waren aus der seltsamen Anderlandnische geborgen worden, außerdem hatte man sieben verscharrte Leichen gefunden. Die Überlebenden waren unterernährt, verängstigt und desorientiert. Man hatte ihnen Arbeit und ein neues Leben versprochen, hatte sie nachts in die Mine gefahren und durch die Passagen ins Anderland gebracht, wo man sie zwang, für Nahrung Silber abzubauen.
    Ihnen blieb keine Wahl – in dem Anderland gab es weder Tiere, die sie hätten jagen können, noch genug Vegetation, um sie zu ernähren. Das Land war buchstäblich eine Falte der Welt, die aus kaum mehr als magiesensitivem Silber, Luft und Fels bestand. Verborgen in einer Silberader, war die Übergangspassage inaktiv und unentdeckt geblieben, bis die Firma
Nirvana
sie mit einigen kleinen, kontrollierten Sprengungen geöffnet hatte. Das Unternehmen hatte den Bereich abgeriegelt und den regulären Arbeitern gesagt, es sei dort gefährlich. Die Zwangsarbeiter waren in der Passage gefangen gewesen, da keiner von ihnen über die magische Energie verfügte, die ihnen den Rückweg ermöglicht hätte.
    So viel Theater um ein
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