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Die steinerne Pest

Die steinerne Pest

Titel: Die steinerne Pest
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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seinem Verstand. Das
mußte er sich einbilden. So... so herzlos konnte Trautman
einfach nicht sein. Nicht einmal jetzt. Und trotzdem fuhr
Trautman, in fast unverändertem Tonfall, jetzt aber direkt
an Serena gewandt, fort: »Siehst du es nun ein?«
Serena sah nicht zu ihm auf, aber Mike konnte sich nun
nicht mehr beherrschen. Nur noch wenig davon entfernt,
Trautman wirklich anzuschreien, sagte er: »Was soll das?
Glauben Sie, Sie leidet noch nicht genug?«
Erstaunlicherweise schien ihm Trautman seinen Ton
nicht übelzunehmen. Er wandte sich langsam zu ihm um
und sah ihn auf die gleiche, sonderbare Art an, auf die er
gerade Serena gemustert hatte. Dann sagte er: »Ich weiß
jetzt, warum die Torpedos nicht getroffen haben. «
»Was hat das -« begann Mike, wurde aber sofort wieder
von Trautman unterbrochen, der mit leicht erhobener
Stimme fortfuhr: »Jemand hatte sie sabotiert. Die Einstellungen wurden verändert. « »Was?« keuchte Ben.
»Unmöglich!« fügte Juan hinzu, und Chris stammelte:
»Aber... aber wer sollte denn... « »Zeig mir dein Kleid,
Serena«, verlangte Trautman. Das Mädchen reagierte auch
jetzt nicht auf seine Worte, und Trautman wiederholte
seine Aufforderung auch kein zweites Mal, sondern ergriff
sie an den Schultern und drehte sie fast gewaltsam herum.
Serena wehrte sich nicht. Mike hatte das Gefühl, daß sie
gar nicht richtig mitbekam, was mit ihr geschah. Trautman
ließ sich vor ihr in die Hocke sinken und musterte
aufmerksam das weiße Kleid, das sie trug. Der große
Ölfleck, der den weißen Stoff verunzierte, war deutlich zu
erkennen. »Aber was... « murmelte Chris.
Trautman brachte ihn mit einer Handbewegung zum
Verstummen und öffnete die linke Faust. Was er darin
verborgen hatte, das entpuppte sich als ölverschmierter
weißer Stoffetzen. Trautman zog die Falten von Serenas
Kleid auseinander, und Mike sah überrascht, daß ein
genau gleich großes Stück aus dem Saum von Serenas
Kleid fehlte.
»Ich habe dieses Stück Stoff vorne im Torpedoraum gefunden«, erklärte Trautman. »Es steckte im Verschluß
eines der Rohre. «
»Aber das... das kann doch gar nicht sein!« stammelte
Mike. »Serena, sag, daß... daß das nicht wahr ist. « Serena
schwieg. Sie hatte sich wieder halb herumgedreht und
starrte den Tisch an, auf dem der versteinerte Kater lag.
Sie schien Trautmans Worte gar nicht zu hören.
»Du?« murmelte Ben ungläubig. »Du hast die Torpedos
sabotiert?«
»Es gibt keine andere Erklärung«, antwortete Trautman
an Serenas Stelle. »Sie war es. « Er schüttelte den Kopf,
ließ das Stück Stoff zu Boden fallen und stand auf. »Sie
war die ganze Zeit dagegen, erinnert ihr euch? Aber ich
hätte nicht gedacht, daß sie soweit geht. « »Aber warum?«
murmelte Mike. »Warum hast du das getan, Serena?«
Serena antwortete auch jetzt nicht, sondern sah ihn nur
aus tränenverschleierten Augen an. An ihrer Stelle sagte
Ben: »Warum spielt ja jetzt wohl keine Rolle mehr. Wir
hätten ihr nie trauen dürfen!«
»Sei still!« fuhr ihn Mike an. »Oder
-« »Oder?«
erkundigte sich Ben lauernd. »Oder was?« »Hört auf
damit«, sagte Juan streng. »Das hat im Moment keinen
Sinn. Wir müssen schnellstens zwei neue Torpedos
bereitmachen. «
»Ich fürchte, das wird nicht gehen«, antwortete Trautman. »Wir brauchen Stunden, um die Torpedos für einen
so genauen Schuß einzustellen. « Er deutete mit einer
Kopfbewegung auf den Tisch. »Soviel Zeit haben wir
nicht mehr. «
»Ganz davon abgesehen, daß die Männer auf der Insel
jetzt gewarnt sind«, fügte Singh hinzu. »Ich fürchte«,
bestätigte Trautman. »Sie würden uns erwarten, sobald wir
auftauchen. « Er seufzte tief. »Uns bleibt jetzt nur noch
eine Wahl. « »Welche?« fragte Ben.
Anstelle einer direkten Antwort sah Trautman auf und
tauschte einen ernsten Blick mit Singh. Der Inder reagierte
mit einem kaum sichtbaren Kopfnicken darauf, und Mike
begriff, daß es zwischen den beiden wohl etwas gab,
wovon er und die andern nichts wußten. »Was habt ihr
vor?« fragte er geradeheraus. Trautman deutete auf den
Kater. »Ihr könnt alle selbst sehen, was passiert, wenn
man sich dieser Höllenmaschine auch nur nähert. Und ihr
habt gehört, was Mike und Singh berichtet haben. Dieses
Ding kann zu einer Gefahr für die gesamte Welt werden,
wenn es in falsche Hände gerät. Wir müssen es vernichten.
« »Und wie?« fragte Ben nervös.
Bevor Trautman antwortete konnte, erscholl vom Steuerpult her ein heller Glockenton. Trautman und Singh
wandten
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