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Die Stasi Lebt

Titel: Die Stasi Lebt
Autoren: Jürgen Schreiber
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Gag aus dem festen Fundus wiederholt.
    Gysi ist auf Schmusekurs, wobei ihm schwant: »Die CDU möchte Schlachten der sechziger Jahre wiederholen.« Nicht mit einem Taktiker, der sein Engagement weniger gesinnungsmäßig als emotional begründet, sich daran hält wie an ein Drehbuch. Die Bestimmtheit, mit der er das Bild des Konformisten pflegt, lullt ein. Doch im Wunsch, Regierender zu werden, gipfelt die Wand-lungsfähigkeit eines Mannes latenter Geheimnisse. 1990 war er für Tausende Demonstranten eine Unperson, sie forderten »Lügen haben kurze Beine – Gysi, zeig uns deine«. Und es ist Gysi,dem das Volk mit dem offenkundig kurzen Gedächtnis nun für baren Unsinn applaudiert: »Nur die CDU hat die staatliche Einheit hinbekommen können! Nur SPD und PDS können die innere Einheit vollenden!« Indem eine paradoxe Dialektik ausgerechnet der PDS Makler-Funktion zuweist, versucht er die gespaltene Wahrnehmung in eigener Sache zu überwinden: Identifikationsfigur für Ossis, Showman für Wessis, hier mit Ruhm überhäuft, dort ausgegrenztes Schmuddelkind, mit nicht geheuren Stellen in der Vita.
    Das diffuse Image verlangt waghalsige Gedankensprünge. Der Genosse Geschmeidig changiert zwischen überstilisiertem Staatsmann, aufstampfendem Büblein, Schmeicheln, Raffinesse und suggestiver Rhetorik, die manches vielsagend beschweigt. Instinktive Wachsamkeit lauert hinter dem ewig angeknipsten Beruhigungslächeln, das sagen soll. Seht her, Berlinerinnen und Berliner, alles halb so wild, ich stehe für die radikale Revision von Inhalten, flexibel bis zur Selbstverleugnung, einst ein Ungläubiger, nun zum Besseren bekehrt.
    Er orakelt: »Wie immer ist Geschichte offen.« Gysis Entzaube-rung ist möglich, ebenso ein Sieg. Dann wäre er der Größte.

Quellenverzeichnis
     
    Die in diesem Buch versammelten Reportagen sind zuerst erschienen:
     
    Das Urteil
, Süddeutsche Zeitung Magazin vom 14. März 1997
    Es lebe die Völkerfreundschaft,
Süddeutsche Zeitung Magazin vom 31. Mai 1996
    Die Agentenfalle,
Süddeutsche Zeitung Magazin vom 16. Januar 1998
    Das Porträt eines Geächteten,
Der Tagesspiegel vom 16. Februar 1999
    Die Geschichte eines Verdachts
, Der Tagesspiegel vom 21. Juni 1999
    Die Unschuld vom Land
, Der Tagesspiegel vom 16. Oktober 1999
    Der amerikanische Freund
, Der Tagesspiegel vom 8. November 1999
    Jagd auf die Hummel
, Der Tagesspiegel vom 21. Januar 2000
    »Bitte nicht diese Dinge am Telefon«
, Der Tagesspiegel vom 28. März 2000
    Der gläserne Riese
, Der Tagesspiegel vom 10. April 2000
    Mann im Ohr
, Der Tagesspiegel vom 28. Juni 2000
    Der stramme Max
, Der Tagesspiegel vom 23. Juni 2001
    Dressiert, lebenslang
, Der Tagesspiegel vom 15. Mai 2002
    Der Advokat, der aus der Kälte kam
, Der Tagesspiegel vom 14. Juni 2003
    In der Kolonie der Dunkelmänner
, Der Tagesspiegel vom 13. Juli 2003
    Wie kam die Stasi auf Günter Wallraff?
, Der Tagesspiegel vom 7. September 2003
    Die Stasi lebt
, Der Tagesspiegel vom 13. April 2006
    »Wer verzweifelt, hat das irgendwo gelernt«
, Der Tagesspiegel vom 28. April 2006
    Der Mann der zu viel wusste
, Süddeutsche Zeitung Magazin vom 22. Januar 1993
    Genosse Geschmeidig
, Der Tagesspiegel vom 30. Juli 2001

 
     
     
     
     
    Über den Autor:
    Jürgen Schreiber, geboren 1947, preisgekrönter Journalist und Sachbuchautor, war bis 2007 Chefreporter beim
Tagesspiegel.
Er schrieb für das
SZ-Magazin,
die
Stuttgarter Zeitung
und die
Frankfurter Rundschau.
Schreiber war Gründungsmitglied von
Die Woche
und erhielt zweimal den Wächter-Preis der deutschen Presse sowie 1991 den Th eodor-Wolff-Preis. Bisher sind drei Bücher von ihm erschienen:
Ein Maler aus Deutschland,
2005,
Meine Jahre mit Joschka,
2007, und
Sie starb wie Che Guevara,
2009.

 
     
     
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    Originalausgabe Mai 2009
    Copyright © 2009 bei Knaur Taschenbuch.
    Ein Unternehmen der Droemerschen Verlagsanstalt
Th. Knaur Nachf. GmbH & Co. KG, München
Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise –
nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.
    Umschlaggestaltung: ZERO Werbeagentur, München
    Umschlagabbildung: FinePic ® , München
    Satz: Adobe InDesign im Verlag
    ISBN 978-3-426-55912-3
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