Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die starken Fesseln der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Die starken Fesseln der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Titel: Die starken Fesseln der Sehnsucht: Roman (German Edition)
Autoren: Mary Jo Putney
Vom Netzwerk:
ein Pirat mit seinem Krummsäbel Macrae den Arm aufriss. Blut färbte das weiße Hemd des Schotten, als er seinen Angreifer gnadenlos mit seinem Schwert durchbohrte. Polmarric zielte ruhig und erledigte einen Piraten mit der Pistole in seiner Rechten, bevor er mit der Waffe in der Linken einen zweiten niederschoss. Als die Freibeuter sich nach ungefährlicherer Beute umsahen, lud Polmarric nach, und Macrae deckte derweil seinen Freund.
    Nikolai versuchte aufzustehen und verlor fast wieder das Bewusstsein, als ein scharfer Schmerz durch seine Rippen fuhr. Da er nicht kämpfen konnte, beschränkte er sich darauf, das Getümmel zu beobachten und all seine Sinne dazu einzusetzen.
    Die Hermes war dabei, die Auseinandersetzung zu gewinnen. Mehrere ihrer Besatzungsmitglieder waren verwundet, doch die meisten der Gefallenen auf dem blutbefleckten Deck waren Piraten. Nikolai nahm an, dass die Angreifer nicht mit so heftiger Gegenwehr gerechnet hatten und sich nun fragten, ob es die Sache wert war. Piraten griffen lieber Leute an, die nicht viele Möglichkeiten hatten, sich zu verteidigen.
    Als sich der letzte Nebel und der Rauch auflösten, fiel ein Enterhaken neben Nikolais Füßen auf das Deck. Das Tau, das den Schoner an der Galeere festhielt, straffte sich. Ein Tau nach dem anderen zerriss, und die Galeere begann abzutreiben.
    Eine weitere Windbö fuhr so heftig in die Segel der Galeere, dass sie Schlagseite nach Steuerbord bekam und die Backbordruder in der Luft ruderten wie die Beine einer Spinne. Eine befehlsgewohnte Stimme auf der Galeere brüllte auf Arabisch: »Rückzug!«
    Ein fluchender Pirat lief über das Deck der Hermes und auf Nikolai zu, wobei er sich immer wieder nach der Crew des Schoners umsah, falls einer ihn verfolgen sollte. Dabei stolperte er über Nikolai, was einen weiteren stechenden Schmerz durch dessen Rippen sandte. Der Pirat senkte für einen Moment den Blick, dann packte er Nikolai am Hemd und riss ihn hoch. »Hier ist zumindest einer.« Er sprach einen primitiven nordafrikanischen Dialekt, den Nikolai am Hafen von Valletta gehört hatte.
    Der Junge wehrte sich gegen den Piraten, baumelte aber so hilflos wie ein Welpe in dem Griff des Hünen. »Macrae! Macrae!«, schrie Nikolai.
    Der Schotte wollte sich zu ihm umdrehen, doch gerade da kam eine weitere Salve Musketenschüsse von der Galeere, und Polmarric brach zu Füßen seines Freunds zusammen. Macrae wandte sich wieder ab und kniete sich neben den Gefallenen, sodass er Nikolais Blick entzogen war.
    Die Galeere hatte sich erneut aufgerichtet und lag nur ein paar Fuß von der Hermes entfernt. Der Mann, der Nikolai ergriffen hatte, rief einem der Piraten auf dem Ruderschiff zu: »Fang den Bengel auf!«, und warf Nikolai auf die Galeere hinunter.
    Ein paar schwindelerregende Sekunden später wurde Nikolai grob gepackt und auf das schräg abfallende Deck gesetzt. Er rutschte über den nassen Boden und landete an den obersten Steuerbordplanken. Wasser überschwappte ihn, und er bekam es mit der Angst zu tun, dass er ertrinken würde, weil er seiner gebrochenen Rippe wegen fast nicht atmen konnte.
    Er musste den Schmerz bekämpfen. Auch davon hatte Macrae mit ihm gesprochen. Der Trick war, Abstand zu gewinnen und den Schmerz als etwas Fernes zu betrachten, das jemand anderen betraf.
    Nikolai konzentrierte sich darauf, Distanz zu gewinnen, und tatsächlich ließ der Schmerz ein wenig nach. Mühsam rappelte er sich auf, um auf die Hermes zurückzuspringen, bevor die Schiffe auseinandertrieben.
    Macrae stand mittschiffs und blickte stirnrunzelnd zu der Galeere hinüber. Während Nikolai über deren Deck rannte, schwenkte er wild die Arme, um die Aufmerksamkeit des Schotten zu erregen. Macrae hatte doch gewiss einen Zauber parat, der ihn retten würde! Schließlich war er Macraes Pflegesohn und ein angehender Magier!
    Der Schotte sah ihn direkt an. Dann, mit einem Gesicht, das von einer maskenhaften Starre war, wandte er sich wieder ab.
    Ungläubig verfolgte Nikolai, wie der Mann, der ihm Schutz und eine Familie versprochen hatte, ihn einfach seinem Schicksal überließ. In wilder Panik versuchte er, über die Reling zu klettern. Er musste einen Sturz ins Wasser riskieren - alles war besser als die Sklaverei.
    Harte Hände ergriffen ihn erneut. Diesmal war es der Kapitän, der ihn gepackt hatte, der sogenannte reis, ein stämmiger Mann mit Goldketten um den stämmigen Hals und Augen, die kalt waren wie der Tod. »Dann ist ein elendes kleines Ferkel also
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher