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Die starken Fesseln der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Die starken Fesseln der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Titel: Die starken Fesseln der Sehnsucht: Roman (German Edition)
Autoren: Mary Jo Putney
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erfreute sich an dem sanften Schaukeln des Schoners Hermes. Dieses Schiff war sein Zuhause geworden, seit Macrae sein Leben vollkommen verändert hatte. Polmarric war der Eigner des Schiffes, weswegen sie natürlich alle sehr gut behandelt wurden.
    Nach einem einwöchigen Aufenthalt in Sizilien nahm die Hermes jetzt Kurs auf London, ihren Heimathafen. Das Wetter war gut gewesen, mit beständigen Winden, die die Segel blähten und das Schiff in flottem Tempo vorantrieben. Sie befanden sich jetzt im westlichen Mittelmeer, aber in ein, zwei Tagen würden sie Gibraltar passieren und für die letzte Etappe der Reise auf den stürmischen Atlantik abdrehen.
    Von dem sanften Plätschern der Wellen gegen den Rumpf des Schoners eingelullt, schloss Nikolai die Augen. Obwohl er auf einer Insel inmitten der allgegenwärtigen See herangewachsen war, wäre er nie auf die Idee gekommen, dass er so viel Freude an der Seefahrt haben könnte. Es lag so viel Freiheit und Urwüchsigkeit in Wind und Wellen, dass es mit Sicherheit ein gutes Leben für einen Mann sein könnte.
    Nikolai hatte aber auch gelernt, dass das Leben als Sohn eines Edelmannes süßer war, als wie eine Kanalratte ums Überleben kämpfen zu müssen. Er hatte einen Monat feiner Kleider, Sicherheit und vor allem guten Essens hinter sich. So viel er nur verputzen konnte. So viel, dass er nicht einmal mehr die Notwendigkeit verspürte, alles hinunterzuschlingen, was auf den Tisch kam, bevor es ihm weggenommen werden konnte.
    Er besaß sogar den Luxus, sich zurückziehen zu können. Seine winzige Kabine war kaum mehr als ein Seemannsspind, aber sie gehörte ihm allein. Macrae und Polmarric teilten sich eine größere Kabine am Heck des Schiffs, aber Nikolai gefiel sein Kämmerchen in der Nähe des Bugs, wo er sich der See sehr nahe fühlte.
    Er griff unter die Koje und berührte seine kleine, messingbeschlagene Reisetruhe, in der sich die Kleidung des Sohnes eines Gentlemans befand. Nachdem er zugestimmt hatte, Macrae nach Schottland zu begleiten, war er auf die Hermes gebracht und so gründlich abgeschrubbt worden, dass seine Haut um einige Töne heller geworden war. Danach hatte Macrae ihn zu dem besten Herrenausstatter in Valletta gebracht.
    Der Schneider hatte einen Rock und Hosen aus blauem Seidenbrokat und Hemden aus feinstem Musselin für ihn genäht. Nikolai, der wusste, was Jungen brauchten, hatte gleich auch noch mehrere Garnituren Hemden und Hosen aus strapazierfähigerem Material bestellt. Und selbst diese waren erheblich besser als alles, was er je besessen hatte.
    Dennoch weigerte er sich, seine eigene derbe, schon sehr abgetragene Kleidung aufzugeben. Seine Großmutter hatte das Hemd und die Hose für ihn genäht, und es wäre ihm unerträglich gewesen, sich von ihnen zu trennen.
    Macrae hatte keinen Widerspruch erhoben, sondern nur darauf bestanden, dass die Kleider gewaschen wurden. Und nun erwiesen sie sich als sehr praktisch, um zwischen den Masten und Takelagen des Schiffs herumzuturnen. Die Seemänner waren ein rauer, aber freundlicher Verein und brachten Nikolai sogar das Segeln bei.
    Jeder wache Moment war dem einen oder anderen Unterricht gewidmet. Macrae und Polmarric unterwiesen ihn in der Geschichte der Wächter und der Anwendung von Magie. Auch die grundlegenden Techniken, um sie zu kontrollieren, wurden ihm vermittelt. Seine Macht war heute zwar noch bescheiden, aber sobald er das Mannesalter erreichte, würde sich das ändern. Je mehr er jetzt über Kontrolle lernte, desto besser würde es später für ihn sein.
    Einige Techniken hatte Nikolai schon ganz allein herausgefunden, bei anderen stockte ihm der Atem von einem Gefühl des Wiedererkennens und des Erlernens dessen, was ihm aus solch tiefster Seele richtig erschien.
    Natürlich erhielt er auch Unterricht in Manieren und gesellschaftlichem Umgang. Ein Gentleman zu werden, war harte Arbeit.
    Manchmal machte Nikolai sich Gedanken über den noch unbekannten Duncan, der sein Bruder sein würde. Wusste dieser Duncan, wie froh er sein konnte, einen Vater zu haben, und besonders einen wie diesen? Nein, ein Junge, der damit aufgewachsen war, Essen, Kleidung und den Schutz und die Fürsorge eines Vaters als selbstverständlich zu betrachten, war gar nicht in der Lage einzuschätzen, was für ein unglaubliches Glück er hatte. Obwohl Nikolai Duncan noch nicht gesehen hatte, neigte er schon dazu, ihn als Weichling zu verachten, auch wenn er sich Macrae zuliebe um Höflichkeit bemühen würde.
    Der
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