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Die starken Fesseln der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Die starken Fesseln der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Titel: Die starken Fesseln der Sehnsucht: Roman (German Edition)
Autoren: Mary Jo Putney
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das Einzige, was wir durch diesen Überfall gewonnen haben!«
    »Ich bin der Sohn eines reichen Mannes«, sagte Nikolai verzweifelt. »Mein Vater wird Lösegeld für mich bezahlen!«
    Der Blick des reis glitt verächtlich über seine zerlumpten Kleider. »Für dich? Ha!«
    »Ich bin Engländer. Schotte. Mein Vater, Macrae von Dunrath, wird bezahlen, um mich zurückzubekommen.« Aber er fragte sich, ob er sich da nicht irrte. Macrae hatte ihn in der Gewalt der Piraten gesehen und sich eiskalt abgewandt. Würde er da Lösegeld für ihn bezahlen?
    »Du bist kein Engländer.« Die schwere Hand des reis traf Nikolai am Kopf und warf ihn auf die Knie. »Für mich siehst du wie ein Mulatte und ein Gassenjunge aus.«
    Der reis ließ den Sklavenaufseher rufen, einen pockennarbigen Mann, der eine Peitsche in der Hand trug. »Dieser Bengel ist zu klein zum Rudern, aber zum Wasserschöpfen ist er zu gebrauchen. Nimm ihn mit.«
    Grundlos ließ der Aufseher die Peitsche auf Nikolais Rücken klatschen, wo sie ihm das Hemd zerriss. Nikolai schrie auf, als der heftige Schlag den Schmerz seiner gebrochenen Rippe wieder neu entfesselte.
    »Das ist es, was ungehorsame Sklaven zu erwarten haben, Junge«, knurrte der Aufseher. »Tu also, was ich dir sage, dann lebst du vielleicht noch lange genug, um groß zu werden. Und jetzt schöpf Wasser!«
    Wie betäubt sprang Nikolai auf, obwohl er kaum noch Luft bekam. Der Aufseher drückte ihm einen Eimer in die Hand und wies zur Steuerbordseite des Schiffes, wo das Wasser den Galeerensklaven schon bis zu den Knöcheln stand. Schmerzgepeinigt und verwirrt gehorchte Nikolai und schämte sich der Tränen, die ihm über die Wangen liefen.
    Während er Wasser schöpfte und es über die Reling schüttete, sah Nikolai die Hermes in westlicher Richtung davonsegeln. Macrae und Polmarric waren in Sicherheit, und ihn hatten sie ohne Weiteres seinem Schicksal überlassen. Wenn es das war, was es bedeutete, ein Wächter zu sein, der geschworen hatte, Menschen zu beschützen, wollte Nikolai nichts mit diesem Gesindel zu tun haben.
    Der Aufseher der Galeerensklaven versetzte ihm erneut einen Peitschenhieb. »Schneller, oder ich werfe dich den Fischen zum Fraß vor!«
    Nikolai biss sich auf die Lippe, doch tief in seinem Innersten begann sich wilde Wut zu regen. Man hatte ihm das Paradies versprochen, und dann war er im Stich gelassen worden. Im Stich gelassen und verraten!
    Während er den Eimer füllte und leerte, wuchs sein Zorn, bis er jede Faser seines Seins erfüllte. Und selbst als er schon glaubte, jeden Moment zusammenzubrechen, zwang er sich zum Weitermachen, indem er sich bei seinem Blut, seiner Seele und seiner verstorbenen Großmutter schwor, die Sklaverei zu überleben und ihr eines Tages zu entkommen.
    Und wenn es so weit war, würde er sich an Macrae und seiner Familie rächen. An dem verlogenen Alten, der schönen Ehefrau, dem gut aussehenden Sohn und der verwöhnten kleinen Tochter.
    Sie alle würden seine Opfer sein.

Teil zwei

Den Zunder entfachen

1752

3. Kapitel

 
    London, 1752

 
    J

ean Macrae ließ erstaunt den Blick über die am Hafen versammelte Menschenmenge gleiten. »Ist denn ganz London gekommen, um mich zu verabschieden?«
    »Das ist sehr gut möglich«, erwiderte Lady Bethany Fox gelassen. »Die Sonne scheint, und jemandem Bon Voyage zu sagen ist ein guter Vorwand, um sich ein bisschen Abwechslung zu verschaffen. Sowie dein Schiff ausgelaufen ist, werden die meisten hier sich bestimmt bei irgendjemandem versammeln, trinken, als gäbe es kein Morgen, und sich alle mächtig amüsieren.« Die silberhaarige alte Dame umarmte Jean. »Richte den Kindern liebe Grüße von mir aus. Wenn ich nicht so alt und gebrechlich wäre, würde ich dich begleiten.«
    »Sie sind keine Kinder mehr, Lady Beth. Sie heiraten, vergesst das nicht!«, sagte Jean lachend, während sie die alte Dame an sich drückte. »Und warum kommt Ihr nicht mit? Da die Mercury eins von Sir Jaspers Schiffen ist, würdet Ihr auf dem ganzen Weg wie eine Königin behandelt werden.«
    Lady Bethany schien einen Moment versucht zu sein, aber dann schüttelte sie den Kopf. »Nein, meine Liebe, das ist dein Abenteuer und nicht das meine.«
    Jean betrachtete sie argwöhnisch. Lady Beth mochte wie eine harmlose Großmutter aussehen, doch sie war eine der mächtigsten Zauberinnen Europas und Vorsitzende des britischen Wächterkonzils. »Wird das denn ein Abenteuer? Ich dachte, ich unternähme nur eine schöne Reise, um meine
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