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Die starken Fesseln der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Die starken Fesseln der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Titel: Die starken Fesseln der Sehnsucht: Roman (German Edition)
Autoren: Mary Jo Putney
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Freunde heiraten zu sehen.«
    Die Augen der älteren Dame glitzerten. »Abenteuer können einem jederzeit begegnen.«
    »Aber hoffentlich nicht unserer Jean«, warf ihr großer Bruder Duncan ein. »Du siehst so klein und zerbrechlich aus, dass es mich ganz nervös macht, dich mir auf einer so langen Reise vorzustellen.«
    »Ich habe Annie, ich reise auf einem Schiff der Polmarrics und werde in Marseille am Hafen abgeholt - und du weißt sehr wohl, dass ich alles andere als zerbrechlich bin!«, gab sie zurück.
    »Auch wenn du dich neuerdings wie eine Nonne kleidest, kannst du mir nichts vormachen«, erwiderte er düster. »Über deine vergangenen Eskapaden Bescheid zu wissen, kann einen Bruder nur nervös machen.«
    Jean lächelte. Der zehn Jahre ältere Duncan benahm sich mitunter mehr wie ein Vater denn wie ein Bruder. »Meine wilden Zeiten liegen hinter mir, und heute bin ich das Musterbeispiel einer unverheirateten Tante.«
    »Vielleicht wird die Hochzeit dir ein gutes Beispiel sein«, bemerkte ihr Bruder hoffnungsvoll. »Und dich aufgeschlossener für die Ehe machen. Drei ehrenwerte, wohlhabende, sehr begehrte Junggesellen haben mich um deine Hand gebeten, und du wolltest keinen von ihnen.«
    Und das, ohne die beiden Männer mitzuzählen, die Jean persönlich um ihre Hand gebeten hatten. Die, von denen sie ihrem Bruder nichts erzählt hatte, weil sie ihn nicht noch mehr enttäuschen wollte.
    Duncans Frau Gwynne sagte mit entschiedener Stimme: »Lass Jean in Ruhe, Duncan. Besser eine glückliche alte Jungfer, als eine unglückliche Ehefrau.«
    Jean lächelte ihre schöne Schwägerin an. »Und eine alte Jungfer ist als Kindermädchen für eure süßen Kleinen doch ganz praktisch.«
    Gwynne erwiderte das Lächeln. »Eben.« Sie umarmte Jean. »Viel Spaß in Marseille, meine Liebe. Und denk an uns im zugigen, kalten Dunrath, während du den Winter in wunderbarem Sonnenschein verbringst.«
    Da Duncan der beste Wettermagier Englands war, war es auf Dunrath eigentlich recht behaglich, aber Marseille würde natürlich etwas völlig anderes sein. Jean träumte schon von Sonne und römischen Ruinen.
    »Gott sei Dank sind wir noch rechtzeitig gekommen!« Megan, die zierliche Countess of Falconer, schob sich durch die Menge und ergriff Jeans Hände. »Wir haben Hochzeitsgeschenke, die du mitnehmen sollst. Ich wünschte, ich könnte dabei sein. Aber dies ist nicht der richtige Moment für mich zum Reisen«, sagte sie und strich über ihren schon leicht gewölbten Leib.
    »Ich werde schreiben und euch ausführlich berichten«, versprach Jean. Nachdem sie Meg umarmt hatte, wandte sie sich Simon, dem Earl of Falconer, zu. Als oberster Vollstrecker der Wächter hatte er immer recht beängstigend auf Jean gewirkt, als sie noch jünger gewesen war. Seit der Heirat mit Meg war er allerdings viel lockerer geworden.
    Simon umarmte sie mit nur einem Arm, da er einen großen Korb am anderen trug. »Ich bringe die Geschenke selbst an Bord, damit sie ordentlich verstaut werden können. Grüß Moses und Lily und Jemmy und Breeda von mir und wünsch ihnen alles Gute.«
    »Das werde ich, und ich verspreche euch, dass ich sie überreden werde, euch bald hier in England zu besuchen.« Simon und Meg hatten die vier jungen Leute aus einer Gefangenschaft befreit, in der sie geistig versklavt gewesen und im Bann eines perfiden Magiers gehalten worden waren. Jean hatte den vier jungen Leuten geholfen, sich von der Knechtschaft zu erholen, und war dabei so etwas wie eine hochgeschätzte Tante für alle geworden. Nach vier langen Jahren freute sie sich darauf, sie wiederzusehen. Briefe waren nicht dasselbe wie persönlicher Kontakt.
    Bei den letzten Abschiedsworten musste Jean ein paar Tränen vor den anderen verbergen. Sie hatte England noch niemals verlassen und war auch noch nie monatelang von ihrer Familie getrennt gewesen.
    Als sie kurz darauf jedoch auf dem Achterdeck stand und zum Abschied winkte, während die Mercury langsam die Themse hinunterfuhr, überwog ihre Aufregung den Abschiedsschmerz. Bis auf den Aufstand vor sieben Jahren, bei dem »Bonnie« Prince Charlie ihr Leben und das halb Schottlands auf den Kopf gestellt hatte, war ihr Dasein immer ruhig und beschaulich gewesen. Und jetzt war sie mehr als nur bereit, ihren Horizont zu erweitern und ein Stück mehr von der Welt zu sehen.
    Annie Macrae, ihre Gesellschafterin und Zofe, weinte haltlos neben ihr. Ein wenig beunruhigt fragte Jean: »Bereust du diese Reise nach Marseille? Wir
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