Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die starken Fesseln der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Die starken Fesseln der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Titel: Die starken Fesseln der Sehnsucht: Roman (German Edition)
Autoren: Mary Jo Putney
Vom Netzwerk:
können dich auch in Greenwich absetzen, wenn du lieber bleiben möchtest.«
    Doch das verneinte Annie ganz entschieden. Sie war eine entfernte Cousine von Jean, und es bestand sogar eine gewisse Ähnlichkeit zwischen ihnen, obwohl Annie größer, rundlicher und ihr Haar mehr rötlich braun als rot war. In Dunrath war sie als hübsche, couragierte junge Frau bekannt. »Oh nein, Miss Jean, ich freue mich auf die Reise! Alle Mädchen in Dunrath beneiden mich darum. Aber beim Aufbruch zu so einer wunderbaren Reise muss man einfach ein bisschen weinen, finde ich.«
    »Da hast du sicher recht«, sagte Jean und reichte Annie ihr Taschentuch. »Nur bin ich nicht so zart besaitet.«
    »Weil Ihr eine Heldin seid, Miss Jean! Und Heldinnen sind eben nicht zart besaitet.«
    Errötend richtete Jean ihren Blick wieder auf den Fluss und beobachtete, wie London aus ihrer Sicht verschwand. Seit der Rebellion brachten die Leute von Dunrath ihr eine geradezu lächerliche Bewunderung entgegen. Sie war keine Heldin gewesen, sondern nur halsstarrig, verängstigt und verzweifelt, und es hatte Duncan und Gwynne erfordert, um sie alle vor einer Katastrophe zu bewahren.
    Annies Bemerkung war für sie eine gute Erinnerung daran, dass Abenteuer nicht nur beängstigend, sondern auch ausgesprochen ungemütlich waren. Darum würde Jean sie in Zukunft den Jungen und Unbedachten überlassen.

 
    Die Reise war beschaulich und ein bisschen langweilig, aber es war sehr erfreulich, sich in wärmere Gefilde zu begeben. Jean konnte ihre Aufregung kaum bezähmen, als sie Gibraltar passierten und das Mittelmeer erreichten. Das Mittelmeer, den Mittelpunkt der Welt. Selbst das Licht war hier anders als in England, viel strahlender und wärmer.
    Jean las viel, plauderte mit den wenigen anderen Passagieren und schlief sehr gut - oder zumindest bis zu der Nacht, in der sie durch das ohrenbetäubende Läuten einer Glocke aus dem Schlaf gerissen wurde. In diesen Gewässern konnte das nur eins bedeuten. »Piraten!«
    Blitzschnell erhob sie sich aus ihrer Koje, griff nach dem Umhang, der an der Kabinentür hing, und holte ihre Pistolen aus ihrer kleinen Reisetruhe. Während sie die Waffen lud, erwachte auch Annie und spähte in dem schwachen Mondlicht, das durch das Bullauge hereinfiel, von ihrer oberen Koje herunter. »Was ist los, Miss Jean?«
    »Es könnte sein, dass arabische Piraten gesichtet wurden. Wahrscheinlich ist es nur falscher Alarm, aber du bleibst hier, während ich nachschauen gehe.« Während Annie furchtsam die Luft einzog und sich unter ihren Decken verkroch, rannte Jean aus der kleinen Kabine und die Treppe zum Deck hinauf. Bewaffnete Besatzungsmitglieder nahmen ihre Positionen ein, und die beiden drehbaren Kanonen wurden bemannt.
    Die Pistole in der Hand, suchte Jean sich eine ruhige Ecke am Steuerhaus, wo sie nicht im Weg sein würde. Eine spannungsgeladene Viertelstunde wartete sie mit der Mannschaft ab.
    Dann rief der Wachposten im Krähennest am Fockmast: »Es ist ein venezianisches Handelsschiff, kein Piratenschiff!«
    »Bist du sicher?«, rief Captain Gordon zurück, während er mit seinem Handfernrohr den Horizont absuchte.
    »Aye, Sir, das ist keine Piratengaleere.«
    Nach einer weiteren ausgiebigen Betrachtung ließ der Kapitän sein Fernrohr sinken. »Also gut. Wer keinen Dienst hat, kann sich wieder schlafen legen.«
    Unter viel Gerede und Seufzern der Erleichterung begaben sich die meisten Besatzungsmitglieder nach unten. Captain Gordon ging gerade auf das Heck des Schiffes zu, als er Jean im Schatten des Steuerhauses bemerkte. »Du liebe Güte, Miss Macrae! Was tut Ihr hier oben?«
    Jean fuchtelte mit ihrer Pistole in der Luft herum. »Ich habe mich darauf gefasst gemacht, notfalls meine Tugend zu verteidigen.«
    Gordon machte große Augen. »Ihr könnt mit einer Waffe umgehen?«
    »Ich würde es Euch zeigen, aber ein Schuss würde nur wieder alle aufschrecken.«
    Er nickte zustimmend. »Ihr wart während des Aufstands in den Highlands, nicht? Das würde Eure Wachsamkeit und Waffenkenntnisse erklären.«
    »So ist es.« Sie senkte die Pistole, da ihre Finger nun, da die Gefahr vorbei war, zitterten. »Außerdem war mein Vater auf einem Schiff, das in diesen Gewässern angegriffen wurde. Er und Sir Jasper Polmarric befanden sich zusammen auf dieser Reise.«
    »Euer Vater war dabei? Dieser Angriff ist der Grund, warum Sir Jasper solch gute Sicherheitsvorkehrungen auf allen seinen Schiffen trifft. Alle haben zusätzliche Geschütze,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher