Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Stadt der Engel

Die Stadt der Engel

Titel: Die Stadt der Engel
Autoren: Will Berthold
Vom Netzwerk:
sie begleiten. Dany lehnte es ab. Er war in Sorge um sie, aber er wußte, daß er ihr jetzt aus dem Weg gehen mußte. Auf dem Rückweg von Phuket hatte sie ihm gestanden, daß sie eher zufällig in eine Untergrundaffäre geraten war. »Es ist nicht mein Thema«, war von ihr wörtlich festgestellt worden, »aber es gehört zu meinem Thema.« Jetzt drang der Architekt nicht weiter in Dany, denn er wußte, daß er sie nur halten konnte, wenn er ihre berufliche Entfaltung nicht behinderte.
    Dany fuhr mit Larry ins Polizeipräsidium, fragte sich dort von Inspektor Pontius zu Direktor Pilatus durch. Die Kriminalbeamten wußten, daß sie eine einflussreiche Journalistin vor sich hatten; aber sie konnten ihr nichts anderes sagen, als daß bei der Behörde nichts von der Verhaftung einer Mrs. Kalaschke bekannt sei und daß sie den Kidnapping-Verdacht zu Protokoll genommen hätten.
    Von der Rama I Road jagte Dany in die Wireless Road zur US Embassy. Sie war entschlossen, einen Wirbel zu inszenieren, um die Polizei unter Druck zu setzen, aber die Türen sprangen wie von selbst auf. Dany landete bei dem glatten Presseattaché Kingsley, der ihr mit Interesse zuhörte.
    »Ja, Bangkok ist ein verdammt heißes Pflaster«, stellte er fest. »Aber ich kann Sie in diesem Fall mit gutem Gewissen beruhigen.«
    Er stand auf und bat sie, ihn zu begleiten. Sie gingen über einen Gang des Sicherheitstrakts, in dem sich Botschaftsangehörige aufhielten, die vorwiegend für die CIA arbeiteten, öffnete eine Tür, ließ der Journalistin höflich den Vortritt.
    Sie betrat den Raum – und stand Kim gegenüber.
    »Sie wollten sich doch aus allem heraushalten, Mrs. Callway«, sagte ihre Kontaktperson mit mildem Tadel.
    Während Dany nach einer Erklärung und Entschuldigung suchte, geriet sie in die nächste Überrumpelung: Durch eine Seitentür betrat der CIA Vize den Raum und begrüßte die GLOBE-Reporterin mehr als herzlich.
    »Ich freue mich wirklich, Sie hier zu sehen, Dany«, beteuerte der große Gregory. »Ich möchte Ihnen auch im Namen von Mister Garella danken, daß Sie so viel Verständnis für seine Operation gezeigt haben.«
    »Wo ist er?« fragte Dany.
    »Mitten im Endspurt«, erwiderte der große Gregory. »Ich bin ziemlich sicher, daß wir heute noch durchs Ziel schießen werden.« Der Mann mit dem verkniffenen Mund nahm sich Zeit zu einem Smalltalk. Aber dann kam Carol, und das war für Gregory das verabredete Zeichen, daß Garella inzwischen in einem Wäscheauto in das Gebäude eingeschleust worden war. »Ich möchte Sie mit Carol Dexter bekannt machen«, verabschiedete sich der Vize. »Eine bewährte Mitarbeiterin. Sie sehen, wir halten alle Vereinbarungen ein.«
    Er ging in seiner charakteristischen Art, leicht gebeugt, mühselig, als müßte er sich anschieben. Dem Mann, der so viele Hochs und Tiefs, Hits und Flops bei der Company überstanden hatte, fiel es noch immer schwer, eine Schlappe zuzugeben. Er musterte Garella stumm, mit einem vorfabrizierten Lächeln, das in seinem faltigen Gesicht schnell wieder verdunstete. Gregory zögerte, als wüsste er nicht, wie er das Gespräch eröffnen sollte, aber sein Topagent ließ ihm keine Zeit.
    »Der Maulwurf von Pullach ist enttarnt und verhaftet«, meldete Garella. »Ausgerechnet Schlumpf, der Analytiker der Südostasienabteilung. Er ist kein Steher und wird bald zusammenbrechen. Er will ein Telefongespräch, das Sie, Sir, mit Pallmann geführt hatten, mitgehört und Einzelheiten unserer Operation in Bangkok weitergegeben haben. Ausgerechnet an den Mann, den Sie mir nachdrücklich als Anlaufstelle und Helfer aufgenötigt hatten.«
    »Sorry«, entgegnete der Vize und setzte zu einer Art Entschuldigung an. »Zuviel Schreibtischarbeit«, ächzte er. »Ich bin ein müder alter Mann und …« Er wischte die Selbstbezichtigung gleich wieder weg und ging zur Attacke über: »Haben Sie noch nie mit beiden Händen in die Scheiße gegriffen?« fuhr er Garella an.
    »Höchstens befehlsgemäß«, versetzte er stur.
    »Sie haben es überlebt, Paul, und dazu beglückwünsche ich Sie.« Er nickte. »Wie sind Sie nur darauf gekommen?« fragte er.
    »Ich hab' was gegen Fanatiker«, erwiderte Garella. »Allerdings habe ich Ihren Major zuerst für einen Fanatiker des Westens gehalten, nicht für einen des Ostens. Stutzig machte mich auch sein hervorragendes Deutsch. Ich sah mir seinen Lebenslauf an, rekonstruierte, daß er vier Wochen in Pullach und die gleiche Zeit auf der US-Agentenschule in
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher