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Die Stachelbeerstraeucher von Saigon

Die Stachelbeerstraeucher von Saigon

Titel: Die Stachelbeerstraeucher von Saigon
Autoren: Siegfried Zimmerschied
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Felder abkauft, leisten wir uns einen Hausdeppen.
    Und dass Passau jetzt plötzlich aus lauter Kabarettfachmännern bestehe, die ein fundiertes Wissen hätten über das Wesen der Kabarettisten.
    Einen Riesnschädel hod der auf, der Zimmerschied.
    Und der Jonas, der hod jo ois Kind in d’Wurstmaschin eineglangt,
    dem feid a Finger.
    Der Hüsch hod an Klumpfuaß
    und da Klaffenböck a Hüftleidn.
    Na, na, i kenn mi aus im Kabarett.
    Lauter Behinderte.
    Es erzählte ihm von den Schwierigkeiten der Mutter, wenn sie in ihrem Freundinnenkreis ist und sich die Erfolgsgeschichten über die Kinder der anderen anhören muss.
    Da Hubert macht jetzt grad Examen,
    de Anneliese hat an Regierungsrat kennenglernt,
    und da Konrad griagt a Stipendium.
    Übrigens – wos mocht denn da Sigi?!
    Was soll sie schon sagen?
    Da Sigi sauft midm Jonas
    bis viere in da Friah im Stiftskeller,
    an Verweis hoda griagt wegen » Wässerns von Mitschülern « ,
    und azoagt hammsn wegen Gotteslästerung.
    So sagt sie eben nichts.
    Das erzählte es ihm, um ihm aber dann Jahre später zu berichten, dass sich die Mutter wieder wohlfühle im Kreise ihrer Freundinnen.
    Da Sigi, der hod jetzt an Deutschen Kleinkunstpreis griagt,
    a ganze Seiten in da » Zeit « ,
    da Mario Adorf war in seiner Vorstellung.
    Übrigens.
    Wos mochan denn da Hubert, da Konrad und de Anneliese?!
    Was sollen sie schon sagen.
    Da Hubert ist arbeitslos,
    da Konrad mocht a Therapie,
    und de Anneliese is gschieden.
    So sagen sie eben nichts.
    Es erzählte seinem toten Vater weiter, dass gerade eben wieder der » Bettelstudent « im Passauer Stadttheater Premiere hatte, es einen Film produziert habe und ein Zöllner es die Schachtel mit den Filmkopierollen habe öffnen lassen.
    Er hatte Verdacht geschöpft, weil er die Schachtel für eine 35-mm-Kopie viel zu groß fand.
    Und dass er mittlerweile glaube, dass es keine Zentren gebe und keine Provinz, sondern nur Sitzenbleiber und unruhige Geister.
    Aber das alles interessierte Gott nicht mehr.
    Er hatte seinem Elektriker zu einem guten Gewissen verholfen, einen Kabarettisten geschaffen und wandte sich nun wieder den wesentlichen Fragen des Universums zu.

Passau all die Jahre
    Kleine Schauer- und Schwindelbilder
    Heimatstädte sind wie Kinderkrankheiten.
    Indem man sie überwindet, wachsen die Widerstandskräfte.
    Man infiziert sich immer weniger an ihnen.
    Manchmal noch.
    Die Keime und die Gemütsinfekte jagen nicht mehr wirklich die Temperatur hoch, es ist kein vernunftraubendes Fieber mehr, das einen packt und durchschüttelt, Tag und Nacht auflöst, es ist mehr der Schauer der Fassungslosigkeit, der oft nicht einmal unangenehme Schwindel, der einen befällt, wenn man ein weiteres Mal vor der unveränderten Wiederholung des immer wieder Erlebten steht.

Das Defilee der Kulturträger
    Kleinstädte haben es schwer.
    Weil sie gerne Großstädte wären.
    Kultur hätten wie die Großen.
    Und so wählen sich Kleinstädter manchmal aus ihrer Mitte Personen, die ihnen ein Kulturprogramm zu bereiten haben, welches erstens an ihrem Horizont strahlt, ohne ihn zweitens zu übersteigen.
    Diese Person nennen sie dann Intendant.
    Meinen aber Kulturhausmeister.
    Der Hausmeister sollte ebenso von dieser tönernen Ambivalenz sein.
    Gerne nimmt man blaues Blut, denn verarmter Adel und neureiche Kleinbürger, das ist eine Idealehe.
    Ein » Parockfest « haben sie letztes Jahr gemacht in meiner kleinen Heimatstadt.
    Passau und Barock.
    Eine gepuderte Perücke, einen Schönheitspunkt und ein Glas Champagner.
    Ein paar Formschnittgehölze.
    Buchs, Eibe, Kirschmyrte, geheime Herzogentagebücher.
    Nie war es herrlicher zu leben.
    Brautpaarcasting der City Marketing Passau e. V. für eine Kaiserhochzeit in historischen Kostümen.
    Speisen wie Fürsten, Grafen, Fechtübungen für Bürger.
    Ein Bild entsteht, im Schleier von Schwindel und Schauer.
    Ich sehe sie vorbeiziehen an einem tänzelnden Grinschevalier.
    Die Säulen der Provinzkultur.
    Handgeküsst und hirnbeknickst.
    Das Kostüm ist das Brautkleid der Seele.
    Très transpiré!
    Frau Containerdienst-, Müllabfuhr- und Grubenentleeerungsgesellschaftsaufsichtsratsvorsitzendengattin bezaubern wieder aufs Delikateste mit ihren Palmersspitzen.
    Ganz recht!
    Ein Orchester muss eine perfekte Maschine sein, superb, superb.
    Herr Baumaschinen-, Ersatzteil- und geprüfter Bremsdienststellenleiter parlieren heute wieder aufs Köstlichste über die Nockenwelle!
    Man muss ins Werk hineinfinden!
    Dem Herrn
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