Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Spur fuehrt nach Tahiti

Die Spur fuehrt nach Tahiti

Titel: Die Spur fuehrt nach Tahiti
Autoren: Alfred Weidenmann
Vom Netzwerk:
schüttelte er noch verwundert den Kopf, aber bevor er sich weitere Gedanken über seinen Zimmernachbarn machte, schmökerte er bereits im „Gepäckschein 666“ herum. Eine Viertelstunde lang. Dann schlief er ein, das Buch rutschte ihm aus den Händen, und die Nachttischlampe brannte weiter.
    Am nächsten Morgen war Vater Konopka als erster auf den Beinen. Er riß in der Kneipe die Fenster auf, um frische Luft in sein Lokal hereinzulassen, und öffnete die Tür zur Straße.
    „Das ist ja heute ein Nebel wie in London“, murmelte er. „Man sieht ja kaum die andere Straßenseite —“
    Er atmete tief durch, und erst dabei fiel der Groschen.
    „Moment mal“, knurrte Vater Konopka. „Da stimmt doch was nicht.“ Er trat ins Lokal zurück und machte die Tür zu. Der Schlüssel steckte, überlegte er, aber ich bin ganz sicher, daß die Tür nicht abgeschlossen war. Sollten wir tatsächlich heute nacht verschwitzt haben, den Laden dichtzumachen?
    Aber dann entdeckte er auf der Theke ein Stück Papier, das alles erklärte.
    „Liebe Familie Konopka“, stand da auf der Rückseite einer Speisekarte mit einem Kugelschreiber hingekritzelt. „Herzlichen Dank für Ihre großzügige Gastfreundschaft. Ich habe mich schon früh auf die Socken gemacht, um ein neues Zimmer zu finden, damit ich Ihnen nicht noch einmal auf den Wecker fallen muß. Ihr Manfred Zasche.“
    „Komischer Kauz“, murmelte Vater Konopka.
    „Ja, sehr sonderbar“, meinte eine halbe Stunde später seine Frau, als er ihr Zasches Brief in der Küche vorgelesen hatte, während sie gerade den Kaffee aufbrühte.
    Ihr Sohn Wolf-Dieter bemerkte nur: „Daß ich nicht kichere.“ Und dann prophezeite er: „Vermutlich werden wir unseren Herrn Zasche nicht so schnell wiedersehen.“

Noch sechs Tage für Krumpeter

    Am frühen Morgen, genau um vier Uhr zweiunddreißig, als in den Bäumen am Ku’damm die ersten Vögel zwitscherten, hatten sich die Herren der Spielbank über die geringen Einnahmen gewundert und nach dem ersten Kassensturz ungläubig die Köpfe geschüttelt.
    „Dabei waren doch alle Säle überfüllt“, meinte der Direktor. „Irgend etwas stimmt da nicht —“
    Und im selben Moment, als er das sagte, fiel die Rohrpostanlage aus.
    So lange hatte das Provisorium von Zasche gehalten.
    Die Techniker trabten los, und im Keller bei den Tresoren war man genauso ratlos wie oben im Kassenraum neben den Roulettetischen.
    Vier Uhr sechsundvierzig wurde die Bruchstelle im Rohr entdeckt und selbstverständlich auch all das, was Manfred Zasche zurückgelassen hatte.
    Fünf Uhr elf traf Hauptkommissar Papenbrock zusammen mit seinem Schatten Helmut Berger am Tatort ein.
    „Eine Katastrophe“, jammerte der Spielbankdirektor.
    „Ausgerechnet heute noch —“
    „Was heißt denn, ausgerechnet heute noch’, Herr Direktor?“
    „Montag früh wird die Anlage unter Beton gelegt, dann hätte nichts mehr passieren können. Aber so zahlt die Versicherung keine müde Mark.“
    „Ein Volltreffer“, stellte der Hauptkommissar sachlich fest.
    „Natürlich gibt es keinerlei Verdacht?“
    „Nicht daß ich wüßte —“
    „Machen Sie sich auf einiges gefaßt“, bemerkte Papenbrock. „Leider wird die ganze Stadt Tränen über Sie lachen.“
    Und so war es dann auch. Bereits die Morgenzeitungen erschienen mit Schlagzeilen wie , GELDREGEN IM KOPFKISSENÜBERZUG’ oder ‚SPIELBANK ABGESAUGT’.
    „Schöne Schweinerei“, schimpfte Vater Konopka in seiner „Melone“ beim Familienfrühstück. Aber als er dann anfing, Einzelheiten vorzulesen, begann er doch zu schmunzeln, und schließlich schlug er sogar mit der flachen Hand auf den Tisch. „Hut ab, aber die Idee ist Spitze. Da kann man sagen, was man will!“
    „Mein Kaffee ist übergeschwappt“, bemerkte Mutter Konopka vorwurfsvoll.
    „Und ich muß jetzt los“, verkündete Wolf-Dieter. „Auch wenn die ersten beiden Stunden ausfallen, weil Knoxe krank ist —“
    „Für dich immer noch dein Mathelehrer Dr. Knox“, unterbrach ihn Vater Konopka.
    Der Nebel hing wie eine graue Suppe in den Straßen. Der Verkehr kroch dahin wie eine lahme Ente, und alle Autos hatten die Scheinwerfer an.
    Auch Wolf-Dieter konnte auf seinem Mofa nur vor sich hin schleichen.
    Dabei gingen ihm unter seinem gelben Schutzhelm eine ganze Menge Gedanken durch den Kopf, und alle drehten sich um Manni Zasche. Es gab überhaupt keinen Zweifel für ihn, daß er es war, der die Spielbank abgestaubt hatte. Aber es sah ganz so aus, als
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher