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Die Spur des Tieres

Die Spur des Tieres

Titel: Die Spur des Tieres
Autoren: Vampira VA
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Glassplitter!
    Denn klirrend gingen genau in diesem Moment die hohen Fenster der Heiliggeistkirche zu Bruch!
    Kalte Nachtluft fegte herein. Und mit ihr etwas, das Tobias Stifter wie die gestaltgewordene Rache des Allmächtigen erschien!
    Beth MacKinsey - Lydia! - hatte das Gefühl, sich aus der Welt in ein imaginäres Schneckenhaus zurückzuziehen. Sie wollte nicht mehr dort sein, wo sie ohne Zweifel war! Sie wollte nicht, daß die Suche, die sie seit 16 Jahren ohne Unterlaß betrieb und die sie in vieler Herren Länder geführt hatte, dieses Ende nahm .!
    Auf Satans Spuren war sie gewandelt, nur um eines Tages ihren Sohn David wieder in die Arme schließen zu können. Er war das Einzige, was sie je mit dem Geschick anderer Menschen verflochten und ihr zumindest für die Dauer ihrer Schwangerschaft und die kurze Zeit danach einen Anstrich von Normalität verliehen hatte. Zuvor hatte auch sie selbst nur ein Monster in sich gesehen. Eine Anomalie. Ein Ding, das nichts zu suchen hatte unter Mensch und Vampir!
    Als hätte sie Schiffbruch in einem tosenden Sturm erlitten, war sie 1618 vor den Toren Prags zu sich gekommen - und sofort, bar jeder Erinnerung, in einen teuflischen Reigen verstrickt worden, der ihren Verstand mit wahnsinnigen Visionen heimgesucht und geknebelt hatte ...
    Bis Er gekommen war - und sie aus ihrer Kerkerzelle befreit hatte. Er, dessen Wesen sie damals, vor 17 Jahren, bei seinem ersten von zwei Besuchen noch nicht durchschaut hatte. Denn nach dem grausamen Martyrium, das die Hexenaustreiber in der Prager Burg mit ihr vollführt hatten 1 , war sie am Ende ihrer Kraft angekommen ...
    Damals hatte sie eine Art Todesaura besessen, eine jenseitige Ausdünstung, die anfänglich jeden, der in ihre Nähe gekommen war, nicht nur rapide hatte altern lassen, sondern überdies auch zu blutrünstigen Taten angestachelt hatte.
    Diese »Aura«, so vermutete Beth inzwischen, hatte möglicherweise etwas mit der Art und Weise zu tun, wie sie hierher gelangt war. In die graue Vergangenheit, mit der sie - das glaubte sie mit Fug und Recht behaupten zu können - in ihrem Vorleben nicht das Mindeste zu schaffen gehabt hatte.
    Eigentlich bin ich tot, hielt sie sich vor Augen. Eigentlich bin ich längst verfault im Korridor bei Uruk. Dort, wo mir das Genick gebrochen wurde. Von IHR.
    Das Genick .
    In den fast zwei Jahrzehnten, die sie durch ein von Kriegen verheertes Europa gezogen war, hatten sie immer wieder phantomhafte Schmerzen im Nacken geplagt!
    Aber wie konnte das sein?
    Wäre ihr Körper wirklich im Tunnel der Zeit nahe Euphrat und Tigris den gewaltsamen Tod gestorben, an den sie sich wieder zu erinnern meinte, seit Landru die Blockade um ihr Gedächtnis gesprengt hatte - wie hätte dieser Leib dann hier, in dieser Zeit, nicht nur wieder leben, atmen und die Welt mit allen Sinnen wahrnehmen, sondern auch ein Kind heranreifen lassen und gebären können .?
    Sie war nicht normal.
    Nicht schwach und bis ins kleinste erklärbar wie andere Menschen.
    Doch damit hätte sie leben können. Die »Frau ohne Haut« zu sein, damit hatte sie sich in all den Jahren auch abgefunden.
    Aber sie war immer der Überzeugung gewesen, David mit einem ihrer Freier in der Herengracht zu Amsterdam gezeugt zu haben -aus dem Leichtsinn heraus, der ihrer Naivität und Verwirrtheit zu jener Zeit entsprungen war .
    Sie hatte es geglaubt und sich daran geklammert, doch im Kern ein Mensch zu sein und eines Menschen Kind ausgetragen zu haben!
    Bis heute, bis zu dieser Stunde, als sie das greise Wrack hatte rufen hören: »Seid gegrüßt - Mutter!« Und bis Belier beim Anblick der drei Monstrositäten, die sich vor ihren Augen zu einem einzigen, furchtbaren Geschöpf zusammengefügt hatten, gekrächzt hatte: »Stellt euch hin, wie es sein muß, auf daß es beginnen kann - eine neue Zeit soll anbrechen. Eure Zeit, Vater!«
    Vater .!
    Hieß das, daß Er sie geschwängert hatte?
    Daß Er, der jetzt im gesponnenen Kokon widernatürlicher Spinnen verschwunden war, sie im Haus Herengracht 13 besucht hatte, in einer seiner . Masken?
    Daß David - dieses häßliche, siechende, von wächserner Haut umspannte wandelnde Skelett - SEIN Sohn war?
    Ein Kind des Teufels .?
    Der Gedanke schnürte ihr schier die Luft ab. Und dies, obwohl das Gespenst, in dessen Umarmung sie wie auf Flügeln binnen Sekunden von Paris hierher gereist war, die letzten Dämme in ihr niedergerissen hatte, die letzten Skrupel erstickt und sie zu einem grausigen Pakt genötigt hatte,
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