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Die Spur des Dschingis-Khan

Titel: Die Spur des Dschingis-Khan
Autoren: Hans Dominik
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ihr tief zu Herzen.
    Francis Garvin reichte den Brief, den er bisher in der Hand gehalten hatte, an Witthusen.
    »Lesen Sie selbst und sagen Sie mir, ob ich nicht recht habe, wenn ich den Wunsch John Deweys als reichlich naiv bezeichne. Wäre es nicht gerade so, als ob ich einem Gegner dieselbe Waffe reichen wollte, mit der ich ihn eben erst besiegte? Isenbrandts Erfindungen gehören durchaus uns. Lizenzen werden nur an zuverlässige Leute gegeben, und auch dann nur zu Zwecken rein wirtschaftlicher Natur. So groß sind die Möglichkeiten und Auswirkungen der Erfindung, daß Forscherarbeit von Jahren dazu gehört, um sie zu erschöpfen. Die Gefahren, die sie birgt, sind größer als die dem Laien zunächst offensichtlichen Vorteile. Ein Kollegium von europäischen Gelehrten hat sich bereits an diese Riesenarbeit gemacht. Schon bei der Besprechung der Vorfragen ist man sich schlüssig geworden, daß an eine allgemeine Freigabe der Erfindung auch nur für Europa vorläufig nicht zu denken ist. Nur dann kann es glücken, die Naturgesetze so zu meistern, daß nur Nutzen und kein Schaden entsteht, wenn diese Forschungen abgeschlossen sind und dann von einer Stelle, in der sämtliche Nationen der Erde vertreten sind, aus nach einem festen Plan und Willen gearbeitet wird. Afrika wird vielleicht noch lange warten müssen.«
    *

Nachdem die Dinge in Asien geordnet waren, war Isenbrandt nach Berlin zurückberufen worden und in das Direktorium der E. S. C. eingetreten. Nach jenen sensationellen und politisch so einschneidenden Vorgängen war es von den Berichterstattern der großen internationalen Presse bestürmt worden, die ihn, den Drachentöter, wie ihn der Volksmund nannte, interviewen wollten.
    Doch kein Wort war über seine Lippen gekommen. Auch jetzt, nachdem bereits mehrere Monate vergangen waren, verlautete nichts Näheres über seine wunderbaren Entdeckungen. Übereinstimmend hatten sich natürlich die gelehrten Köpfe jeder Art dahin geäußert, daß diese Entdeckungen in ihrer Anwendung einen völligen Wandel der Weltwirtschaft zur Folge haben müßten. In ununterbrochenen Artikeln beschäftigte sich die Presse der ganzen Erde damit und erschöpfte sich in Vermutungen, ob und wann diese Erfindungen zur allgemeinen Kenntnis und Anwendung kommen würden.
    Eine allgemeine Weltkonferenz aller Nationen würde über die schwierige Frage entscheiden müssen, wie und wo diese so scharf in den Gang der Natur eingreifenden Mittel arbeiten durften. Bisher war jedoch von einer Einberufung einer solchen Konferenz nichts bekannt.
    Bereits jetzt regten sich Stimmen, die Europa beschuldigten, das Mittel für sich allein behalten zu wollen. Nur das war bekannt geworden, daß die Analysen und die genauen Beschreibungen der Verfahren an wohlgesicherten und versteckten Orten aufbewahrt seien. Und auch dies war nur geschehen, um der Welt das Zwecklose eines etwaigen Attentats auf den Erfinder klarzumachen.
    Am Bismarckdamm in Berlin stand Wellington Fox vor dem Palast der E. S. C. und wartete auf Georg Isenbrandt. Die Herbstsonne stand schon tief, als der Erwartete endlich aus dem Gebäude trat.
    »Das hat ja lange gedauert, Georg!«
    »Oh, entschuldige, Fox. Aber die Sitzung war von großer Wichtigkeit.«
    »Schadet auch nicht viel. Es fiel mir, während ich hier warte te, so mancherlei von dem ein, was sich ereignet hat, seitdem ich das letztemal hier stand.
    Ein schicksalsreicher Sommer! Und vieles von dem, was geschah, seitdem wir uns trennten, bleibt noch zu erzählen. Ich denke, wir gehen den Weg zu deiner Wohnung an diesem schönen Herbsttag zu Fuß.«
    Sie bogen von dem hohen Damm zu dem tiefergelegenen Havelufer ab, das mit einem Kranz stattlicher Landhäuser besäumt war. Wellington Fox begann, während sie langsam der sinkenden Sonne nachschritten:
    »Denk dir nur, vorhin erhielt ich die Nachricht aus Amerika, daß es dort immer noch unter der Asche glimmt. Der Widerstreit scheint nicht zur Ruhe kommen zu wollen.«
    »Wird so schnell nicht zur Ruhe kommen!« warf Isenbrandt ein.
    »Du hast recht, Georg. Aber man kann doch nicht sämtliche schwarzen Bürger der Union auf Schiffe verfrachten und nach ihrer Heimat zurückschicken.«
    »Natürlich nicht! Aber man sollte es machen, wie man es vor 150 Jahren im kleinen in Liberia machte. Die schwarze Intelligenz muß dabei den Anfang machen. Sie findet in der neuen alten Heimat ein unendlich viel reicheres Betätigungsfeld. Ich bin auch fest überzeugt, daß bei dem Stolz der
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