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Die Spur des Dschingis-Khan

Titel: Die Spur des Dschingis-Khan
Autoren: Hans Dominik
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schwerfällt, aus Garvins Palace zu fliehen.«
    »Danke, Mr. Garvin! Leb wohl, Helen!«
    Er zog sie an sich und küßte ihr die Tränen von den Wangen.
    Helen sah ihrem Verlobten nach. Dann hörte sie den Wagen anfahren. Noch ein Winken der Insassen, und dann war er um eine Wegbiegung verschwunden.
    Während die Hauptmasse des aufgehetzten Pöbels sich noch beim Plündern der Läden in den großen Geschäftsstraßen aufhielt, war eine offenbar besonders gut dressierte Gruppe, die unter einem außergewöhnlich gerissenen Führer zu stehen schien, ganz überraschend durch unbewachte Seitenstraßen in das Viertel von Nob-Hill eingebrochen. Fast ungehindert, nur mit vereinzeltem Widerstand der Bewohner kämpfend, hatten sie eine Reihe reicher Privathäuser ausgeräumt. Die Kostbarkeit ihrer Beute sprach für die Richtigkeit ihres Planes, der nach den Anweisungen des Führers streng systematisch durchgeführt wurde.
    Erst als sie sich dem Haus von John Dewey näherten, weigerten sich die Farbigen aus der Bande, hier mitzumachen. Nach kurzem, erregtem Wortwechsel trennte sich die Gesellschaft. Die meisten Farbigen zogen weiter, während der Rest mit dem weißen Gesindel in Deweys Haus eindrang.
    Das verschlossene Tor war schnell erbrochen. In der großen Halle des Erdgeschosses trat ihnen John Dewey entgegen, während eine kleine Gruppe Bedienter sich ängstlich im Hintergrund verhielt.
    »Was soll das? … Was wollen Sie hier?«
    Drohend aufgerichtet stand er vor den Eindringlingen.
    Einen Augenblick stutzte der Haufe.
    »Einen kleinen Zehrpfennig für die Reise!« erscholl es da aus dem Hintergrund.
    Dewey richtete seine Augen auf den Sprecher.
    »Sie, Mr. Cameron? … Sie hier unter diesen Plünderern?«
    »Sehr wohl, Mr. Dewey!«
    Collin Cameron war ein paar Schritte vorgetreten und stand dicht vor dem Hausherrn. Hohnlächelnd weidete er sich an der grenzenlosen Überraschung Deweys. Die Maske des Gentleman war von ihm abgefallen.
    »Sehr wohl, Mr. Dewey! Da unsere gemeinsamen Transaktionen nicht den gewünschten Erfolg gehabt haben, sehe ich mich genötigt, meinen Teil am Geschäft zu liquidieren. Da von dem bankrotten Haupthaus in Peking nichts zu erwarten ist, muß ich mich an den noch zahlungsfähigen Sozius … an das Haus Dewey halten … Da ich für Schecks in meiner augenblicklichen Lage keine Verwendung habe, möchte ich Sie ersuchen, die Rechnung in bar zu begleichen.«
    John Dewey stand starr. Mit einem Blick unsäglicher Verachtung maß er den Gegner. Collin Cameron hielt den Blick kühl lächelnd aus.
    »Mit Rücksicht auf unsere früheren angenehmen Beziehungen bin ich bereit, die Angelegenheit kulant zu erledigen. Ich wünsche nichts als den Schmuckkasten Ihrer Tochter … Aber auch auf diesen Kasten würde ich sogar verzichten, wenn Sie mir den Preis dafür in bar erlegen … Sie sehen, ich bin bescheiden.«
    Dewey hatte die höhnische Suada Collin Camerons zunächst mit beherrschter Ruhe angehört. Erst als der Name seines Kindes fiel, stieg Röte in sein Gesicht. In dem Augenblick, in dem Collin Cameron seine Worte mit einer ironischen Verbeugung schloß, stürmte er mit geballten Fäusten auf ihn los.
    »Hund …!«
    Ein Schlag seiner Rechten traf die Wange Collin Camerons.
    Im selben Augenblick war Dewey von einem Dutzend kräftiger Arme gepackt und zu Boden geschleudert. In rasender Wut halle Collin Cameron eine Schußwaffe gezogen und zielte auf den Daliegenden. Im letzten Augenblick besann er sich und steckte sie wieder zu sich.
    »Vorwärts!« rief er seinen Kumpanen zu. »Nehmt, was ihr findet!«
    Mit schnellen Sprüngen eilte er allen voran die Treppe empor. Während die meisten seiner Begleitung sich in den ausgedehnten Räumen zerstreuten, schritt er mit sicherer Ortskenntnis nach den Zimmern von Florence.
    Durch den Lärm aufmerksam geworden, trat sie ihm an der Tür entgegen. Fassungslos sah sie auf Collin Cameron und die wüsten Gestalten seiner Begleitung.
    »Was geht hier vor? … Wo ist mein Vater?«
    »Ihren Schmuckkasten, Miß Dewey … Etwas schnell, wenn ich bitten darf. Wir sind in Eile!«
    »Mein Vater! … Wo ist mein Vater? … Sie haben ihn getötet!«
    Mit einem Schreckensschrei suchte sie an Collin Cameron vorbeizukommen, um nach unten zu eilen.
    »Halt! Hiergeblieben! Ihrem Vater ist nichts geschehen … Zeigen Sie uns, wo Sie Ihren Schmuck verwahren, und alles ist in Ordnung!«
    Mit einem lauten Schrei »Vater!« taumelte Florence zurück.
    Wie im Nebel sah sie plötzlich
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