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Die Spur des Dschingis-Khan

Titel: Die Spur des Dschingis-Khan
Autoren: Hans Dominik
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den ersten Tagen des August. Eine schwüle, drückende Hitze lag über Frisko. Selbst auf dem hochgelegenen San Matteo vermochte die leichte Seebrise nur wenig Kühlung zu bringen.
    Auf der meerwärts gewandten Terrasse von Garvin Palace saßen Francis Garvin und Helen unter einem leichten Leinenzelt. Helens Hände spielten mit dem Papierstreifen des Wellentelegraphen. Das Schlagen einer Standuhr ließ sie aufhorchen.
    »Vier Uhr, Pa! Wellington muß schon in Frisko sein.« »Er muß jede Minute kommen!«
    »Mir scheint, Pa, deine Ungeduld nach Wellington ist größer als meine. Die Tatsache, daß sein Name jetzt in aller Munde ist, daß die Zeitungen auch außer der Chicago Press fast täglich über ihn schreiben, scheint dir gewaltig zu imponieren.«
    »Das gestehe ich unumwunden ein. Ich hätte das, was er hier in den letzten schweren Zeiten geleistet, nicht von ihm erwartet. Ich sehe nicht ein, weshalb er nicht auch später noch eine Rolle in der Politik der Union spielen sollte. Er hat den Kopf zu Größerem!«
    »Nur nicht! … Ich will keinen Politiker zum Mann. Die haben alle keine Zeit, an ihre Frau und an ihre Familie zu denken.«
    »Du bist eigennützig, Helen! Was ich sagte, war mein voller Ernst. Es wäre schade, wenn Wellington Fox seine große Begabung nicht voll auswirken lassen könnte.«
    »Hör auf, Pa, mit deinen Lobpreisungen. Ich erröte für Wellington. Er würde dich sicher auslachen, wenn er dich so hörte. Doch halt! Ich sehe ein Auto in den Park einfahren.
    Wellington ist darin. Der dort neben ihm ist sicher sein Freund Lowdale, den er sich aus Turkestan eingeladen hat. Er wurde in den Kämpfen mit den Kirgisen verwundet.«
    »Lowdale?« fragte Mr. Garvin. »Ist das jener Lowdale, der einst Florence …«
    »Ja, Pa!«
    »Dann ist es wohl gut, daß sie eben fort ist. Ein Zusammentreffen hier wäre sicher für alle peinlich gewesen.«
    »Ja, Pa! … Doch da sind sie schon.«
    Sie eilte dem Wagen zu. Mit einem großen Sprung stand Wellington Fox auf ebener Erde. Dann fing er sie in seinen Armen auf, und ein halbes Dutzend Küsse bekräftigte die Freude des Wiedersehens.
    »Immer wieder wie ein Brausewind!« schalt Helen, während sie sich aus seinen Annen losmachte. »Verzeihen Sie ihm, Mr. Lowdale!«
    Sie reichte dem Gast die Hand, während Wellington Fox zu Francis Garvin trat und angelegentlich mit ihm sprach.
    »Willkommen in Garvins Palace! Ich will Sie gleich mit meinem Vater bekanntmachen, der … was ist denn, Pa?«
    Die eben noch so heiteren Züge Garvins zeigten plötzlich einen tiefen Ernst.
    »Schlimme Nachrichten, Helen! Unsere Freude wird nur kurz sein.«
    »Was ist, Wellington?«
    Sie eilte zu ihrem Verlobten und drängte sich an ihn.
    »Unruhen in der Stadt, Helen! Der Pöbel aller Farben ist mobil. Irgend jemand hat es verstanden, der schwarzen Plebs unter Vorspiegelung politischer Ziele noch einmal zum Kampf aufzuhetzen.
    Schwere Stunden … vielleicht Tage … stehen bevor. Ich riet deinem Vater, sich mit dir sofort für alle Fälle auf eure Jacht zu begeben.«
    »Und du?« fragte Helen besorgt.
    »Wenn’s wo etwas Interessantes zu sehen gibt, muß ich doch der Chicago Press Meldung schicken können.«
    »Ach, Wellington! Wenn du nur deshalb hierbliebst, wäre ich ohne Sorge. Aber leider wirst du das nicht tun«, ihre Stimme zitterte, sie kämpfte mit unterdrückten Tränen. »Ganz sicher wirst du immer da sein, wo es am schlimmsten zugeht …«
    »… und kräftig mittun! Der Tanz wird gleich beginnen. Ich kam nur hierher, um euch zu warnen. Unser Wagen wartet, um uns sofort nach der Stadt zurückzubringen. Im Hafenviertel wird es inzwischen schon losgegangen sein. Der Hauptstoß richtet sich gegen Nob Hill, das Millionärsviertel …«
    »Nob Hill?« Sie drückte erschrocken die Hand aufs Herz. »Oh, die arme Florence! Vor kurzem noch war sie hier. Eine Viertelstunde früher hättet ihr sie hier getroffen.«
    »Verfl…!« preßte Fox durch die Zähne und warf einen Blick auf seinen Begleiter.
    Averil Lowdale war erblaßt. Trotz seiner äußeren Unbewegtheit war seine Aufregung unverkennbar. Ein düsteres Feuer brannte in seinen Augen.
    Fox hatte sofort begriffen.
    »Du siehst, Helen, daß wir sofort zurück müssen.«
    Er wandte sich zu Francis Garvin.
    »Sie werden sich unverzüglich mit Helen auf Ihre Jacht be- geben? Das Bewußtsein, daß Sie mit Helen außer Gefahr sind, würde mich sehr beruhigen.«
    »Ich werde Ihrem Wunsch willfahren, Mr. Fox, obwohl es mir
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