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Die Spur des Drachen

Titel: Die Spur des Drachen
Autoren: Jon Land
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das schlammige Wasser bis auf das Deck spritzte.
    Matabu stieß einen kehligen Schrei aus, wand sich und warf Ben ab. Geduckt hastete sie auf den nächsten Kühlraum zu und riss die Tür auf.
    »Los!«, rief Captain Lockridge vom Ruderstand aus Danielle zu, als der Raddampfer sich der Küstenlinie unterhalb der Klippen an den Jefferson-Kasernen näherte. »Wir haben nur einen Versuch!«
    »Bringen Sie mich so nahe wie möglich heran.«
    Als sie an der Brücke vorbeiglitten, gelang es Lockridge, mit der Steuerbordseite der Spirit of St. Louis den ersten Ölkahn des Schleppzugs am Heck zu streifen. Danielle sprang auf das höher gelegene Deck, landete hart und ließ sich nach vorn fallen, um nicht abzurutschen.
    Der kleinen Besatzung des Ölkahns war sie gar nicht aufgefallen. Die Männer hatten ihre ganze Aufmerksamkeit auf das Ufer von Illinois gerichtet, an dem das Kühlschiff auf Grund gelaufen war. Danielle huschte zwischen Tanks hindurch, sprang über Rohrleitungen und Schläuche, zog ihre Pistole und lud durch.
    Sie schoss in die Luft, um die Aufmerksamkeit der Männer zu erlangen. Wie auf Kommando drehte die Besatzung sich um. Erschrecken lag auf den Gesichtern.
    »Runter vom Schiff! Sofort!«, rief Danielle ihnen zu und schwang drohend die Pistole.
    »Was …?«, brachte einer fassungslos hervor.
    »Runter hier! Springt!« Sie richtete ihre Pistole auf den Sprecher. Ihre funkelnden Augen ließen erkennen, dass sie die Waffe auch benutzen würde.
    Die Besatzungmitglieder gehorchten und sprangen über Bord. Zwei Mann jedoch waren unbemerkt im Kontrollraum zurückgeblieben. Verzweifelt versuchten sie, sich mit dem Schlepper in Verbindung zu setzten und den Kapitän aufzufordern, den Schleppzug zu stoppen. Danielle beachtete sie nicht. Stattdessen betrachtete sie die Bilgenkontrollen. Dann griff sie nach einem Wasserschlauch.
    Der Drache spürte, wie die Temperatur im Kühlraum stieg. Bestimmt war es nur Einbildung, doch sie vermeinte, das leise Knistern und Knacken zu hören, als die Truppen des Schwarzen Todes erwachten, um Verwüstung und Krankheit zu bringen, sobald die Kisten geöffnet waren.
    Der Drache würde sie hier drinnen öffnen, hier an Bord des Schiffes. Die Käfer würden instinktiv auf das Licht zusteuern, auf die Hitze.
    Auf Nahrung.
    Latisse Matabu bewegte sich auf die Kiste zu, die ihr am nächsten stand, und entriegelte den Deckel.
    In dem Moment, als sie ihn anhob, verdunkelte ein Schatten den Türrahmen.
    Ben warf sich auf Matabu. Beim Aufprall kippte die Kiste um und verteilte ihren Inhalt über den Boden. Schwarze Insekten krabbelten umher. Mehr sah Ben nicht, denn Matabu trat und schlug so wild auf ihn ein, dass er zu Boden ging. Dennoch kroch er ihr hinterher, als sie zur nächsten Kiste eilte.
    Sie hatte die zweite Kiste bereits geöffnet, als Ben sich an ihre Beine klammerte und versuchte, sie wegzuziehen. Sie heulte wütend auf und stieß ihn zur Seite; dann eilte sie aus dem Laderaum und zurück an Deck des Kühlschiffes. Sie entdeckte die Kalaschnikow sofort und hechtete darauf zu.
    Ben rappelte sich schwerfällig auf und wankte zur Tür. Er war benommen, und ihm war schwindelig. Er schmeckte sein eigenes Blut. Alles drehte sich um ihn. Er fürchtete, sich übergeben zu müssen. Als er an Deck gelangte, stach ihm das Tageslicht schmerzhaft in die verletzten Augen.
    Ein riesiges, ölverschmiertes Schiff fuhr unmittelbar längsseits. Ben sah Danielle, die in der Mitte an der Reling stand, einen schwarzen Schlauch in beiden Händen.
    Danielle drehte den Hahn auf und spürte, wie der Druck den Schlauch in eine fette Schlange verwandelte, die sich in ihren Händen wand. Sie hielt ihn fest, stellte sich breitbeinig hin, um das Gleichgewicht besser halten zu können und beobachtete, wie der Strom schwarzer, giftiger Flüssigkeit aus dem Schlauch schoss. Danielle richtete ihn auf das Kühlschiff. Die Flüssigkeit bedeckte die Kisten und breitete sich als dichter dunkler Film auf den Decks aus. Eine graue Schicht flimmerte in der Luft.
    Danielle hielt den Schlauch fest, solange sie konnte, wenngleich die Hitze ihr die Handflächen versengte. Der langsamer werdende Ölkahn glitt vorbei.
    Plötzlich erschien Latisse Matabu am Heck, die Kalaschnikow genau auf Danielle gerichtet.
    Öl lief ihren Körper hinunter. Matabu spürte es, als sie schussbereit dastand, den Adler aus ihren Träumen unmittelbar vor sich und genau im Visier. Aus den Augenwinkeln sah sie, wie der Falke von der Seite her auf
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