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Die Spur des Drachen

Titel: Die Spur des Drachen
Autoren: Jon Land
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nahm einen Schluck Kaffee und spie ihn beinahe aus, so bitter war er. Er gab reichlich Zucker hinein. Als auch das nichts half, ging er zur Theke und bestellte einen Tee. Als er zum Tisch zurückging, saß dort ein Mann in Anzug und Keffiyah, der im Stuhl gegenüber Platz genommen hatte.
    »Wer hat Sie geschickt, sagten Sie?«, fragte Black.
    »Ich habe gar nichts gesagt.«
    »Jemand mit Einfluss, würde ich sagen.«
    »Damit liegen Sie richtig.«
    Black nahm einen Schluck und stellte fest, dass der Tee nur wenig besser schmeckte als der Kaffee. »Sie haben ein ernstes Problem, was die Getränke in diesem Land angeht. Ich frage mich, ob Ihr Boss nicht etwas dagegen unternehmen kann.«
    »Keine Sorge«, sagte der Mann ihm gegenüber und beugte sich vor. »Sie werden nicht lange hier sein. Der Mann, den ich vertrete, hat einen Auftrag für Sie.«
    »Ich bin teuer.«
    »Er kann es sich leisten.«
    »Wohin reise ich denn?«
    »In die Vereinigten Staaten.«
    Black verzog das Gesicht. »Normalerweise ist es nicht klug, dort zu scheißen, wo man wohnt.«
    Der Mann schob ein Foto über den Tisch. »Sie kennen diese Frau, nehme ich an.«
    Jim Black starrte ins Gesicht von Danielle Barnea. »Sie machen Witze. Mann, ich komme einfach nicht los von diesem Weib …«
    »Wie meinen Sie das? Ich glaube, ich kann Ihnen nicht ganz …«
    »Schon gut«, sagte Black. »Sagen Sie mir einfach, wo ich die Frau finde.«

95.
    Ben und Danielle flogen von Sierra Leone aus im Militärjet nach Westen. Es war ein unbequemer Flug, der sie zwischen Tankstops und plötzlichen Turbulenzen um den Schlaf brachte.
    Kurz von dem Ziel schlug Danielle die Augen auf und sah, dass Ben sie anschaute.
    »Wir sind bald in New York«, sagte er. »Gut, dass wir dort nicht von Bord müssen.«
    »Mir ist während der letzten Woche etwas klar geworden«, erwiderte Danielle. »New York hat mir mehr genommen als nur das Baby: Es hat mir auch den Mut genommen. Als Mutter war ich gezwungen, meine Einstellung zu ändern, meine Prioritäten. Keine Risiken mehr, keine Einsätze, keine Abenteuer. Alles, was ich gewesen war, musste sich ändern. Dann haben wir das Baby verloren. Trotzdem – ich hatte mich verändert und konnte es nicht mehr umkehren.« Sie blickte Ben an. »Ich habe dir die Schuld gegeben, weil ich mich selbst schon so sehr hasste, dass ich mir gleichgültig war. Du hattest alles riskiert, um das Kind zu retten, genau wie du jetzt alles riskierst. Zum Dank habe ich dir den Rücken zugekehrt. In Sierra Leone ist mir das alles klar geworden.«
    »Matabu?«
    »Ich habe sie angeschaut und zu viel von mir selbst gesehen. So schlimm ihr Leben auch war – sie selbst hat es noch schlimmer gemacht. Genau wie ich.«
    »Ich sehe die Parallelen nicht«, sagte Ben.
    »Man verliert die Hoffnung. Man gibt auf. Ich war auf dem Weg dorthin, wo Latisse Matabu jetzt ist, habe aber noch rechtzeitig Halt gemacht – Gott sei Dank. Denn ich kann gut darauf verzichten, an diesem Ort zu sein. Alles, was mir passiert ist, hat mich an den Rand eines Abgrunds getrieben, aber ich bin nicht gesprungen, so wie Matabu.«
    »Weil du dich nicht wirklich verändert hast«, sagte Ben. »Du hast es nur geglaubt. Du hast dich selbst so gesehen, wie Baruch und andere Politiker dich gesehen haben.«
    »Und wie siehst du mich?«
    Ben schaute Danielle und lächelte. »Genau so, wie ich dich haben will.«
    Drei Tankstops und endlose Warterei auf die Startgenehmigungen auf den internationalen Flughäfen sorgten dafür, dass sie erst kurz vor der Morgendämmerung auf dem Flughafen Lambert Field in St. Louis landen. Der Flugbetrieb war gerade aufgenommen worden; die ersten morgendlichen Passagiere trafen ein. Eine diplomatische Eskorte, arrangiert von Präsident Kabbah, wartete auf sie, als sie die Ankunftshalle erreichten. Die Eskorte hatte einen Wagen für sie bereitstehen, doch in letzter Sekunde entschied Danielle, ihn nicht zu nehmen. Sie traute Kabbahs Sicherheitsleuten noch immer nicht. Deshalb warteten sie und Ben, bis die Eskorte verschwunden war. Dann schlüpften sie aus dem Haupteingang und riefen ein Taxi. Den Seesack, den Kabbahs Verteidigungsminister für sie beschafft hatte, warfen sie in den Kofferraum, bevor sie auf der Rückbank Platz nahmen.
    Das Problem war jetzt, dass sie zwar wussten, dass Latisse Matabu und ihre Soldaten ins Land kommen und auf der Suche nach einem Schiff waren, aber sie wussten weder wo noch wann. Sie konnten nur hoffen, dass es ihnen gelungen war, noch
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