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Die Spur der Kinder

Titel: Die Spur der Kinder
Autoren: Hanna Winter
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quälende Ungewissheit wohl noch ertragen konnte, als es an der Tür klopfte.
    »Herein«,seufzte Fiona, ohne den Blick von den spielenden Kindern im Park zu nehmen.
    »Hallo, Fiona. Wie geht es dir? Ich habe mir ernsthafte Sorgen um dich gemacht.«
    Erschrocken fuhr Fiona hoch. Am Fußende ihres Bettes stand Jens Zach.
    Das Rattengesicht.
    »Was soll das? Was willst du hier?« Fiona schwang sich blitzschnell aus dem Bett. Doch schon in der nächsten Sekunde spürte sie, wie schwach sie noch auf den Beinen war.
    »Fiona … ich …«
    »Bleib, wo du bist!«, versuchte sie ihn mit abgespreizten Händen zu stoppen, während sie sich unmerklich dem roten Notknopf am Bett näherte. »Krieg dich wieder ein. Ich tu dir nichts. Wie lange willst du mir diese Geschichte denn noch nachtragen? Außerdem wollte ich mich lediglich von dir verabschieden«, grinste er. »Indien und so. Eine kleine Reise zu mir selbst, wenn du verstehst, was ich meine. Mein Betreuer sagt, das täte mir bestimmt gut.« Sein Grinsen wurde breiter, als er einen Schritt auf Fiona zu machte.
    Fiona wich zurück. »Fünfzig Meter, Jens, das war so vereinbart – und das hier sind höchstens zwei!« Ganz langsam verschwand ihre Hand hinter dem Rücken und erreichte den Notknopf.
    »Ach, komm schon …«, stöhnte Zach und bückte sich nach seinem Rucksack. Er zog den gelben Umschlageines Fotoladens heraus, den er bereits neulich abends im Treppenhaus dabeihatte, als er das rot leuchtende Notsignal über der Tür bemerkte.
    »Herrgott, Fiona, was soll denn das?« Er schmetterte ihr den Umschlag entgegen.
    Fiona schreckte abermals zurück.
    »Hier, da hast du, wonach du suchst!«, schrie er. »Hätte dir die Fotos ja schon vor zwei Jahren gegeben, aber wie du weißt, haben die scheiß Bullen mich eingebuchtet. Dein Glück, dass ich den Abholschein von dem Laden noch hatte.«
    Fiona stand reglos an der Wand und hatte nicht die geringste Ahnung, wovon Zach sprach.
    »Ach, noch was …«, sagte er, als er schon in der Tür stand und einen schnellen Blick über den Krankenhauskorridor warf. »Anfangs dachte ich, du wärst die Frau da. Woher hätte ich aus der Entfernung auch wissen sollen, dass du’s nicht bist – die trug ja ’ne Sonnenbrille und ’n Kopftuch. Außerdem war das da ja dein Verlobter und …«
    »Wolltest mir also doch wieder nachspionieren, ja?«, schnitt Fiona ihm das Wort ab.
    »Herrgott, bloß das eine Mal«, gab Zach mit einem lapidaren Achselzucken zu. »Verdammt, ich hatte ja keine Ahnung, was da abgeht. Ich hab wie immer einfach nur draufgehalten. Knips, knips, knips … und dann …«
    »Ich will deine Fotos nicht! Ich weiß längst, dassAdrian eine Affäre hatte! Und abgesehen davon …«
    »Scheiße, Fiona, davon rede ich doch gar nicht!«, unterbrach er sie nach einem prüfenden Blick über den Korridor. »Ach, sieh’s dir selbst an«, meinte er dann und rannte davon.
    Fiona atmete tief aus. Es dauerte eine Weile, ehe sie sich wieder gefangen hatte. Dann hob sie den Umschlag auf, setzte sich aufs Bett und zog eine Reihe von Fotos heraus, die Adrian und Theresa turtelnd an Deck der Blue Star zeigten. Betroffen schüttelte Fiona den Kopf. Weshalb sollte sie sich das antun? Trotzdem konnte sie die Bilder nicht aus der Hand legen. Moment mal!
    Hastig blätterte Fiona zurück.
    Da, im Hintergrund – das ist Sophie!
    Gebannt fuhr Fiona mit dem Sichten der Fotos fort, auf denen Adrian und Theresa immer intimer miteinander wurden, während Sophie alleine an der Reling spielte.
    Das darf doch nicht wahr sein, sie hat ja nicht mal Schwimmflügel an …
    Mit bebenden Händen hielt Fiona inne.
    Mein Gott!
    Es zerriss ihr beinahe das Herz, als sie auf einem der nächsten Fotos sah, wie ihr kleines Mädchen beim Spielen ins Wasser fiel, während Adrian sich an Theresas Bikinioberteil zu schaffen machte. Fiona schossen die Tränen in die Augen, während siedie restlichen Abzüge überflog, die das ganze Ausmaß der Tragödie dokumentierten: Adrian und Theresa waren bestürzt aufgesprungen. In ihren Gesichtern stand das blanke Entsetzen, als sie auf den Sog der Schiffsschraube im Wasser starrten. Auf dem letzten Foto, das Zach geschossen hatte, war im Kielwasser nur noch Blut zu erkennen.
    Blut, nichts als Blut, überall Blut!
    Fiona warf die Fotos beiseite und rang verzweifelt nach Luft. Von Kopf bis Fuß zitternd, spähte sie auf die Datums- und Uhrzeitangabe links unten auf den Bildern.
    Das also war es, was Jens Zach ihr die
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