Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Spur der Hyäne: Thriller (German Edition)

Die Spur der Hyäne: Thriller (German Edition)

Titel: Die Spur der Hyäne: Thriller (German Edition)
Autoren: Nick Brownlee
Vom Netzwerk:
bisschen anfreunden konnten. Wenn sie gemeinsam einen Thunfisch oder einen Wahoo aus dem Meer gezogen hätten, hätte das schon klappen können – nur leider lag der zukünftige Schwiegersohn mit akuter Seekrankheit in der Kabine, seit sie die ruhigen Gewässer innerhalb des Riffs verlassen hatten.
    »Okay, Sammy, ich komm runter.«
    Jake stellte den Steuerknüppel auf Leerlauf und kletterte über die Leiter nach unten.
    »Sie werden sicher schon müde«, sagte er zu dem Ernie und klopfte ihm auf die Schuler. »Soll ich mal eine Weile für Sie übernehmen?«
    »Wie ich Ihnen die ganze Zeit schon zu erklären versuche«, erwiderte der Ernie, das Gesicht zu einer schweißüberströmten Grimasse verzerrt, »ich glaube, ich hab einen Hai an der Angel.«
    Jake verfolgte die gespannte Schnur bis zum Wasser, und hinter der Ray-Ban weiteten sich seine Augen. Fünfzig Meter hinter dem Heck zappelte ein riesiges grauweißes Tier in den Wellen, dessen dreieckige Rückenflosse wie eine unmissverständliche Visitenkarte aus dem Wasser ragte.
    Du lieber Gott …
    »Ich glaube, da ist was dran, Kumpel«, meinte er zu dem Ernie. »Sie haben einen Zambi an der Angel.«
    »Einen was?«
    »Einen Grundhai.«
    Und groß war das Aas auch noch. Der wog wahrscheinlich nicht wesentlich unter zweihundertfünfzig Kilo. Eine Vierteltonne reiner Muskel und Verschlagenheit an einer Angelschnur, die eigentlich dazu gedacht war, einen Hundert-Kilo-Thunfisch aus dem Wasser zu ziehen. Warum die Leine nicht schon längst gerissen war, war ihm ein Rätsel. Und dass dieser dürre Lehrer es geschafft hatte, die Leine stückweise einzuholen, ohne aus seinem Stuhl gerissen zu werden und dem Vieh direkt in den Schlund zu fliegen, grenzte fast schon an ein Wunder. Eigentlich sah er so aus, als hätte er nicht mal die Kraft, die Haut von einem Reispudding zu ziehen.
    »Sammy, bring mir den Drillgürtel!«
    Der Junge rannte zu den Kisten, in denen sie ihre Ausrüstung verwahrten, und kam mit einem Ledergeschirr zurück, das Jake sich rasch über die Schulter warf und um den Bauch schnallte.
    »Okay. Jetzt rauf auf die Brücke.«
    Während Sammy die Leiter hochkletterte, nahm Jake vorsichtig das Ende der Angel aus dem Rutenhalter am Kampfstuhl und rammte sie in die Halterung vor seinem Bauch. Unterdessen tauchte der Hai jäh in die Tiefe ab. Die Angel bog sich bis an den Rand ihrer Belastungsgrenze, während Jake sich leicht vorbeugte, dann aber langsam anzog und mit aller Kraft Leine einholte.
    »Na los, Sammy!«
    Die altersschwachen Dieselmotoren der Yellowfin erwachten stotternd zum Leben, als der Schiffsjunge den Gang einlegte. Ohne die Augen von dem Hai zu nehmen, lenkte er das Boot mit erfahrenem Auge so, dass es dem Fisch folgte.
    Unten troff Jake bereits vor Schweiß, und seine Arme und Beine brannten. Er hatte den Drillgürtel schon oft benutzt, um einem Ernie in Nöten zu helfen. Aber einen Marlin einzuholen war ein Kinderspiel verglichen mit dem Kampf gegen so ein Monster.
    Trotzdem …
    Fünfzehn Minuten vergingen. Dreißig. In der Gluthitze spürte Jake langsam, dass der Widerstand des Hais nachließ. Wurde das Aas langsam müde? Es schien ihm kaum denkbar. Doch dann brach plötzlich die Rückenflosse durchs Wasser, und zu seinem Staunen sah er, dass der riesige Fisch nur noch drei Meter vom Boot entfernt war.
    »Du lieber Himmel«, rief der Ernie. »Jetzt schau sich einer an, wie groß der ist.« Er wich zurück und nahm Kurs auf die Kabine, um seinen Schwiegersohn vom Totenbett zu holen.
    Groß war er allerdings, wahrscheinlich fünf Meter vom Maul bis zur Schwanzspitze, und einen Meter in der Breite. Was Jake dem Ernie nicht verraten hatte – und woran er im Augenblick selbst nicht so gerne denken wollte –, war die Tatsache, dass der Grundhai Menschen angeblich am gefährlichsten wurde – gefährlicher als alle anderen Haiarten, Weißer Hai inklusive. Wie war das mit diesem Schwimmer, der nur wenige Meter vom Ufer entfernt angegriffen worden war? Höchstwahrscheinlich ein Zambi . Diese Spezies hatte auch nichts gegen Süßwasser, weswegen man ihr nachsagte, dass sie durchaus mal die Flüsse hochschwamm und sich kleine Kinder aus dem seichten Wasser holte.
    Und so einen, dachte Jake, hole ich jetzt gerade mit einer Thunfischleine ein.
    Das würden sie ihm nie glauben in Suki Lo’s Bar in Flamingo Creek.
    »Sammy – mach dich bereit!«
    Doch der Junge war schon bei ihm, beugte sich über die Reling und rollte die Segeltuchbahn aus,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher