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Die Spur der Hyäne: Thriller (German Edition)

Die Spur der Hyäne: Thriller (German Edition)

Titel: Die Spur der Hyäne: Thriller (German Edition)
Autoren: Nick Brownlee
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schlimmer als einen Hund«, hatte Susan Gillen ihm erzählt. »Sie hat sie vor den anderen Kindern gedemütigt und bezeichnete sie als Missgeburt. Die anderen Nonnen waren entsetzt – aber niemand konnte etwas sagen oder tun. Gudrun regierte die Missionsstation mit eiserner Faust.
    Das Schlimmste dabei war, dass Rose ein so intelligentes Mädchen war. Sie war den anderen im Lesen und Schreiben weit voraus, und wenn man sich die Zeit nahm, sich mit ihr zu unterhalten, war es fast so, als würde man mit einem Erwachsenen sprechen. Doch sie musste nur in die Nähe von Schwester Gudrun kommen, und schon wurde sie wieder schikaniert. Vielleicht deswegen.
    Können Sie sich vorstellen, wie es sich anfühlt, wenn verbrannte Haut ausgepeitscht wird? Ich kann mir kaum ausmalen, was das Kind durch diese schlechte Frau für Qualen erlitten hat. Ich war froh, als sie ausriss. Jeder war froh. Wenn sie geblieben wäre, hätte Gudrun sie noch umgebracht, da bin ich ganz sicher.«

81
    B ruder Willem saß alleine in der Kirche von Jalawi, starrte auf das Kruzifix über dem Altar und betete um irgendeinen Wink, der ihm sagte, wie es jetzt weitergehen sollte.
    Doch Jesus blickte mit seinen hölzernen Augen nur ausdruckslos an die Decke – wie Er es immer tat. Blutrinnsale flossen von Seiner Dornenkrone, aus der dramatischen Wunde in Seiner Seite und aus den Löchern in Händen und Füßen, durch die man ihm die Eisennägel getrieben hatte. War so viel Blut eigentlich wirklich nötig? So viel demonstratives Leiden? Wie immer war Er zu sehr mit sich selbst beschäftigt, um sich um die Probleme anderer zu scheren. Da predigte er nun, dass man gut sein müsse – aber wo war Er, wenn man Ihn einmal brauchte?
    Und im Moment brauchte Willem wirklich jemanden. Irgendein Zeichen. Bald würde die Polizei hier sein. Sie hatten ihm noch vierundzwanzig Stunden gegeben, damit er seine Angelegenheiten in Jalawi in Ordnung bringen konnte, aber dann würden sie ihn holen. Er wünschte sich doch nur ein winziges spirituelles Zeichen, ein winzig kleines Wunder, das seine Dunkelheit erhellt hätte.
    Aber nein. Nichts. Willem starrte auf den Altar und das Taufbecken und das Kruzifix, und plötzlich sah er nur noch wertlose Gegenstände und abergläubischen Schnickschnack. Unglaublich, dass er sein erwachsenes Leben damit verschwendet hatte, diesem Mist eine höhere Bedeutung zuzuschreiben – dabei war er doch nur ein ganz gemeiner Gauner gewesen. Religion war nur das Gewand, mit dem er sein kriminelles Treiben legitimierte. Jetzt wurde ihm klar, dass er Gott nie geliebt hatte und Ihm auch nie hatte dienen wollen. Die Kirche war für ihn nur eine Beschäftigung für die Zeit, in der er sich ein neues Opfer suchte.
    Tja, nun würde er für seine Sünden in die Hölle kommen. Und das weiß Gott keinen Tag zu früh.
    »Fick dich doch«, zischte er.
    In einem jähen Anfall unkontrollierbarer Wut griff er nach oben und riss das schwere Holzkreuz von der Wand, so dass es krachend auf dem Altar landete. Die windige Konstruktion zerbrach sofort unter dem Aufprall, und Kerzen und andere Gegenstände flogen in sämtliche Richtungen. Eine Flasche Salböl zerbrach auf dem Boden, und ihr Inhalt fing sofort Feuer, als sie mit dem brennenden Docht einer Kerze in Berührung kam. Im nächsten Moment leckte die Flamme auch schon an der weißen Altardecke, und plötzlich brannte alles lichterloh.
    Willem sah das Feuer und versuchte instinktiv, es auszutreten. Doch es hatte sich bereits zu stark ausgebreitet, fraß sich seinen Weg durch den Stoff und entzündete auch die Wand mit den aufgemalten Szenen aus den Evangelien. Der Priester wich erschrocken mit offenem Mund zurück. Doch während die Flammen sich gierig zu den Dachbalken vorarbeiteten, stellte er fest, dass der Anblick ihn ganz in seinen Bann schlug.
    Ja , dachte er. Das war das Zeichen, auf das er gewartet hatte. Hier war seine Erlösung – sein Ausweg.
    Er hob das Kreuz vom Boden auf, drückte Christi gepeinigten Leib fest gegen seinen und wandte die Augen gen Himmel. Als ein Teil des Daches einstürzte und den Blick auf ein Stück blauen Himmel freigab, war Willem überzeugt, dass er nun doch Gottes Antlitz schauen würde.

    Der dicke schwarze Qualm, der von dem brennenden Dorf aufstieg, war noch meilenweit im Umkreis von Flamingo Creek zu sehen. Im privilegierten Allerheiligsten des Yachtclubs beobachteten die Mitglieder das Schauspiel von ihrem Balkon aus und überlegten laut, ob sich das Feuer wohl
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