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Die Spur der Hebamme

Titel: Die Spur der Hebamme
Autoren: Sabine Ebert
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packen.
    Auf Christians Zeichen hin stellten sich Kuno und Bertram an den Ausgang, um den Männern die Waffen abzunehmen.
    »Glückliche Reise, Mistkerl!«, verabschiedete Kuno seinen Stiefbruder Martin mit unverhohlener Schadenfreude. »Besser, du lässt dich nie wieder hier blicken. Ich kenne einen Schmied,der dir nur zu gern den Rücken weichklopfen würde. Genaugenommen zwei, wenn ich es mir richtig überlege.«
    Hastig sah Martin sich um, ob Gertrud ihm folgte, dann stolzierte er mit hochmütiger Miene vom Burghof. Doch schon nach ein paar Schritten wurde er immer schneller, bis er schließlich rannte, um außer Sichtweite zu kommen. Die hinter ihm gingen, taten es ihm nach, bis schließlich unter dem Spott und befreienden Gelächter der Dorfbewohner die ganze Mannschaft davonrannte.
    Christian saß ab und übergab das Pferd einem Stallburschen. Sofort eilten Hildebrand und Griseldis herbei, knieten nieder und hielten ihm einen weiteren Willkommenstrunk entgegen. »Dürfen wir in Euren Diensten bleiben, Herr? Wir haben hier die Aufsicht über das Gesinde geführt«, fragte der Kahlkopf unterwürfig.
    Christian blickte mit regloser Miene auf die beiden, die es nie verwunden hatten, dass Hildebrand nicht mehr Dorfältester war. Sie hatten sich Randolf angebiedert, um wenigstens ein paar Menschen befehligen zu können.
    Griseldis schien seine Gedanken zu erraten. »Ihr müsst das verstehen, Herr. Wir sind in die Dienste des Vogts getreten, um das Gesinde zu schützen. Um für gut Wetter zu sorgen«, versicherte sie händeringend.
    »Kannst du mir einen Knecht oder eine Magd nennen, die ihr vor seinen Prügeln bewahrt habt?«, verlangte Christian zu wissen.
    Das beschämte Schweigen der beiden war Antwort genug.
    »Ich will hier um mich herum nur Leute sehen, von denen ich sicher weiß, dass sie treu zu mir halten«, verkündete er. »Ihr habt zu früh die Seiten gewechselt. Vielleicht hat der Bergmeister Verwendung für euch.«
    Ohne ein weiteres Wort verließen die beiden den Hof.
    Christian sah um sich. Dann rief er einen jungen Burschen heran, von dem er wusste, dass der zu Peters heimlicher Truppe gehörte, und ließ ihn den Koch holen.
    »Wie sieht es aus: Gibt die Vorratskammer Essen und ausreichend Bier für ein paar Dutzend Leute her?«
    Doch noch ehe der Küchenmeister zu einer Antwort ausholen konnte, winkte er ab. »Ach was, tu dich mit Mechthild und Hiltrud zusammen, setzt einen großen Kessel Brei auf und stecht ein Fass Bier an. Heute Abend gibt es ein Fest für alle, die mit uns feiern wollen!«
    Unter dem Jubel der Umstehenden begann nun jeder, die ihm zugewiesenen Aufgaben zu erfüllen.
     
    Christian wollte mit Lukas und Marthe ungestört die Vorhaben für die nächsten Tage besprechen. So gingen sie zu dritt in die Kemenate von Randolfs Haus – jenen Raum, den die beiden Männer schon einmal betreten hatten, als sie von dem drohenden Überfall aufs Dorf erfahren hatten.
    Marthe sah sich um und zog fröstelnd die Schultern hoch.
    »Werden wir hier leben müssen?«, fragte sie, und ihr Unbehagen war nicht zu übersehen. Die Vorstellung, mit Christian in dem Bett zu liegen, das bis vor kurzem noch Randolf gehört hatte, erfüllte sie mit Abscheu.
    Christian verstand, auch ohne dass sie noch etwas hinzufügte. »Wir bleiben vorerst in unserem Haus, bis alles hier so weit hergerichtet ist, wie wir es haben wollen. Und das Prunkstück« – er wies mit dem Kopf auf das mit schweren Vorhängen umgebene Bett – »überlassen wir dem Pater; natürlich nur für seine hohen Gäste.«
    Er lächelte Marthe aufmunternd zu, und sie lächelte mühsam zurück. Vielleicht würden sie nach all den Geschehnissen einige Zeit brauchen, um wieder zu der alten Vertrautheit zurückzufinden.Vielleicht aber genügten auch nur ein paar Augenblicke zu zweit. Das würde die Zukunft bald zeigen.
     
    Diesmal waren auf dem Burghof Tische und Bänke aufgebaut, um die unverhoffte Rückkehr von Christian, Marthe und Lukas und vor allem Christians Ernennung zum Burgvogt zu feiern.
    Der neue Vogt und seine Frau ließen lächelnd die Segenswünsche und Hochrufe über sich ergehen. Dann erhob sich Christian von seinem Platz. Rasch verstummten Gelächter und Gespräche, alle Augen richteten sich auf ihn.
    Seine Miene wurde unversehens ernst.
    »Ich bitte euch, sprecht mit mir ein Gebet für das Seelenheil des jungen Konrad«, bat er. »Am Tag seiner Erhebung in den Ritterstand, der der bisher schönste Tag in seinem jungen Leben
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