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Die Spur der Hebamme

Titel: Die Spur der Hebamme
Autoren: Sabine Ebert
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ihm die Hand auf die Schulter. »Ich danke Euch, dass Ihr meinen Sohn gerächt habt. Das macht ihn zwar nicht wieder lebendig, aber es tut gut, zu wissen, dass sein Mörder nun in der Hölle büßt.«
    Christian verneigte sich. Dann wollte er vor Otto niederknien, wie es seine Pflicht war. Doch der Markgraf hinderte ihn daran, indem er ihn an den Oberarmen packte.
    »Ich werde Euch das nie vergessen«, sagte er.
    Auf ein Zeichen Ottos hin verstummte die jubelnde Menschenmenge.
    »Der Ausgang des Kampfes ist eindeutig«, verkündete der Markgraf. »Der Verräter ist bestraft. Meinen treuen Ritter Christian werde ich zum Dank für seine Dienste so belohnen, wie er es verdient.«
    Er legte eine Pause ein und tauschte einen Blick mit Hedwig. Sie würde zufrieden mit ihm sein, wenn sie seinen Entschluss vernahm.
    »Mit dem heutigen Tag ernenne ich diesen Ritter zum Vogt der Christiansdorfer Burg.«
    Wieder ertönte Jubel. Doch die meisten Menschen vermochten nicht zu erfassen, was diese Worte für Christian, Marthe und ihre Freunde bedeuteten.
    Ja, jetzt konnten sie wieder an die Verwirklichung ihres Traumesgehen, des Traumes von einem besseren Leben für alle, die unter großen Wagnissen in den Dunkelwald gezogen waren und dort Land urbar gemacht hatten: ihre neue Heimat.
    Das Glück würde nicht ungetrübt sein. Nach wie vor würde Pater Sebastian auf der Lauer liegen, um jedem Missliebigen – allen voran Marthe – eine schlimme Verfehlung nachzuweisen. Neue Diebe würden kommen, und so mancher Wankelmütige, Heuchler oder Verräter würde Misstrauen säen und ihr Vorhaben erschweren. Aber nun hatten sie es in der Hand, das Beste daraus zu machen. Willkür und Blutherrschaft sollten ein Ende finden.
    Christian taumelte, als Otto ihn umdrehte, damit die Menschen ihm zujubeln konnten.
    Alles, was dann geschah, rauschte an ihm vorbei, bis er endlich zu Marthe gehen durfte. Sie fiel ihm um den Hals und weinte vor Erleichterung. »Es ist vorbei«, schluchzte sie. Genau diese Worte hatten noch vor wenigen Augenblicken sein Denken ausgefüllt.
    Die Menschen gingen zurück zum Burgberg, während sich ein paar Reisige daranmachten, Randolfs Leichnam beiseite zu zerren.

Herr und Herrin von Christiansdorf
    Mit Rücksicht auf den toten Konrad fand weder eine Feier noch ein Festmahl statt; Dietrich und seine Brüder hatten gelobt zu fasten, bis entschieden war, dass ihr Sohn und Neffe auf christlichem Boden bestattet werden durfte.
    Die markgräfliche Familie, aber auch Christian, Marthe und ihre Freunde verbrachten die Nacht gemeinsam bei der Totenwache. Niemand sprach ein Wort, abgesehen von leise geflüsterten inbrünstigen Gebeten.
    Die verbliebenen Turniergäste wurden am nächsten Morgen verabschiedet. Markgraf Dietrich schickte einen Boten mit einem Brief zum Kaiser, in dem er das Vorgefallene schilderte und um Verständnis bat, dass er ihm erst über die Alpen folgen könne, wenn er für das Seelenheil seines einzigen legitimen Erben gesorgt hätte.
    Dann brachen Otto, Dietrich und ihre Brüder nach Magdeburg auf, um bei Erzbischof Wichmann vorzusprechen und ihn zu bitten, den Bann aufzuheben und zu erlauben, dass sein Großneffe in geweihtem Boden zur Ruhe gebettet wurde.
    Auch Raimund ritt zu seinen Ländereien, um Elisabeth endlich von der Ungewissheit zu erlösen, ob er lebend und gesund zurückgekehrt war. Er bekam sogar sein Pferd zurück, das er Christian geliehen und das Ulrich von Böhmen bei seiner Rückkehr aus Eisenach mitgebracht hatte. So konnte Christian wieder seinen Rappen reiten. Raimund versprach Christian und Marthe, umgehend und höchstpersönlich und zusammen mit Elisabeth die Kinder Thomas und Clara zurück zu ihren Eltern zu bringen.
     
    Christian, Marthe und Lukas schlossen sich auf dem ersten Teil der Wegstrecke der markgräflichen Gesandtschaft an. Johanna war bei ihnen, überglücklich, dass sie sich nicht mehr verstecken und vor Randolf und seinen Männern fürchten musste. Eine größere Gruppe Reisiger begleitete sie – Männer, die Arnulf dafür ausgewählt hatte, die Christiansdorfer Burg und das Silber zu beschützen, da Christians Männer fast alle niedergemacht worden waren.
    Nach einem halben Tagesritt bog Christians Gruppe Richtung Süden ab, um dem Pfad zu folgen, der in ihr Dorf führte. Kaum jemand sprach ein Wort. Jeder hing seinen eigenen Gedanken nach – an Konrad, Christians Sieg über Randolf, die Zukunft ihres Dorfes.
    Johanna hingegen war ganz von der Vorstellung
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