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Die Spur der Hebamme

Titel: Die Spur der Hebamme
Autoren: Sabine Ebert
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erfüllt, wie wohl ihr Wiedersehen mit Kuno ausfallen würde, und immer wieder huschte verlegene Röte über ihr hübsches Gesicht.
    Wer wird uns diesmal wohl zuerst entdecken?, überlegte Christian, als sie sich dem Dorf näherten.
    Plötzlich ertönte ein gellender Pfiff, Augenblicke später stand Peter atemlos vor ihnen und fiel mit ausgebreiteten Armen auf die Knie. »Endlich seid Ihr zurück, Herr«, rief er strahlend. »Das wird aber auch Zeit!«
    Schon tauchten auch Kuno und Bertram auf, die durch Peters Signal alarmiert worden waren.
    Kuno schaffte es nur mit Mühe, den Blick von Johanna loszureißen und seinem Dienstherrn Bericht zu erstatten.
    »Randolf und seine Ritter sind nicht da«, verkündete er. »Seine Reisigen hausen wie gewohnt, aber sie wagen es nicht mehr, sich an unseren Leuten zu vergreifen. Sie lassen auch die Schmiede in Ruhe. Nur die kleine Hanne, die mussten wir aus der Küche herausholen. Der Bergmeister hat sie als Magd genommen, Bertha kümmert sich um sie.«
    »Gut gemacht«, lobte Christian. »Und nach Randolf müsst ihr nicht mehr Ausschau halten. Er wird nicht zurückkommen. Nie mehr.«
    Kuno und Bertram starrten ihn mit aufgerissenen Augen an, aber niemand wagte zu fragen. Ihr Herr würde es schon erklären, wenn der Moment dafür gekommen war. Peter hingegen wollte mit einer Frage herausplatzen und wurde von Bertram durch einen kräftigen Stoß in die Rippen daran gehindert.
    Marthe und Lukas tauschten einen belustigten Blick über den Eifer des einstigen Diebes, Christian verkniff sich mit Mühe ein Grinsen. Dann setzten sich die Pferde für das letzte Stück Wegstrecke in Bewegung.
     
    Lukas ritt mit erhobenem Schwert voran ins Dorf.
    »Macht Platz für den Herrn und die Herrin von Christiansdorf«, rief er, so laut er konnte.
    Erschrocken schauten die Menschen von der Arbeit auf.
    »Begrüßt den Herrn und die Herrin von Christiansdorf«, rief Lukas dann, und auf seinen Befehl hin eilten die Dorfbewohner herbei und knieten nieder.
    »Der Allmächtige sei gepriesen, Ihr seid zurück!«, erklangen erleichterte Rufe.
    Mechthild arbeitete sich durch die Menge, um den Ankömmlingen einen Willkommenstrunk zu reichen.
    Während Christian einen kräftigen Schluck nahm und dann den Becher weitergab, ließ Marthe nachdenklich den Blick über die Menschen wandern, die da vor ihr knieten.
    »Die Herrin von Christiansdorf«, hatte Lukas gerufen. Immer noch verspürte sie Unbehagen, so genannt zu werden. Sie wollte keine Herrin sein, sie wollte nicht, dass die Menschen vor ihr auf die Knie fielen, die vor ein paar Jahren noch ihre Gefährten, Gleichgestellte waren. Macht konnte jeden Menschen verderben.
    Doch sie hatte ihre Lektion gelernt. Sie und Christian würden den neuen Rang brauchen, um sich und die Menschen in ihrer Obhut zu schützen. Macht warf man nicht einfach so weg. Es lag allein bei ihr, ob sie sich davon verderben lassen würde.
    Christian erwiderte die Willkommensgrüße der Dorfbewohner und lenkte dann zur allgemeinen Verwunderung den Rappen nicht zu seinem Haus, sondern zur Burg.
    »Der Burgvogt ist nicht da«, beschied ihm einer von Randolfs Reisigen mit misstrauischer Miene.
    »Der Burgvogt steht genau vor dir«, entgegnete Christian herrisch. »Lass uns ein und ruf die Mannschaft zusammen!«
    Der Reisige riss die Augen auf und wollte etwas erwidern, aber nach einem Blick auf Christians grimmiges Gesicht überlegte er es sich schnell anders und lief los.
    Diejenigen Dorfbewohner, die Christian bis hierher begleitet hatten, begannen angesichts dieser Neuigkeit aufgeregt zu wispern. Schließlich rannten die Jüngeren von ihnen los, um so viele Freunde wie möglich herbeizuholen, damit sie das Schauspiel nicht verpassten, das sich nun wohl gleich bieten würde.
    Christian, immer noch auf seinem Rappen, ließ die Wachmannschaft vor sich antreten.
    »Ihr seid allesamt aus dem Dienst entlassen«, verkündete er. »Sucht euch einen neuen Dienstherrn. Randolf ist tot. Markgraf Otto hat mich zum Burgvogt ernannt.«
    Als die Reisigen ihn erstaunt, verunsichert oder mürrisch anblickten, erstickte er jeden Widerspruch. »Wenn ihr klug seid, verschwindet ihr sofort. Bevor ich die Dorfbewohner frage, was ihr ihnen alles angetan habt und euch dafür zur Rechenschaft ziehe. Oder bevor sie es euch selbst heimzahlen. Glaubt mir, ich würde niemanden daran hindern.«
    Sofort gingen die Ersten zum Tor, während ein paar andere noch rasch zur Wachkammer liefen, um ihr Bündel zu
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