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Die Somalia-Doktrin (German Edition)

Die Somalia-Doktrin (German Edition)

Titel: Die Somalia-Doktrin (German Edition)
Autoren: James Grenton
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letztem Jahr ein internationaler Haftbefehl lief. Er hatte einen Heroinring geleitet, von der Provinz Helmand aus, einem der größten Anbaugebiete für Mohn überhaupt. Dann kam er mit einem Heroinproduzenten über Kreuz, einem Kriegsherren. Ihre Frau muss irgendwie dahintergekommen sein, deshalb schloss sie sich dem Zug an.«
    Jim umfasste den Griff des Bechers so fest, dass seine Knöchel weiß wurden. »Sie hätte mir Bescheid sagen sollen. Ich hätte ihr geholfen. Wir hätten zusammen an der Story arbeiten können.«
    »Adam Geriff – oder Harry, wie ich vielleicht sagen sollte – hat den Kriegsherrn aufs Kreuz gelegt. Er hatte seinen Auftrag bewusst durchsickern lassen. Er wollte, dass es zu einem Hinterhalt kam. Er forderte Luftunterstützung an. Man bombte den Kriegsherrn und seine Leute kurz und klein. Aber seine Vorgesetzten sind dahintergekommen. Also ist er ausgerückt, hat sich eine neue Identität besorgt und bei Universal Action angeheuert.«
    Jim holte tief Luft. Bilder von Carrie kamen ihm in den Sinn. Er verdrängte sie. »Wie ist sie gestorben?«
    »Harry hat sie von einer Steilwand gestoßen. Einer seiner Leute, der Sanitäter, hat ihn dabei gesehen.«
    »Es gab also doch einen Zeugen.« Jim spürte, wie ihm Tränen in die Augen traten. »Und Sie wussten, dass Geriff Carrie umgebracht hat. Warum hat mir das keiner gesagt?«
    »Es war nicht der richtige Zeitpunkt. Ich hatte Ihre Personalakte gesehen. Sie waren gerade erst über den Tod ihrer Frau hinweggekommen, als Sie zu uns kamen. Darüber hinaus litten Sie noch immer an der posttraumatischen Störung nach dem Irak.«
    Schweigend saßen sie da. Jim wusste nicht, ob er Relat anschreien sollte oder einfach weglaufen und Interpol für immer vergessen. Maxine berührte sanft seine Hand. Er umfasste sie und schloss die Augen.
    »Wo wir schon von Harry reden, wo steckt der denn?«, fragte Fabienne.
    Relat wies auf das Fenster. Es war Nacht geworden. Ein Licht näherte sich. Dann hörten sie das Dröhnen eines Flugzeugmotors. »Er kommt eben an – zusammen mit Othman, dem Kriegsherrn.«
    »Was werden Sie mit ihnen machen?«, fragte Fabienne.
    »Sie vor Gericht bringen. Wir leiten eine strafrechtliche Ermittlung gegen sie ein. Wir wollen schließlich wissen, was Universal Action so alles vorhatte. Deshalb müssen wir auch alles wissen, was Jim in Erfahrung gebracht hat.«
    »Was ist mit den weiteren Implikationen?«, fragte Fabienne.
    »Implikationen?«
    »Na zum Beispiel die Rolle der NROs überhaupt in Frage zu stellen«, sagte sie. »UA war absolut niemandem rechenschaftspflichtig. Kein Mensch wusste, was die mit ihrem Geld machen. Die haben ganz bewusst in Ländern gearbeitet, in denen die Rechtsstaatlichkeit zusammengebrochen war, Ländern ohne Gewaltenbalance. So etwas könnte jederzeit wieder passieren.«
    »Wir können da nicht viel tun, außer das Problem herauszustellen. Es liegt an der UNO und den einzelnen Staaten, etwas zu unternehmen. Hoffentlich lernt man aus diesem Fall.«
    »Was ist mit MainShield?«, fragte Maxine. »Das ist doch eine Armee, die jeder mieten kann. Das ist doch verrückt.«
    »Das Problem werden wir uns auch vornehmen. Die Sache ist nur die, dass die Regierung Bush ihnen den Rücken stärkt.« Mit verlegener Miene hielt Nicolas inne. »Und es ist gerade zu einem Deal mit ihnen gekommen, über Jenny.«
    »Was?«
    »MainShield hat versprochen, uns Harry und Othman lebend auszuliefern, zusammen mit dem IDP. Sie haben eine Maschine hingeschickt, um sie abzuholen. Im Austausch dafür, gewähren wir MainShield Immunität.«
    Jim schüttelte fassungslos den Kopf. »Die Leute sind Waffenschmuggler. Sie haben an Massakern mitgewirkt und alle möglichen anderen Verbrechen begangen. Und Sie lassen sie gehen? Das ist ein Riesenfehler.« Jim wandte sich an Maxine. »Das erklärt, warum sie es so eilig hatten, uns Harry abzunehmen.«
    »Wir wollten nicht zuletzt Ihre sichere Rückkehr garantieren«, sagte Relat. »Es besteht die hohe Wahrscheinlichkeit, dass MainShield Sie zum Schweigen gebracht hätte.«
    Das Dröhnen des Flugzeugs übertönte alles andere. Sie sahen zum Fenster hinaus. Die landende Cessna wirbelte kleine Staubtornados auf. Nachdem der Propeller zur Ruhe gekommen war, verließ Nicolas den Flachbau und lief mit eingezogenem Kopf hinaus. Jim und Maxine folgten ihm. Die Kenianer blieben zurück und sahen zu.
    Relat hämmerte an die Tür der kleinen Maschine. Der Pilot und die beiden Männer im Innern ignorierten
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