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Die Somalia-Doktrin (German Edition)

Die Somalia-Doktrin (German Edition)

Titel: Die Somalia-Doktrin (German Edition)
Autoren: James Grenton
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Missbrauchs von Ressourcen starten die Vereinten Nationen eine großangelegte Initiative zur Reform der NRO-Industrie.«
    Beider Köpfe fuhren herum, um auf den Bildschirm zu starren.
    »Laut einem der BBC vorliegenden vertraulichen Bericht von Interpol kam es bei der Welt größten NRO Universal Action nicht nur zur Zweckentfremdung von mehreren hundert Millionen Pfund, die Organisation stand dem Bericht zufolge darüber hinaus kurz davor, einen schweren bewaffneten Konflikt am Horn von Afrika zu inszenieren.«
    Mit aufgesperrtem Mund hörten sie zu. Man zeigte Bilder von MainShield-Söldnern in Somaliland. Der Begleitkommentar eines BBC-Journalisten berichtete über die Ereignisse der vergangenen Wochen: Universal Actions Deal mit MainShield und Othman, in den IDP-Camps ganz bewusst für Hunger zu sorgen, Harrys Rolle bei der Ermordung Edwards, Victors und anderen. Es folgte im Detail, was Jim und Maxine zwei Wochen zuvor gegenüber Nicolas Relat und seinem Team ausgesagt hatten, nachdem sie im Interpol-Generalsekretariat im französischen Lyon eingetroffen waren. Die Meldung endete mit einem Statement von »George Stephens, Universal Actions Interims-CEO«, der erklärte, dass »der Kampf gegen die Armut trotz kleinerer Rückschläge in jüngster Zeit weitergehen« würde.
    Die Nachrichten wandten sich anderen Meldungen zu, dann folgten Sport und Wetter. Jim und Maxine saßen da und sahen einander verwundert an.
    Jims Telefon meldete sich, insistierend und schrill. Es lag auf dem Couchtisch. Sie starrten es an wie ein Ding aus einer anderen Welt. Jim nahm es zögernd auf und warf einen Blick auf das Display: »Anrufer nicht identifiziert«.
    Seit Tagen hatte ihn niemand mehr angerufen. »Hallo?«, sagte er.
    »Nicolas«, sagte die inzwischen vertraute Stimme. »Haben Sie die Nachrichten gesehen?«
    »Allerdings. Waren Sie das?«
    »Worauf Sie sich verlassen können.«
    »Warum? Bei unserer letzten Unterhaltung schienen Sie ziemlich resigniert.«
    »Ich habe es mir anders überlegt«, sagte Nicolas. »Mir wurde klar, dass die Öffentlichkeit das erfahren musste. Also habe ich den Bericht durchsickern lassen. Ich wusste, dass man das andernfalls vertuschen und alles weitergehen würde wie bisher. Es war die einzige Möglichkeit, die UNO zum Handeln zu bewegen.«
    »Was ist mit den Söldnergruppen?«, fragte Jim.
    »Die sind als nächstes dran. Keine Bange. Aber wir bräuchten da etwas Hilfe.«
    »Welcher Art?«
    »Ihre Hilfe, Jim. Ich würde Sie gerne als Leiter einer großangelegten Ermittlung gegen ein ganz bestimmtes privates Militärunternehmen sehen. Interessiert?«
    Jim warf einen Blick auf Maxine, die ihn ihrerseits erwartungsvoll ansah. Er dachte daran, was er über MainShields Rolle bei Harrys Plänen erfahren hatte.
    »Jim?« Nicolas liebenswürdige Stimme brachte ihn zurück in die Gegenwart.
    »Ich bin noch da.«
    »Und?«
    »Ich bin dabei.«

Anmerkungen des Autors
    Dieser Roman ist reine Fiktion. Universal Action soll keineswegs für eine der großen NROs stehen. MainShield ist kein Deckname für ein real existierendes privates Militärunternehmen. Die Personen sind frei erfunden. Nichtsdestoweniger baut die Geschichte auf einer gründlichen Beschäftigung mit einer Reihe von Problemen, die uns alle angehen. Ich werde auf sie im Folgenden eingehen und auch auf die von mir benutzten Quellen.
    Zuallererst sollte die massive Zunahme von NROs, die in Entwicklungsländern praktisch ohne Rechenschaftspflicht tätig sind, ernsthafter Anlass zur Sorge sein. Die Jahresbudgets einiger der weltweit größten NROs belaufen sich auf mehrere hundert Millionen Dollar, teils gar auf Milliarden. Ihre Basis bilden hunderttausende von Einzelpersonen mit Spenden zwischen zwei Dollar und mehreren Millionen. Nur hat die Öffentlichkeit keine Vorstellung davon, wie effizient diese NROs geführt werden. Was wir für unsere Spenden bekommen, sind Hochglanzbroschüren, TV-Appelle, Reklamewände und Marketingmaterial voll ans Herz greifender Fotos und Geschichten, die oft genug wenig mit der Realität gescheiterter Projekte und vor Ort zweckentfremdeter Mittel zu tun haben. Um staatliche Hilfe ist es da nicht besser bestellt, solange korrupte Regierungen Millionen abzweigen können und die positive Wirkung weitgehend ausbleibt.
    Erste Bücher über das Problem mit der Entwicklungshilfe beginnen aufzutauchen. Das beste davon ist, trotz seiner akademischen Machart,
The Samaritan’s Dilemma
, herausgegeben von Clark C. Gibson et
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