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Die Soldaten

Die Soldaten

Titel: Die Soldaten
Autoren: Tobias O. Meißner
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belegter Stimme. »Ich glaube, es sind drei.«
    Stodaert wurde noch bleicher als ohnehin schon. »Drei«, sagte er. »Es waren auch drei, die in unseren Wagen eindrangen. Und drei Panzerlöwen. Es sind immer wieder drei.«
    Ist das möglich?, dachte Gyffs. Dass die Affenmenschen ein Spiel mit ihnen spielten? Dass sie Zeugen gewesen waren des Panzerlöwinnenangriffs und nun immer wieder diesen Vorfall inszenierten, der Korporal Garsid das Leben gekostet hatte? War so etwas Aberwitziges denkbar? Und vor allem: Hatten die Affenmenschen tatsächlich am Panzerlöwenkampfplatz, weniger als einen Tagesritt von der Festung Carlyr entfernt, bereits Späher positioniert, die die Hilflosigkeit der königlichen Soldaten im Feindesland bezeugen und weiterleiten konnten?
    »Ich habe keine Pfeile mehr«, sagte Stodaert.
    »Aber ich«, meldete sich Fergran von den Holtzenauen vom Kutschbock her. »Ich habe erst einen einzigen verschossen.«
    Gyffs musste sich zusammenreißen. Ihre Männer redeten, schauten, lenkten, machten sich Gedanken. Diese immerhin waren noch am Leben. Nur Fenna und Deleven und Jonis und Teppel waren tot. Und Gollberg und die gesamte Erste. Gyffs durfte sich nicht der Schwäche überlassen. Sie waren jetzt so wenige, es kam auf jeden Einzelnen an.
    »Ich übernehme die Pferde«, sagte sie. »Von den Holtzenauen, du wirst hinten gebraucht. Du und Stodaert, ihr seid jetzt unser ganzer Fernwaffenzug. Teile deine Pfeile zwischen euch auf, und dann schießt diese verdammten Hunde oder Hündinnen von ihren Gäulen oder was immer das ist, was sie da reiten.« Sie wollte fluchen, um ihrem Zorn Nachdruck zu verleihen, aber ihr fiel kein einziger Fluch mehr ein, den sie auf der Akademie in Uderun gehört hatte.
    Es wurde eng in dem Wagen, als sie sich nach vorne drängelte, um den Kutschbock zu übernehmen, während von den Holtzenauen nach hinten kam, um neben Stodaert die Rückendeckung zu leisten.
    Stodaert zitterte, als von den Holtzenauen ihm zehn Pfeile abgab. »Drei. Hat dieser … Beschriftete nicht auch etwas von dreien erzählt? Wie hat er sie genannt? Die drei schönen Kinder des Himmels ? Sind die das? Heißt das, dass wir jetzt sterben müssen?«
    »Hör auf zu quatschen wie Yinn Hanitz im Fieberwahn, Soldat Stodaert!«, herrschte Gyffs nach hinten. Ausgerechnet Stodaert, der Pflichtbewusste, musste jetzt überschnappen. »Das sind nur drei Affenmenschen auf Reittieren. Korporal Deleven hat ein gutes Dutzend von denen umgelegt. Ihr habt vorhin einen erschlagen. Also holt sie von ihren hohen Rössern!«
    Für einen Augenblick schienen Stodaert und von den Holtzenauen im Pfeilauflegen und Zielen Sicherheit zu gewinnen. Aber je näher die drei Verfolger kamen – und sie kamen näher, ihre Einhörner überboten die Geschwindigkeit des von vier Pferden gezogenen Planwagens –, desto deutlicher wurde, dass dies tatsächlich nicht dieselben Gegner waren wie vorhin. Sie sahen anders aus. Von ihren knochenfarbenen Helmmasken wallte langes weißes Haar. Sie hatten Umhänge an, die im Reitwind wehten und klimperten, denn sie waren aus Rinwetalern geschmiedet. Die Umhänge funkelten wellenförmig in der Sonne und blendeten die Augen der beiden Bogenschützen.
    Der Wagen wackelte und ruckelte. Die aufgelegten Pfeilspitzen schwankten vor den Augen der Schützen wie Schilf im Wind.
    Die drei Reiter beugten sich in den Sätteln vor, hinter die Hälse ihrer Tiere. Die Tiere wiederum reckten die Hälse nach vorne. Ihr Hochgeschwindigkeitslauf sah ausgesprochen kraftvoll aus.
    Von den Holtzenauen schoss als Erster. Daneben. Stodaert traute sich noch nicht.
    Von den Holtzenauen schoss erneut und verfehlte erneut. Er fluchte leise und legte den nächsten Pfeil auf. Er hatte nun noch sieben.
    Der dritte Schuss. Daneben.
    Der vierte. Daneben.
    »Vom Wagen aus geht das nicht«, haderte er. »Wir müssen anhalten. Absteigen. Ich weiß auch nicht.«
    Stodaert schoss jetzt zum ersten Mal. Sein Pfeil schien einen der drei Verfolger beinahe zu berühren, aber eben nur beinahe.
    »Es sind nur drei«, sagte MerDilli nun. »Wir sind fünf. Die können wir schaffen, oder? ›Scheusal‹, was sagst du? Die schaffen wir, oder?«
    »Scheusal« Jeo Kertz nickte grimmig.
    »Nein«, untersagte Leutnant Gyffs. »Wir wissen nicht, ob sie Magie beherrschen.« Wir wissen einfach nichts über sie .
    Aber von den Holtzenauen hatte recht: Wenn die Verfolger ohnehin schneller waren als der Wagen, konnte sie genauso gut anhalten. Dann würde wenigstens
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