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Die Smaragdreihe 03 - Die Sieben unterirdischen Könige

Die Smaragdreihe 03 - Die Sieben unterirdischen Könige

Titel: Die Smaragdreihe 03 - Die Sieben unterirdischen Könige
Autoren: Alexander Wolkow
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Handel. Der Marktplatz, wo der Tausch getätigt wurde, lag am Ausgang des unterirdischen Reichs in das Blaue Land, dicht an dessen östlicher Grenze. Dieser Ausgang war einst auf Befehl König Aranjas durch ein mächtiges Tor versperrt worden. Nach Aranjas Tod wurde die Wache jedoch von dem Tor zurückgezogen, denn die unterirdischen Erzgräber unternahmen keinen Versuch, in die obere Welt zurückzukehren. Während der vielen Jahre ihres unterirdischen Lebens hatten sie die Sonne nicht mehr gesehen, und jetzt konnten die Erzgräber nur noch nachts zur Oberfläche aufsteigen, weil für ihre Augen das Sonnenlicht zu grell war.
    Jeder Markttag wurde durch das mitternächtliche Geläute der Glocke angekündigt, die über dem Tor hing. Am Morgen prüften und zählten die Kaufleute des Blauen Landes die Waren, die die unterirdischen Einwohner nachts hinterlassen hatten. Dann brachten Hunderte Menschen Schubkarren mit Säcken voller Mehl, Körbe mit Obst und Gemüse, Kisten mit Eiern, Butter und Käse zum Tor. In der folgenden Nacht wurde alles von den Bewohnern des unterirdischen Landes abgeholt.

KÖNIG BOFAROS VERMÄCHTNIS

    Bofaro regierte viele Jahre im unterirdischen Lande. Er war mit zwei Söhnen hinabgestiegen, dann wurden ihm weitere fünf geboren. Da Bofaro alle seine Kinder gleich liebte, wußte er nicht, welches er zu seinem Nachfolger bestimmen sollte. Er dachte, wenn er einen Sohn zum Thronfolger auswählte, werde er dadurch die anderen sehr kränken.
    Siebzehnmal änderte Bofaro sein Vermächtnis, bis er, des Klatsches und der Intrigen seiner zukünftigen Erben müde, auf einen Gedanken kam, der ihm die Ruhe wiedergab. Er ernannte nämlich alle sieben Söhne zu seinen Erbfolgern. Sie sollten, so besagte das Vermächtnis, der Reihe abwechselnd je einen Monat regieren. Damit sie sich nicht stritten und nicht bekriegten, mußten sie dem Vater schwören, daß sie immer in Frieden leben und die Reihenfolge der Herrschaft genau einhalten würden.
    Der Eid fruchtete aber nichts. Gleich nach dem Tod Bofaros begannen die Brüder miteinander zu streiten, wer als erster die Herrschaft antreten solle.
    »Wir müssen die Reihenfolge der Herrschaft nach unserem Wuchs bestimmen. Ich bin der Größte, und darum werde ich als erster regieren«, sagte Prinz Wagissa.
    »Mit Verlaub«, entgegnete der dicke Gramento, »wer mehr wiegt, hat mehr Verstand, also soll die Waage entscheiden, wer als erster zu regieren hat.«
    »Du hast viel Fett, aber keinen Verstand«, schrie Prinz Tubago. »Mit den Geschäften des Königreichs wird der Stärkste am besten fertig. Ich nehme es mit dreien von euch auf. Tretet vor und laßt uns unsere Kräfte messen!« brüllte er, seine riesigen Fäuste schwingend.

    Es kam zu einer Rauferei, bei der einer der Brüder etliche Zähne verlor, während die anderen blauunterlaufene Augen und ausgerenkte Arme und Beine davontrugen…
    Als sich die Prinzen wieder ausgesöhnt hatten, wunderten sie sich, daß ihnen nicht schon früher die beste Lösung eingefallen war, nämlich die Reihenfolge nach dem Alter der Brüder festzulegen.

    Sie beschlossen, einen gemeinsamen Palast zu bauen, in dem ein jeder seinen Teil haben sollte. Architekten und Maurer errichteten auf dem Stadtplatz ein riesiges Gebäude mit sieben Türmen und sieben getrennten Eingängen zu den Gemächern jedes Königs.
    Die ältesten Einwohner der Höhle hatten den Regenbogen, der am Himmel ihrer verlorenen Heimat strahlte, noch gut in Erinnerung. Sie beschlossen, ihn auf den Wänden des Palastes für ihre Nachfahren zu erhalten, und strichen die sieben Türme in den sieben Farben des Regenbogens. Kunstfertige Maler verliehen den Farben eine wunderbare Reinheit, und sie strahlten so schön wie die eines richtigen Regenbogens.
    Jeder König machte die Farbe des Turmes, in dem er sich niederließ, zu seiner Leibfarbe. Im grünen Teil des Palastes zum Beispiel war alles grün: die Gemächer, das Festkleid des Königs, die Kleider der Hofleute, die Livreen der Diener, die Möbel. Im violetten Teil war alles violett… Welche Farbe welchem König zufallen solle, wurde durch das Los entschieden.
    In der unterirdischen Welt gab es keinen Wechsel von Tag und Nacht, deshalb wurde die Zeit mit Sanduhren gemessen. Die Könige beschlossen, daß besondere Würdenträger, Hüter der Zeit, auf den rechtzeitigen Wechsel der Regierung achten sollten.

    Das Vermächtnis König Bofaros hatte aber schlimme Folgen. Es fing damit an, daß jeder König die anderen
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