Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Skelettbande

Die Skelettbande

Titel: Die Skelettbande
Autoren: Stefan Wolf
Vom Netzwerk:
für
einen kurzen Moment das Spiel und nahm Karl vom Platz. Karl setzte sich auf die
Bank, atmete einmal tief durch und rieb sich seinen Bauch, der immer noch
wehtat. Er beobachtete noch eine Zeit lang das Spiel, bei dem Tims Mannschaft
bald mit 2:0 führte. Dann schlich er sich aus der Halle in die Umkleidekabine,
wo er die Zeit nutzen wollte, Nils’ Spind nach verdächtigen Indizien zu
durchsuchen.
    Die Luft war rein. Karl nahm
eine Büroklammer, bog diese auseinander und versuchte damit, das Schloss der
Spindtür zu knacken. Es dauerte nur eine kleine Weile, bis es Klack machte und das Schloss aufsprang. Karl wusste, dass das, was er hier tat,
illegal war, aber er hoffte, auf eine heiße Spur zu stoßen. Er nahm den
Rucksack heraus und durchwühlte ihn. Zu seiner Enttäuschung fand er keinen
konkreten Hinweis, den er mit dem Einbruch in Verbindung bringen konnte. Doch
etwas anderes entdeckte er: Erstaunt fischte er zwischen allerlei Schulzeug und
Kleinkrams ein Exemplar von Henry Hedonis’ Ratgeberbuch hervor.
    Warum interessiert sich Nils
für so einen schwachsinnigen Psycho-Quatsch?, schoss es Karl durch den Kopf.
    Als er draußen Schritte hörte,
packte er alles schnell zusammen und verschloss eilig den Spind. Seine
Mitschüler stürmten kurz darauf in durchgeschwitzten Sportklamotten herein,
zogen sich aus und sprangen unter die Dusche. Auch Tim und Nils kamen johlend
in die Umkleidekabine gerannt. Sie hatten das Spiel 3:0 gewonnen. Dementsprechend
gut gelaunt waren sie.
    Dennoch spürte Tim, dass Karl
etwas auf den Nägeln brannte. Er ging schnell unter die Brause. Kurze Zeit
später stand er bereits vor dem Schultor, wo Karl bereits auf ihn wartete.
Aufgeregt erzählte Karl von seiner Entdeckung. Tim dachte eine Weile darüber
nach und sagte dann: »Irgendwas hat es mit diesen Büchern auf sich. Ich glaube
jedenfalls nicht, dass das alles nur ein verrückter Zufall ist. Wir müssen uns
diese Machwerke mal etwas genauer anschauen und uns Nils an die Fersen hängen,
wenn er rauskommt. Ich geb Gaby und Klößchen Bescheid.«
    Tim wählte Gabys Nummer auf
seinem Handy.
    Karl schaute währenddessen nach
oben zum Himmel, der sich langsam zuzog. Wolken schoben sich vor die Sonne und
erste Tropfen fielen. »Sag Gaby, dass sie Regencapes mitbringen soll!«, sagte
er.

 
     
    Wasser spritzte hoch und
klatschte an die Türen par kender
Autos, als Tim, Karl, Klößchen und Gaby auf ihren Fahrrädern die Straße
entlangfuhren. Sie hielten ausreichend Abstand zu Nils, der einige hundert
Meter vor ihnen radelte. Es regnete mittlerweile wie aus Kübeln, aber Gott sei
Dank schützten die blauen Regencapes sie davor, klitschnass zu werden.
    Gaby hatte Oskar in den Korb an
der Lenkstange ihres Fahrrads gepackt und eine Decke über ihn gebreitet. Nur
Oskars Kopf war noch zu sehen.
    Die Fahrt dauerte nun schon
eine ganze Weile. Sie waren bereits durch die halbe Stadt gegurkt und gelangten
nun in ein Viertel, das sie nicht kannten. Hier sah es karger aus als im
historischen, schmucken Altstadtkern mit den Häusern aus vergangenen
Jahrhunderten. Es herrschte trübe Endzeitstimmung. Die Straßen waren
menschenleer, vereinzelt fuhren größere und kleinere Lastwagen vorbei, die von
den Fabriken und Lagerhallen kamen, die sich hier breitgemacht hatten. Eine einsame
Bank, auf der wohl schon seit geraumer Zeit niemand mehr gesessen hatte, stand
in der Nähe einer Bushaltestelle.
    Hier hält wahrscheinlich nur
einmal am Tag ein Bus, der die Leute aus den Fabriken nach Hause fährt, dachte
Gaby, als sie daran vorbeifuhren.
    Nun erreichten sie eine große
Brücke, die sich über Eisenbahnschienen spannte, die in weiter Entfernung wie
dünne Striche im Nichts verschwanden. Von Weitem konnte man das Rattern eines
Zuges hören, der sich näherte und unter ihnen hindurchrauschte, als sie gerade
die Brücke überquerten.
    Tim, der vorausfuhr, drosselte
das Tempo etwas, schwenkte nach links aus und war nun gleichauf mit Karl. »Was
macht Nils in dieser gottverdammten Gegend?«, brüllte er gegen den Wind, der
wie ein Teekessel heulte.
    Karl zuckte mit den Schultern
und antwortete: »Wohnen wird er hier nicht!«
    Zum Glück nahm die Odyssee kurz
darauf ein Ende. Nils bog von der Straße ab und fuhr auf ein abgelegenes
Gelände. Von einer hohen Mauer umgeben stand hier ein großes, rechteckiges
Gebäude, das wie eine imposante Trutzburg bedrohlich in den Himmel ragte.
    »Was ist denn das? Die
Wohnstätte des Teufels?« Klößchen bremste ab.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher