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Die Skelettbande

Die Skelettbande

Titel: Die Skelettbande
Autoren: Stefan Wolf
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grinste
diabolisch und beugte sich langsam zu Karl hinunter. Immer näher kam die
schreckliche Visage an ihn heran. Karls Augen weiteten sich vor Schreck. Er
konnte den Atem der leuchtenden Fratze spüren, so nah war sie nun an seinem
Gesicht.
    Auf einmal wurde die andere
Seite der Flügeltür aufgestoßen. Sie knallte mit voller Wucht gegen ein
Sideboard, in dem Geschirr stand, das heftig schepperte. Der Einbrecher schoss
herum. Im Türrahmen standen Tim, Klößchen und Gaby.
    Ohne zu zögern stürzte Tim auf
den Eindringling zu. Der schnellte nach rechts weg, sodass Tim mit der Faust
ins Leere schlug und, statt den Einbrecher zu treffen, nur eine Vase vom
Kaminsims fegte, die auf dem Boden in tausend Scherben zersprang.
    Tim wirbelte herum und
versuchte den Totenkopf zu packen. Doch der riss die eingeschlagene
Terrassentür auf und rannte hinaus.
    Tim hetzte ihm hinterher in den
Garten, wo das Unwetter weiter tobte. Die Bäume schwankten unheilvoll hin und
her, und der Dauerregen hatte die Erde in einen einzigen Schlammsee verwandelt.
Tims nackte Füße sanken tief in den Matsch ein. Windböen peitschten ihm nasse
Blätter ins Gesicht.
    Er wischte sie sich weg und war
nun ganz dicht an dem Einbrecher dran, der gerade ansetzte, das hohe,
schmiedeeiserne Eingangstor zu überklettern.
    Tim sprintete los, setzte zum
Sprung an und erwischte den Unbekannten noch am Fuß, bevor er über das Tor auf
die andere Seite hinunterspringen konnte. Der Einbrecher wurde zurückgerissen
und rutschte herunter. Panisch suchten seine Füße Halt. Mit dem rechten Schuh
stieß er Tim brutal gegen den Brustkorb. Tim ächzte vor Schmerz und taumelte
zurück.
    Wie ein aufgeregtes Krabbeltier
kraxelte der Totenkopf wieder hoch und sprang dann in die Freiheit. Bevor er in
der Dunkelheit verschwand, drehte er sich noch einmal um und grinste Tim durch
die Eisenstäbe des Tores breit an. Sein mit Neonfarbe umrandeter Mund verzog
sich dabei grotesk. Im matten Licht der Straßenlaterne sah das Gesicht des
Unbekannten aus wie das eines Clowns, der direkt aus der Hölle kam.

 
     
    Gaby machte ein besorgtes
Gesicht. »Sollen wir nicht doch
einen Krankenwagen rufen? Vielleicht ist eine Rippe gebrochen.« Sie saß neben
Tim, der auf dem Sofa lag und ganz flach zu atmen versuchte, weil der Stoß auf
seinen Brustkorb immer noch schmerzte. Oskar kauerte auf dem Boden und sah
mitleidig zu ihm hoch.
    »Ich pflichte Gaby bei. Er
sollte unbedingt von einem Arzt untersucht werden«, sagte Kommissar Glockner
mit ernster Stimme. Neben ihm standen Karl und Klößchen. Karl hatte seine kaputte
Brille mit Klebeband notdürftig repariert. Doch sie verrutschte immer wieder,
sodass er sie andauernd zurechtrücken musste. Klößchen gähnte und zog dabei das
Oberteil seines etwas zu engen Schlafanzugs nach unten, weil sein dicker Bauch
darunter hervorlugte. »Tim ist ein Indianer. Und Indianer kennen keinen
Schmerz!«, sagte er verschmitzt.
    Tim musste lächeln. »Klößchen
hat recht. Das ist nur eine leichte Prellung. Alles halb so wild.« Er richtete
sich auf.
    Gaby und Kommissar Glockner
sahen ihn vorwurfsvoll an.
    »Na gut«, gab Tim klein bei.
»Morgen soll sich das mal ein Arzt anschauen. In Ordnung?«
    Gaby legte zärtlich den Arm um
ihn. Sie war froh, dass Tim Einsicht zeigte. Auch wenn er hart im Nehmen war,
er war nicht Superman.
    Kommissar Glockner inspizierte
inzwischen das eingeschlagene Fenster gründlich. Seine Kollegen von der
Spurensicherung machten Fotos, packten die Glassplitter in eine Plastiktüte und
suchten überall im Raum nach Fingerabdrücken.
    »Der Einbrecher trug
Handschuhe, soweit ich das im Dunkeln erkennen konnte«, sagte Karl, der
innerlich immer noch fröstelte, wenn er an die schreckliche Totenkopfvisage
dachte.
    Herr Glockner schaute auf die
Bücher, die am Boden lagen und sagte: »Ich vermute, dass er nach einem Tresor
gesucht hat. Das würde die herausgerissenen Bücher erklären.« Er legte die
Stirn nachdenklich in Falten und schaute ins Leere: »Da hat die Skelettbande wieder zugeschlagen!«
    »Die was?« Karls Neugier war
geweckt.
    »Seit ein paar Wochen macht
eine Diebesbande mit aufgemalten Totenkopfgesichtern die Nachbarstädte
unsicher. Und so, wie es aussieht, sind sie jetzt auch hier bei uns aktiv. Noch
tappen wir im Dunkeln. Die Einbrecher gehen sehr professionell vor und
hinterlassen keine Spuren. Offenbar ist dies der erste Einbruch der Bande in
unserer Stadt.«
    »Nicht gerade ein spektakulärer
Auftakt, finde
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