Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Skelettbande

Die Skelettbande

Titel: Die Skelettbande
Autoren: Stefan Wolf
Vom Netzwerk:
schließlich schafften sie es hinüber ins
Büro. Sie hangelten sich von der Decke nach unten und schauten sich um. Das
Büro war sparsam und zweckmäßig eingerichtet. Es gab ein Regal voller Bücher,
eine Pinnwand mit Kursplänen und einen schlichten Schreibtisch. Auf dem
Fensterbrett stand ein Blumentopf mit einer Grünpflanze, die bereits die
Blätter hängen ließ, weil ihr Wasser fehlte.
    Hier arbeitete jemand, der
nicht vorhatte, lange zu bleiben. Gaby zog eine Schreibtischschublade auf und
begann sie zu durchsuchen. Zwischen diversen Arbeitsmappen und Unterlagen fand
sie einen alten Zeitungsartikel.
    »Das ist der gleiche Artikel
über Annika wie der, den wir in der Bibliothek gefunden haben!«, wisperte sie
Klößchen aufgeregt zu.
    Sie wühlte weiter und fand
etliche Zeitungsausschnitte, die alle mit Henry Hedonis zu tun hatten. Sein
Name war jedes Mal mit einem Stift rot markiert worden.
    Gaby las einige Schlagzeilen
laut vor. »Henry Hedonis führt erneut Bestsellerliste an — Sein neustes Buch
bricht alle Verkaufsrekorde... Erfolgsautor auf großer Lesereise...«
    »Warum hat er das alles wohl
ausgeschnitten?«
    »Weil er ihn schon lange im
Visier hatte und auf Rache für den Tod seiner Schwester sinnt«, sagte Gaby
nachdenklich.
    »Aber was genau hat er vor?«
    Gaby zuckte ratlos mit den
Schultern.
    Klößchen hob ein Papier auf,
das beim Durchwühlen der Schublade auf den Boden gefallen war.
    Er begutachtete es genauer.
    »Ich glaub, mich tritt ein
Pferd! Das hier ist eine Liste mit Namen und Adressen, da steht auch Karls
Mutter drauf!«
    »Zeig mal her!«
    Klößchen reichte Gaby die
Liste.
    »Was sind das wohl für Daten
neben den Namen?
    Alle im Abstand von ungefähr
einem Monat... Moment mal!« Gaby dachte kurz nach. Plötzlich wurde sie nervös.
Sie nahm einen der Zeitungsartikel über Hedonis’ Lesereise noch einmal zur
Hand.
    »Die Orte und Daten der
Lesereise stimmen mit den Daten auf dieser Liste überein!«
    »Karls Mutter war im Februar
bei einer Lesung. Kurz danach wurde bei den Viersteins eingebrochen!«, warf
Klößchen ein.
    »Und alle Einbrüche der Skelettbande fanden in einmonatigem Abstand statt. Deshalb gehe ich davon aus, dass bei
allen eingebrochen wurde, die hier auf der Liste stehen. Paps kann uns das
sicher bestätigen!«
    »Aber wie ist Pollecker an so
eine detaillierte Liste gekommen?«
    »Über die Assistentin von
Hedonis. Helga Becker. Das erklärt auch die Pakete. Die beiden stecken unter
einer Decke!«
    »Lass uns gehen. Wir haben alle
Beweise, die wir brauchen!« Klößchen wollte weg, bevor man sie doch noch
entdeckte.
    »Tim und Karl werden Augen
machen, was wir rausgefunden haben!«, triumphierte Gaby und stopfte die
Unterlagen in die Innentasche ihrer schwarzen Jacke. »Ich mach wieder die
Räuberleiter und du...«
    »Schon gut«, unterbrach
Klößchen sie und schaute gequält. »Ich hab verstanden...«
     
    Während Gaby und Klößchen durch
den engen Schacht zurückrobbten, erforschten Tim und Karl den weitläufigen
Keller des ehemaligen Gefängnisses. Es roch modrig und von der Decke hingen
Spinnweben. Dicke fette Spinnen krabbelten schnell weg, wenn die Lichtkegel der
Taschenlampen sie streiften.
    Je weiter sie gingen, umso
düsterer und unheimlicher wurde es. Das Kellerareal war ein endloses Labyrinth
aus Gängen. Hinter den unzähligen dicken Metalltüren mussten sich früher einmal
schreckliche Dinge zugetragen haben. Tim erinnerte sich an Karls Schilderungen.
»Ich will gar nicht daran denken, was die mit den Gefangenen hier unten
angestellt haben!«
    »Die Gefängnisleitung hat
damals vorsorglich alle Dokumente vernichtet, damit nichts davon an die
Öffentlichkeit gelangte. Aber es gibt Berichte von ehemaligen Häftlingen.«
    »Wo könnte sich denn dieser
mysteriöse ›Beruhigungsraum‹ befinden, von dem du erzählt hast?«
    »Ob der jemals existiert hat,
weiß keiner so richtig. Auf Bauplänen war er nicht verzeichnet. Selbst als das
Gefängnis geschlossen wurde, hat man ihn nicht gefunden.«
    Die beiden erreichten einen
Trakt, in dem sich weitere Zellen befanden. Tim leuchtete hinein.
    »Hier gibt es nicht einmal
Fenster!« Er entdeckte kleine Löcher in der Decke, durch die diffus Licht von
außen eindrang. »Das ist menschenunwürdig!«, flüsterte er empört und ließ den
Lichtstrahl seiner Taschenlampe durch die Zelle wandern. Es standen noch ein
alter Tisch und ein Holzstuhl darin, auf denen sich eine dicke Staubschicht
angesammelt hatte.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher