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Die Skelettbande

Die Skelettbande

Titel: Die Skelettbande
Autoren: Stefan Wolf
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der
Decke hing, leuchtete matt. Der Beruhigungsraum wirkte durch seine schwarzen
Wände extrem klein und rief klaustrophobische Gefühle hervor. Wer hier
eingesperrt gewesen war, hatte sicherlich nach kürzester Zeit jede Schandtat
gestanden oder war irgendwann übergeschnappt.
    Tim schaltete seine
Taschenlampe an und leuchtete die Wände ab. Zunächst konnte er nichts
Außergewöhnliches entdecken, doch dann stutzte er. »Hier sieht der Putz etwas
anders aus!«
    »Die Farbe unterscheidet sich
etwas. Sie ist nicht ganz so tiefschwarz«, stimmte Klößchen zu.
    »Der Putz ist frischer.« Karl
kramte sein Taschenmesser hervor und begann damit, den Mörtel abzukratzen.
Schließlich legte er einen quadratmetergroßen Mauerstein frei. Karl drückte
dagegen und bemerkte, dass der Stein locker saß.
    »Wenn mich nicht alles täuscht,
ist das unser Fluchtweg!«, sagte er verschmitzt.
    Gemeinsam stemmten sie sich
gegen den Stein. Anfangs bewegte er sich kaum, doch nach mehrmaligen Anläufen
konnten sie ihn Stück für Stück weiter durchschieben, bis er schließlich mit
lautem Poltern auf der anderen Seite der Mauer hinunterfiel und ein großes
schwarzes Loch freigab.
    »Wer will zuerst?« Gaby schaute
Klößchen auffordernd an und lächelte schelmisch.
    »Nicht schon wieder ich!«,
klagte er.
    »Vielleicht brauchst du unsere
Hilfe, weil du mit dem Hintern stecken bleibst und wir dich durchquetschen
müssen«, neckte ihn Karl und fing sich deswegen von Klößchen einen leichten
Hieb in die Seite ein.
    »Schon gut. Ich geh als
Erster«, sagte er und kletterte durch die Öffnung, nachdem er mit der
Taschenlampe hineingeleuchtet hatte. Die anderen folgten kurz darauf. Sie
gelangten in einen alten Heizungsraum. Sie hatten Glück: Die Tür war nicht verschlossen.
Gut zehn Minuten irrten sie durch das Ganggewirr. Dann hatten sie den Ausgang
aus dem Keller gefunden. Sie waren frei!
    Es war mittlerweile kurz vor
Mitternacht.
    »Wo hat die Skelettbande Henry Hedonis wohl hingebracht?« Klößchen wirkte etwas erschöpft von der ganzen
unterirdischen Odyssee.
    »Dorthin, wo sie heute Nacht
den Tod von Annika Glanz rächen werden!«, antwortete ihm Karl.
    »Aber wo ist das?«
    Gaby dachte konzentriert nach.
Dann fiel ihr etwas ein. »Ein Zeitungsartikel, den ich in Polleckers Schreibtischschublade
gefunden habe, erwähnt den Ort, an dem Annika den Tod fand. Ich hab ihn mir
gemerkt, weil er so gruselig klingt.«
    Die anderen schauten sie
erwartungsvoll an.
    »Todeshügel!«

 
     
    »Wie kommt ein Berg zu so einem
Namen?«, ächzte Klößchen.
»Weil man vor Erschöpfung tot vom Sattel kippt, bevor man oben angelangt ist?«
    Die vier fuhren über unwegsames
Gelände den Todeshügel hoch.
    Der Mond stand groß am Himmel,
und obwohl er noch nicht ganz voll war, tauchte er die Natur in ein mattes,
silbernes Licht. Sie mussten höllisch aufpassen, dass sie mit den Fahrradreifen
nicht irgendwo hängen blieben oder, schlimmer noch, stürzten und sich
verletzten.
    Karl, der gerade erfolgreich
einem Ameisenhaufen ausgewichen war, drehte sich kurz zu Klößchen um. »Der Berg
hat seinen unrühmlichen Namen deshalb bekommen, weil sich einige Selbstmörder
von dort oben in die Tiefe gestürzt haben.«
    Klößchen machte ein
erschrockenes Gesicht und übersah in der Dunkelheit beinahe einen Ast, der in
den Weg hineinragte. In allerletzter Sekunde konnte er sich ducken und darunter
durchfahren.
    Gaby und Tim waren schon
beinahe auf der Höhe angelangt, hielten aber an, um auf Karl und Klößchen zu
warten.
    »Wie weit ist es noch?«, japste
Klößchen, als er mit Karl aufschloss.
    »Wir haben es gleich geschafft.
Ich schlage vor, wir lassen unsere Fahrräder hier und gehen das letzte Stück zu
Fuß, so fallen wir nicht auf!«, flüsterte Tim.
    »Gute Idee, Häuptling!«, sagte
Gaby, die recht entspannt wirkte. Sie war eine gute Sportlerin und hatte den
Berg mit Leichtigkeit genommen.
    Die vier versteckten ihre Räder
hinter einem großen Busch und trabten los.
    Anfangs war alles still. Doch
kurz vor dem Ziel hörten sie plötzlich leises Wimmern und gleich darauf die
Stimme von Gundolf Pollecker, die hart und kalt klang. Das war nicht mehr der
freundliche, kumpelhafte Typ, den sie im Jugendheim kennengelernt hatten!
    »Heulen hilft euch jetzt nicht
mehr!«, sagte er. »Damals habt ihr wegen Annika auch keine Träne vergossen und
so getan, als sei das alles nur ein furchtbarer Unfall gewesen.«
    Tim machte seinen Freunden ein
Zeichen, sich still zu
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