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Die Sirenen von Kalypso

Die Sirenen von Kalypso

Titel: Die Sirenen von Kalypso
Autoren: Andreas Werning
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horrenden Preisen gehandelt und als Wertvollware zu anderen Welten verschifft. Viele Menschen wurden süchtig bereits nach einmaligem Genuß. Einem Hybriden konnte so etwas nicht passieren. Sobald er gelernt hatte, seine Körperfunktionen und in beschränktem Maß auch den Metabolismus zu kontrollieren, vermochte er die Sucht zu eliminieren.
    Er schritt weiter durch das Halbdunkel und gelangte schließlich zu einer Abteilung, die durch einen energetischen Dunstvorhang vom Traumzentrum getrennt war. Es war das erstemal, daß Tajima die Wirkung moderner Technologie direkt betrachten und sogar fühlen konnte, und er war dementsprechend beeindruckt. Er schritt durch den Vorhang hindurch und fand Ahiron. Sensoren klebten an Stirn und Schläfen seines Intimfreunds und verbanden ihn mit einem Illusionator. Vielleicht träumte Ahiron Susla die Illusionen zukünftiger Kämpfe. In der Quasirealität eines Illusionators konnte Ahiron nicht sterben. Dort war er immer nur der strahlende Held.
    Tajima wartete geduldig, sah andere Rekonvaleszenten kommen und gehen. Schließlich erwachte Ahiron aus seinem Realtraum.
    »Oh, entschuldige, Tajima. Hast du lange gewartet?«
    »Nein, nicht lange. Eine Schlacht?« Er deutete auf die an der Maschine herabbaumelnden Sensoren.
    »Ja.« Er erzählte. Es interessierte Tajima nicht. Er war nur höflich und hörte zu, bis sein Intimfreund die Schilderung beendet hatte.
    »Du hast etwas auf dem Herzen, nicht wahr?«
    »Sieht man es mir so deutlich an? Nun, du hast recht.«
    »Etwas, das nur für meine Ohren bestimmt ist?« Tajima nickte. Ahiron war ein Soldat und Intimfreund, der sofort begriff.
    »Gut. Komm mit.« Ahiron führte Tajima in eine Nische und berührte dort einen glühenden Punkt an der Wand. Einen Sekundenbruchteil später legte sich ein Düstervorhang vor den Zugang.
    »Eine optische und akustische Abschirmung. Du kannst sprechen. Niemand wird uns hören oder sehen.«
    Tajima betrachtete den Düstervorhang eine Weile und wandte sich dann seinem Intimfreund zu und berichtete ihm von der Geschichte, die Lystra ihm erzählt hatte.
    »Eine interessante Legende«, sagte Ahiron anerkennend und griff nach den Händen Tajimas. »Aber nur eine Legende. Du darfst nicht glauben, was dir eine Geschichtenerzählerin berichtet. Es sind Märchen, Sagen. Nichts davon ist wahr.«
    »Aber Lystra sagte, es sei wahr. Und ich glaube ihr. Es gibt diese Welt namens Kalypso. Es gibt die Sirenen. Und vielleicht gibt es auch Antworten auf meine Fragen. Ich weiß nur nicht, was ich … tun soll, Ahiron. In meinem Innern ist alles in Aufruhr. Sie sagte, ich solle mir Zeit nehmen, um mich zu entscheiden.«
    »Entscheiden wozu?«
    »Ob ich gehe oder nicht. Ob ich Kalypso aufsuche oder nicht.«
    »Aber das kannst du nicht. Deine Mentalabhängigkeit …«
    »Du hast immer davon gewußt, nicht wahr?«
    »Wovon?«
    »Von der Mentalabhängigkeit.«
    Ahiron sah für einen Augenblick zur Seite und hielt dann seinem Blick wieder stand. Tajima stellte ein wenig überrascht fest, daß die Augen seines Intimfreunds trüb zu werden begannen. Er wußte, was es bedeutete: Nur noch wenige Kämpfe, wenn das Augenlicht langsam erlosch, dann … Tod.
    »Ja.« Er lachte humorlos. »Du bist jung, Tajima, ich alt. Vielleicht schon zu alt für einen Soldaten.« Tajima wollte widersprechen, doch Ahiron wischte den Einwand beiseite. »Nein, ist schon in Ordnung. Weißt du, Tajima, jeder Soldat spürt diese Sache einmal. Vielleicht ist es so etwas wie eine Machtdemonstration durch die Dienstfamilie, ich weiß es nicht. Aber jeder spürt es einmal: das Fieber, den heißen Schmerz, der alles in dir zu verbrennen droht. Wenn man einen Fehler im Kampf gemacht hat. Oder sich etwas anderes zuschulden kommen läßt. Du hast bisher Glück gehabt. Aber auch für dich wird der Tag kommen. Lystra hat recht, wenn sie sagt, du kannst nicht gehen. Es ist unmöglich .«
    Die letzten Worte schlossen jeden Einwand aus.
    »Aber sie sagte auch, es gäbe vielleicht eine Möglichkeit für mich. Eine, die allerdings mit großer Gefahr verbunden ist.«
    »Welche?« Ahiron beugte sich wißbegierig vor.
    »Ich weiß es nicht.« Jetzt blickte Tajima zur Seite. Ein wenig unsicher. Und nachdenklich. »Sie sagte, erst müsse ich mich entscheiden.«
    »Ob du gehst oder nicht?«
    »Ja.«
    »Und?«
    »Ich weiß es einfach nicht, Ahiron. Gib mir einen Rat. Du hast mehr Erfahrung als ich.«
    »Manchmal«, sagte Ahiron langsam, »bist du mir wirklich fremd, Tajima. Nun
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