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Die silberne Maske

Titel: Die silberne Maske
Autoren: Susan Schwartz , Stephanie Seidel
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Elfen. Er senkte sofort den Blick und tat, als hätte er die Andeutung nicht verstanden. Maletorrex fühlte sich auf angenehme Weise an sich selbst erinnert.
    »Du solltest jetzt gehen«, sagte er, hob schwerfällig die Füße vom Boden und streckte sich ächzend auf der großen Ottomane aus. Sein Leib glitt in Speckrollen bis an den Polsterrand. »Ich muss meine Kräfte sammeln, damit ich dem Volk beistehen kann! Es ist gespalten, und wenn Laycham zurückkehrt, wird er alle töten, die er nicht auf seiner Seite weiß.«
    »Lass mich dir helfen«, bat der Elf und wagte einen Schritt nach vom.
    Maletorrex hob die Handfläche von der Stirn, drehte ihm den Kopf zu und musterte ihn prüfend.
    »Es könnte gefährlich werden.«
    »Das macht nichts.«
    »Wieso macht das nichts ?«
    Der Elf geriet ins Stottern. »Na ja - es ... es geht um die gerechte Sache! Man darf doch nicht zögern, wenn die Stadtbewohner in Gefahr sind.«
    »Ja, vor allem Frauen und Kinder.«
    »Genau.«
    Maletorrex lachte meckernd. Mit einer Schnelligkeit, die man dem übergewichtigen Priester nie zugetraut hätte, setzte er sich auf.
    »Hilfe wäre mir willkommen, und ich hätte schon eine Idee, welche Aufgabe ich dir anvertrauen könnte. Sie ist allerdings ziemlich anspruchsvoll und erfordert nicht nur Mut und Ausdauer, sondern auch kluges Taktieren. Glaubst du, dass du diese Fähigkeiten in ausreichendem Maße besitzt?«
    »Das sind die Attitüden eines Prinzen«, sagte der Elf lauernd.
    Maletorrex gefiel die wachsende Selbstsicherheit des Mannes nicht, und er beschloss, sie zu zerschlagen. Seine Stimme wurde so kalt, dass man glaubte, einen Eishauch zu spüren, als er sich erhob und zu den Schalen voll Zuckerwerk ging. »Wenn du noch einmal meinen Fragen ausweichst, schneide ich dir die Haut in Streifen und reiße sie dir bis zu den Füßen herunter.«
    Der Elf schluckte hörbar. Zufrieden durchsuchte Maletorrex das Gebäck, bis er eine mit Honig gefüllte Schokoladenkugel fand. Die schob er sich in den Mund.
    »Also?«, nuschelte er, während er den Rückweg antrat.
    »Ich ... ich denke, dass meine bescheidenen Fähigkeiten ausreichen werden, um dir von Nutzen zu sein.«
    »Und?«
    »Und ich bitte vielmals um Verzeihung, dass ich dich warten ließ!«
    »Na, geht doch.« Maletorrex blieb vor dem Elfen stehen und legte ihm eine Hand auf die Schulter. Er bemerkte das Zittern, mit dem sie heruntersank, und verstärkte seinen Griff.
    »Sieh mich an!«, forderte er. Maletorrex’ Augen änderten ihre Farbe, als sie den unsteten Blick des Elfen einfingen, ihn festhielten, ohne zu blinzeln. Bis er sich in ihnen verlor.
    »Ruan hat eine Verschwörung aufgedeckt. Du weißt, dass Laycham Hilfe hatte, als er gestern die Stadt verließ. Meinen Informationen zufolge sind sie noch nicht alle zusammengetroffen.«
    »Und du wirst sie aufhalten«, flüsterte der Elf.
    »Im Gegenteil. Du bist mit Laycham vertraut, nicht wahr?«
    »Vertraut wäre zu viel gesagt, Herr. Er kennt allerdings meinen Namen, ich habe mehrmals während meines Dienstes mit ihm zu tun gehabt.«
    »Gut. Du wirst dich beeilen und ihnen nachfolgen, um dich anzuschließen.«
    »Hä?« Wie erwachend prallte der Elf zurück.
    Maletorrex ließ ihn aus seinem Blick frei. »Du hast mich durchaus verstanden! Ich will, dass du dich als treuer Anhänger des Prinzen ausgibst, damit sie dich mitnehmen.«
    »Aber ich hasse Laycham!«
    Der Priester lachte auf. »Und dafür solltest du den Göttern danken! So musst du dich nicht mit deinem Ehrgewissen herumplagen. Falls du eines hast.«
    Schlagartig erlosch sein Lachen. »Hör zu! Dass Laycham zurückkehren wird, steht außer Frage. Ich weiß nur nicht, wann das sein wird - und womit ich rechnen muss. Welche Größe wird seine Gefolgschaft haben? Auf welchem Weg wird er versuchen, in die Stadt einzudringen? Was ist sein Plan?«
    »Du brauchst einen Spion!«, erkannte der Elf.
    »Genau.«
    »Und wie soll ich mit dir Kontakt halten?«
    Maletorrex schüttelte den Kopf. »Gar nicht. Was Laycham in Innistìr treibt, interessiert mich nicht. Du wirst dich erst melden, wenn er auf dem Rückweg ist. In Sichtweite von Dar Anuin.«
    »Aber es könnte Jahre dauern, ehe er zurückkehrt!«
    »Oh, ganz sicher nicht. Spätestens in ein paar Dutzend Tageszyklen ist er wieder da. Laycham kann nicht anders.«
    Maletorrex dachte an das Mittel, das der Prinz regelmäßig einnehmen musste, um am Leben zu bleiben. Es half, die Ausbreitung seiner Krankheit hinauszuzögern - und es
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