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Die silberne Maske

Titel: Die silberne Maske
Autoren: Susan Schwartz , Stephanie Seidel
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auf ewig leiden. Er wird dir nahe sein, doch unerreichbar. Dein Verlust und sein Unvermögen, dich retten zu können, werden ihn in den Wahnsinn treiben. Sein Geist wird unwiderruflich zerrüttet. Bis ans Ende aller Tage werdet ihr so verbringen müssen - du auf immer angekettet in dieser Finsternis und er auf immer gefangen in der Finsternis seines Geistes.«
    Yevgenji weinte still. Er wusste, dass Alberich recht hatte. Der Tag, da er Spyridon erneut als Todfeind auf dem Schlachtfeld gegenüberstehen musste, war erneut gekommen. Nicht einmal die Götter konnten wissen, wie es diesmal enden würde. Sie waren schon einmal dem Tode nah gewesen, und in Innistìr herrschten andere Gesetze. Es könnte tatsächlich ihr letzter Kampf werden.
    »Spyridon wird einen Weg finden, dich zu vernichten.« Er schluchzte. Das war die einzige Hoffnung, die blieb. Sie mussten kämpfen, das war ihre Bestimmung, und vielleicht fanden sie ja eine rettende Lösung.
    »Zuerst einmal wird er einen ganz anderen Weg finden.« Durch den rötlichen Halbschatten konnte Yevgenji sehen, dass Alberich lächelte. »Nur für mich. Und, nun ja, für dich natürlich auch. Sonst funktioniert es ja nicht.«
    »Was hast du vor?«
    »Wirst du früh genug erfahren.« Ein gelb leuchtendes Auge näherte sich Yevgenji. »Heißt das, du wirst für mich kämpfen?«
    Yevgenji versagte die Stimme, und er rang mit sich, bis er herausbrachte: »Ja.«
    Damit war es besiegelt.
    »Großartig!«, rief Alberich überschwänglich. »Du ahnst nicht, wie viel es mir bedeutet, einen der beiden mächtigsten Krieger aller Welten an meiner Seite zu haben! Dein Nutzen ist unschätzbar. Nun werden wir in Innistìr schnell die Ordnung wiederherstellen und die Herrscher aus ihrem Exil zurückholen! Alles wird gut. Du wirst davon profitieren, sei dessen gewiss! Und vielleicht lasse ich dich danach sogar wieder frei, wenn alles vorbei und mein Thron gesichert ist. Vermutlich muss ich das sogar, denn nur dann kann ich gewiss sein, dass ihr mich niemals angreifen werdet.«
    »Hör endlich auf mit diesem selbstherrlichen Gequatsche!«, forderte Yevgenji. »Meine Zustimmung wirkt bereits. Wenn du mich nicht sofort befreist, nutzt dein ganzer schöner Plan nichts.«
    »Selbstverständlich.« Alberich stieß ein Kichern aus.
    Mit einem metallischen Kling sprangen die Fesseln auf, und Yevgenji spürte dankbar, wie der Schmerz augenblicklich von ihm wich. Er stand auf und suchte nach dem Griff seines Schwertes. Es hing in der Schlaufe an seinem Gürtel.
    »Ich bin gerüstet und bereit«, sagte er mit veränderter, emotionsloser Stimme. Sein Gesicht zeigte keinerlei Ausdruck mehr.
    »Gut. Das ist gut.«
    Yevgenji vernahm den sachten Windzug einer Bewegung Alberichs, und dann wurde es langsam hell.

1
     
    Brutus
     
    V or 21 Tagen.
    Abendrot flammte an den Hängen des Mateysköll. Rings um den Vulkan lag goldener Dunst über den endlosen Weiten der Ebene. Es war, als bündelte die Sonne noch einmal alle Kraft, um das Leben in den Städten, den Wüsten und Wäldern von Innistìr zu stärken gegen eine weitere Nacht ohne Sterne. Denn der letzte helle Schein vermochte so manche trüben Gedanken zu zerstreuen, und sein tröstlicher Anblick ließ manche Träne versiegen.
    Nur nicht in Dar Anuin.
    Die geheimnisvolle Elfenstadt lag im Inneren des Mateysköll, und während jeder Käfer, jeder Grashalm, jeder Windhauch außen am Vulkankegel von Wärme und Licht durchdrungen wurde, sanken auf Dar Anuins geknechtete Bewohner die kalten Schatten der Hoffnungslosigkeit. Wie jeden Abend. Wie immer. Und dennoch sollte dieser eine Tag anders enden als seine ungezählten, gleichförmigen Vorgänger.
    Etwas lag in der Luft.
    Man konnte es spüren, wenn man die einzige Straße entlangging. Sie stach wie ein überdimensionales Schraubengewinde aus der von reliefartigen Häuserfassaden überzogenen Kraterwand, führte an Grünflächen und Wasserstellen vorbei und hinunter in dunkle Tiefen. Zum Grunde des Vulkans, wo die düstere Kartause der Priester stand. Lauter Einzelgebäude, durch ein Wegenetz verbunden, das nicht jeder stets und überall sehen konnte, weil es mit Bannsprüchen und Abwehrzaubern belegt war. Überflüssig eigentlich, denn aus freien Stücken ging dort niemand hin.

    »Der, den du sprechen wolltest, ist eingetroffen, Herr!«
    Maletorrex warf einen Blick über die Schulter - Misstrauen schützte vor plötzlichem Ableben - und wandte sich gleich wieder dem Fenster zu. Er hatte gesehen, dass Ruan
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