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Die Siedler Von Botany

Die Siedler Von Botany

Titel: Die Siedler Von Botany
Autoren: Anne McCaffrey
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als er an ihr vorbei zur Brücke ging. Kris brachte ein ausgesprochen unterwürfiges »Ja, Drassi«, hervor und erblickte die ersten der bemitleidenswerten Passagiere.
    Ihr kamen fast die Tränen beim Anblick der ausdruckslosen Gesichter, der toten Augen, der automatenhaften Bewegungen, die nicht auf Intelligenz schließen ließen. Sie schaffte es, die Decks zu wechseln und das unterste zu öffnen, als der Ladevorgang begann.
    Sie hatte Mühe, nicht laut zu weinen, und verschaffte sich ein wenig Erleichterung, indem sie so unfreundlich wie möglich den Catteni anfauchte, der die armen Seelen die Rampe hinauftrieb.
    Die meisten hatten sich die Decken auf die Schulter gelegt, während die eine Hand die Proviantriegel an den Körper preßte und die andere die trügerische Suppenschüssel hielt, die nun leer war. Sie sagte sich immer wieder, daß sie sie rettete – sie wären schon bald in Sicherheit, bald würde angemessen für sie gesorgt werden –, und sie fragte sich, wie um alles in der Welt sie mit all diesen wandelnden Toten auf Botany fertigwerden sollten, wo es soviel Hoffnung und Leben und eine Zukunft gab.
    Sie wechselte das Deck, als die erste Etage gefüllt war. Mehrere der Passagiere, die wie geduldige Schafe die Rampe hinaufschlurften, stolperten und stürzten. Sie mußte an sich halten, um an den Kontrollen stehenzubleiben und nicht aufzuspringen und ihnen zu Hilfe zu eilen, aber das hätte auf keinen Fall zu dem Catteni-Tudo gepaßt, den sie in diesem Moment darstellte. Sie würde ganz sicher keinen Fehler machen und eine Katastrophe heraufbeschwören. Darauf verwandte sie ihre ganze Energie.
    Sie schaltete auf die dritte Etage um, und schließlich war auch diese besetzt. Die Luft um sie herum war erfüllt mit leisem Schluchzen und flehenden Bitten um Gnade von denen in den unteren Ebenen. Die mit Drogen versetzte Suppe konnte sie nicht sofort von ihrem augenblicklichen Leiden erlösen, und sie – Kris – auch nicht.
    Es war Zainal, der behutsam ihre Hände von den Kontrollen wegzog, als die Rampe eingefahren wurden und die Luke sich mit einem lauten Klirren schloß. Er geleitete sie zurück in die Offiziersmesse und schenkte ihr eine großzügige Portion Schnaps ein.
    »Wir haben doch fast nichts mehr«, protestierte sie.
    »Du brauchst das Zeug aber jetzt, Kris«, sagte er. »Mir war überhaupt nicht klar, was du durchgemacht hast. Ich hätte es selbst getan, wenn …«
    »Nein, nein«, sie schüttelte den Kopf, »das tut kein Drassi-Kapitän.« Dann ließ sie den Kopf auf den Tisch sinken und begann zu weinen.
    »Sie schlafen jetzt alle«, sagte Zainal, schloß sie in die Arme, drückte sie an seine Brust und strich ihr übers Haar.
    »Zainal?« schluchzte sie und hob ihr tränenüberströmtes Gesicht, »haben wir alle mitgenommen?«
    »So viele, wie wir an Bord schaffen konnten. Außerdem ein paar Deski, Rugarianer, ein halbes Dutzend Ilginish und ein paar Turs zusätzlich.«
    »Wir brauchen Dginish und Turs ziemlich dringend, nicht wahr?« sagte sie und versuchte ihr Schluchzen unter Kontrolle zu bekommen.
    Ninety und Beverly standen in der Türöffnung. Zainal bedeutete ihnen mit einem Kopfnicken, sie sollten nur hereinkommen, und beide bedienten sich aus der Schnapsflasche.
    »Viel ist nicht mehr übrig«, meinte Kris ausdruckslos.
    »Es ist eine rein medizinische Maßnahme, meine Liebe«, sagte Beverly, und sie dachte, daß er unter seiner kaffeefarbenen Haut schrecklich aussah. »Dowdall meldet, daß die KDM sich auf einem parallelen Kurs bewegt. Es befinden sich einige Schiffe im Landeanflug, aber wir haben die Erlaubnis zu starten und das System mit Höchstgeschwindigkeit zu verlassen.« Er seufzte tief und trank dann den Rest Schnaps aus seinem Glas. »Sie haben erst mal dienstfrei, Bjornsen. Ich möchte Sie für

mindestens zwei Schichten nicht mehr hier an Deck sehen.«
    »Aye, aye, Sir«, sagte sie und brachte mühsam ein mattes Lächeln und einen müden Salut zustande.
    Zainal half ihr vom Sessel hoch und brachte sie in ihr Quartier. Er mußte sie auf die obere Schlafkoje hieven, und als er sie in die rauhe cattenische Armeedecke einwickelte, waren seine großen Hände überaus sanft.
    Sie mußten während der nächsten zwei Wochen einige heikle Begegnungen vermeiden, bis sie endlich in den verkehrsärmeren Raumsektor gelangten, der zum Botany-System führte. Vorwiegend handelte es sich um routinemäßige Funksprüche von Schiff zu Schiff, die Zainal in der falschen KDI und Mitford in
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