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Die siebte Maske

Die siebte Maske

Titel: Die siebte Maske
Autoren: Henry Slesar
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nicht, ich sei – ich sei –«
    »Süchtig«, ergänzte Mike ernst.
    »Mike! Wie können Sie nur –«
    »Die Vorstellung ist mir nicht leichtgefallen, Adrienne; es paßt so gar nicht zu Ihnen. Aber Sie gehören zu den vom Glück Begünstigten, nicht wahr? Sie haben es nicht nötig, die Umwelt Ihre Nöte merken zu lassen. Sie haben den Stoff immer bei der Hand, stimmt’s? Es bereitet Ihnen keine Schwierigkeiten, sich genug zu verschaffen, um dauernd ›normal‹ zu sein.«
    »Jetzt reicht es aber!« Ihre Antwort klang wirklich böse. »Ich habe keine Lust, Ihnen noch weiter zuzuhören. Wenn Ihnen als meinem Anwalt nichts Besseres einfällt-«
    »Ich handle durchaus als Ihr Anwalt, Adrienne. Sie haben mich beauftragt, die Ursache herauszufinden, warum Ihr Mann unglücklich war, den Grund der Verzweiflung, die ihn zum Selbstmord getrieben hat. Aber Sie wußten von Anfang an Bescheid.«
    »Nein!«
    »Doch, Adrienne«, sagte Mike sacht. »Aber Sie haben mich im Kreis herumgejagt, bis ich von selbst dahintergekommen bin.«
    »Mike, ich schwöre Ihnen, ich hatte keine Ahnung von der Erpressung! Ich hatte keine Ahnung von der Existenz dieses Menschen, dieses Fry, und von alledem.«
    »Vielleicht wußten Sie davon nichts. Und vielleicht war Fry die Kleinigkeit, die Haven das Genick gebrochen hat. Er mußte zahlen, bis er nicht mehr konnte; bis er den Zusammenbruch seiner Pläne und Hoffnungen befürchtete. Davon haben Sie vielleicht nichts gewußt, Adrienne, aber Sie hätten mich einweihen sollen, was das – das andere betrifft...«
    »Tut mir leid«, sagte Adrienne kalt. »Ich muß Sie bitten zu gehen, Mike. Ich habe genug davon.«
    »Sie wollen Tony Jerrick aufs Schafott schicken?«
    Adrienne fing an zu zittern, ihr Gesicht begann zu glühen, ihre Stirn überzog sich mit einer feinen Schicht von Feuchtigkeit.
    »Machen Sie, daß Sie hinauskommen! Sie vertreten nicht mehr meine Interessen!«
    »Von jetzt an«, sagte Mike, »vertrete ich meine Interessen. Sie haben mich in Gang gesetzt, Adrienne, und es ist nicht so einfach, mich wieder zum Stehen zu bringen.«
    »Warum sollte Ihnen so viel daran liegen?«
    »Weil ich ruhig schlafen will. Acht Stunden täglich.«
    »Na schön«, sagte Adrienne. »Wenn Sie nicht gehen, dann gehe eben ich.« Sie wandte sich zur Tür, aber Mike trat ihr in den Weg.
    »Ich kann Sie nicht gehen lassen. Es tut mir leid, aber es gibt zuviel, was ich wissen muß. Zum Beispiel – wo hat diese verhängnisvolle Sucht begonnen? In New York?«
    »Mike, bitte, lassen Sie mich vorbei.«
    »Jetzt fühlen Sie sich ziemlich elend, was? Wann haben Sie das Zeug zum letztenmal genommen? Was ist es überhaupt? Heroin?«
    »Lassen Sie mich vorbei! Sie können mich doch nicht in meinem eigenen Haus wie eine Gefangene behandeln!«
    Mike zögerte, dann verriegelte er die Tür des Arbeitszimmers.
    »Doch, das kann ich. Und genau das werde ich tun, bis Sie mir meine Fragen beantwortet haben.«
    »Nein, also wirklich!« Sie verschränkte die Arme. »Ich hätte nie erwartet, daß Sie sich aufführen würden wie ein Höhlenmensch, Mike. Ich dachte immer, Sie seien ein intellektueller Typ.«
    »Ich werde tun, was ich tun muß, Adrienne. Die Sache ist mir zu wichtig.«
    Sie lächelte, aber der Glanz in ihren Augen rührte nicht von Belustigung her.
    »Und was, wenn ich die Glastür einschlage? Würden Sie sich mit mir herumbalgen wie ein Ringkämpfer? Würden Sie mir vielleicht sogar einen Kinnhaken versetzen wie in einem alten Gangsterfilm?«
    Grimmig wiederholte er: »Ich werde tun, was ich tun muß.«
    »Und wenn ich kein Wort mehr sage?«
    »Sie brauchen überhaupt nichts zu sagen.«
    »Was?«
    Mike ging zur Glastür hinüber und versperrte sie ebenfalls.
    »Das Verlangen nach Rauschgift wird für sie selbst sprechen, Adrienne. Mir scheint, es spricht schon jetzt aus Ihnen …«
    »Sie sind wahnsinnig!«
    »Die Sucht hat Sie in den Krallen, Adrienne. Ich weiß nicht, wie lange Sie es noch ohne Rauschgift aushalten. Unter normalen Umständen würden Sie es vielleicht noch stundenlang ertragen. Aber ich habe den Eindruck, daß das Verlangen schon jetzt immer stärker wird.«
    Sie stampfte mit dem Fuß auf. »Ach, Sie verdammter Idiot! Glauben Sie, ich bleibe die ganze Nacht hier drin? Ich kann die Polizei anrufen! Ich kann die Fensterscheiben einschlagen und um Hilfe schreien –«
    »Ja«, sagte Mike seelenruhig.
    »Und mein Vater? Er wird bald nach Hause kommen –«
    »Ich weiß. Ich brenne darauf, mich mit Mr.
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