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Die siebte Maske

Die siebte Maske

Titel: Die siebte Maske
Autoren: Henry Slesar
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schlanke, adrette Gestalt sich aus einem über und über bestickten Ohrensessel erhob.
    »Ich bin Joachim Fry«, sagte sein Gegenüber mit einer angenehmen Stimme. »Entschuldigen Sie die Dunkelheit hier drin, aber ich gönne meinen Augen vor dem Auftreten immer Entspannung.«
    »Ich habe nichts dagegen«, sagte Mike.
    »Nur wenige bringen dafür Verständnis auf. Für die – Konzentration, die beim Klavierspielen erforderlich ist. Hinterher leide ich meist unter gräßlichen Kopfschmerzen. Spielen Sie auch?«
    »Nein.«
    »Schade«, sagte Fry. »Das ist das einzige, was ich an meiner kleinen Gruppe bedauere. Ich meine Joachims Freunde‹. Alles reizende Leute, versteht sich, aber keiner von ihnen ist auch nur im geringsten musikalisch. Peinlich, unmusikalische Mäzene zu haben, finden Sie nicht?«
    »Mäzene«, wiederholte Mike. »So nennen Sie die Leute also?«
    »Aber gewiß doch. Sehen Sie, ich veranstalte diese Abende in zwangloser Folge, für gewöhnlich einmal im Monat, manchmal auch öfter, wenn die Situation es erfordert – etwa die Aufnahme eines neuen Mitglieds …«
    »Wie mich, zum Beispiel?«
    »Nun, ich hoffe sehr, Sie von nun an als Mitglied begrüßen zu dürfen, Mr. Capice. Mr. Sawyer hat mir alles über Sie erzählt – und über Ihre Frau natürlich …«
    Mike beschloß, nicht gleich klein beizugeben.
    »Ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden. Ich kenne diesen Sawyer nicht. Ich weiß nur, daß er meine Frau belästigt hat. Und der einzige Grund, warum ich Sie heute abend aufgesucht habe –«
    »Aber ja, gewiß doch, ich verstehe«, sagte Fry und wirkte peinlich berührt. »Mr. Sawyers Manieren lassen mitunter zu wünschen übrig. Aber ich hoffe sehr, Sie sind sich dessen bewußt, daß Ihre Beiträge einem wertvollen kulturellen Zweck dienen werden –«
    »Beiträge! Sie sprechen von Erpressung, nicht wahr?«
    »Aber ich bitte Sie, Mr. Capice! ›Joachims Freunde‹ sind eine vollkommen legitime Vereinigung. Ihre Spenden können Sie im übrigen sogar von der Steuer absetzen.« Er entblößte lächelnd die Zähne. »Sie sehen also, wenn Ihre Einkommensverhältnisse dementsprechend sind – und die
    Ihren sind es, Mr. Capice, das weiß ich -, dann werden Sie die kleine Spende in der Höhe von tausend Dollar kaum spüren –«
    »Tausend Dollar? Sind Sie von Sinnen?«
    »Sie können auch mit Scheck zahlen, wenn Ihnen das lieber ist. Wie gesagt, die ganze Angelegenheit ist durchaus legitim –«
    »Und was geschieht, Mr. Fry, wenn ich Ihr legitimes Spielchen nicht mitspiele? Wenn ich es vorziehe, zu Joachims Feinden zu gehören?«
    »Ach, du meine Güte«, sagte der Pianist. »Es wäre wirklich besser, Mr. Capice, wenn Sie nicht in diesem Ton sprächen –«
    »Ich spreche aber nun mal so. Warum soll ich Sie bezahlen? Ich habe nicht mal was übrig für Klaviermusik.«
    »Hat Mr. Sawyer denn nicht erklärt -?«
    »Doch«, sagte Mike, und seine Bitterkeit klang echt. »Er hat erklärt, daß er meine Frau als Rauschgiftsüchtige anprangern wird. Daß er sie bei der Polizei anzeigen, daß er die Zeitungen informieren und ihren Namen in den Schmutz ziehen wird …«
    Mr. Fry wischte sich das Gesicht, erdrückt von der Häßlichkeit des Gesprächsthemas.
    »Na gut«, knurrte Mike. »Ich sehe schon, Sie lassen mir keine andere Wahl. Ich bin genauso übel dran wie Walter Haven –«
    Der Pianist erstarrte.
    »Wer?«
    »Sie brauchen mir nichts vorzumachen. Ich weiß, daß Haven einer von Ihren ›Mäzenen‹ war. Der Mann, der ermordet worden ist –«
    »Das ist nicht wahr!«
    »Ich kannte Haven, und ich weiß, daß er zu Ihren ›Freunden‹ gehört hat. Ich habe eine von Ihren Einladungen bei ihm zu Hause gesehen –«
    »Das ist eine schmutzige, abgeschmackte Lüge!« rief Fry schrill. »Wer hat Ihnen diesen Bären aufgebunden?«
    »Ich bitte Sie, was liegt schon daran, wo ich es doch weiß? Was spielt es für eine Rolle?«
    »Es liegt sehr viel daran!« schnappte Fry. »Wir sind in dieser Beziehung sehr vorsichtig, wir respektieren die Intimsphäre jedes einzelnen!« Seine Stimme steigerte sich zum Falsett. »Niemand wird je erfahren, wer Sie sind, und umgekehrt … Sawyer!«
    Der Butler erschien, als habe er Frys Aufforderung vorausgeahnt; er trug eine weiche, schwarze Maske in der Hand.
    »Sehen Sie?« sagte Fry. »Sie werden während der Darbietung diese Maske tragen. Auf diese Weise ist niemand in der Lage, Sie zu identifizieren.«
    »Sehr fürsorglich«, meinte Mike sarkastisch.
    Sawyer hielt ihm
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