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Die siebte Gemeinde (German Edition)

Die siebte Gemeinde (German Edition)

Titel: Die siebte Gemeinde (German Edition)
Autoren: Stefan Link
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ein Zufall, nicht wahr? Selbst die Gemeinschaft des himmlischen bla bla hielt das für ein höheres Zeichen. Diese verblendeten Christenidioten. Das gab mir quasi Narrenfreiheit. Von Gott gewollte Narrenfreiheit, wenn ihr so wollt. So, jetzt aber genug gelabert. Weiter gehen, aber sofort.«
    Sie kamen an die Gabelung, wo sie anfangs nach rechts gegangen waren.
    »Und nun bitte in diesen Gang hinein«, befahl Christoph.
    »Nach draußen geht es aber geradeaus, den Brunnenschacht hinauf.«
    »Wer sagt denn, dass wir nach draußen wollen? Ich übergebe euch jetzt der Gemeinschaft, und dann mach ich mich aus dem Staub. Wer weiß, vielleicht geht die Welt ja wirklich unter. Ein hübsches Erdbeben hatten wir heute ja schon.«
    Christoph stieß Elias in den Rücken, und sie liefen widerwillig weiter. Nachdem sie einige Meter gegangen waren, sahen sie im Hintergrund, dass es heller wurde. Doch es war kein natürliches Licht. Als sie näherkamen, erkannten sie am nervösen Flackern hunderter kleiner Schatten, dass es sich um Kerzenlicht handeln musste. Sie durchschritten eine Rundbogenöffnung und standen in einem etwa fünfzig Quadratmeter großen Raum, in dem sich an der Seite eine weitere Tür befand. An scheinbar jeder freien Stelle des Gewölbes waren Kerzen aufgestellt. Die Decke des Raumes wurde in der Mitte durch zwei Säulen abgestützt, und vereinzelt waren Ziegel aus ihr herausgebrochen. An den Seitenwänden standen sieben offene Steinsarkophage, vor denen an fünfen junge Männer in weißen Gewändern saßen, die permanent vor sich hinsummten. Sie wippten mit ihren Oberkörpern und schienen unter Drogeneinfluss zu stehen. An einem der beiden Pfeiler hockte ein etwa zehnjähriger schwarzhaariger Junge, der ebenfalls ein weißes Gewand trug. Im Gegensatz zu den jungen Männern war der Knabe gefesselt. Er sah ausgemergelt aus, seine Haut war blass und seine Augen eingefallen.
    »Nat...«, flüsterte Emma und stupste Elias an.
    »Richtig, das ist Nathan.« Aus einem Seitenraum trat ein Mann in einem schwarzen Talar, der von einem dunkelhaarigen Hünen begleitet wurde. Dieser trug ebenfalls wie Nathan und die Jünglinge ein weißes Gewand. Emma wich einen Schritt zurück, weil sie in ihm den Mann vom Friedhof erkannte. Christoph schob sie wieder nach vorn.
    ›Hat er Victoria etwas angetan? Ist sie etwa hier?‹
    Der Mann im Talar schaute sich freudig im Raum um. »Fürchtet Euch nicht, noch heute werdet Ihr mit mir im Paradies sein.« Er lachte. »Ist das nicht ein toller Ort, um den Himmel, wie Gott ihn wollte, entstehen zu lassen? Direkt unter dem Dom in der Heiligen Stadt. Dem Zentrum der Heiligkeit.« Er schaute auf Christoph. »Haben die beiden die Schriftrolle gefunden?«
    Christoph hielt den Rucksack in die Höhe. »Hier drin ist sie.« Er warf ihn den Männern zu, und Alex fing ihn geschickt auf.
    Jakob Thiemann applaudierte. »Respekt, Frau Kemmerling und Herr Seydel. Respekt. Nur zwei Tage haben Sie gebraucht. Wo war sie denn versteckt?«
    »Gar nicht weit von hier«, sagte Christoph. »Anscheinend wurde sie in die Grundmauern des alten Domes verbaut.«
    »Das ist nicht gerade ein Grund, um stolz zu sein, Maria. Seit über zwei Wochen hältst du den Jungen hier fest, und hundert Meter von dir entfernt ist das, was wir seit 2.000 Jahren suchen.«
    »Nur durch mich seid ihr überhaupt so weit gekommen«, rechtfertigte sich Christoph. »Ohne mich hättet ihr noch weitere 2.000 Jahre suchen müssen.«
    Jakob lachte. »Möglich wäre es.« Er wandte sich Alex zu. »Mach schon. Zeig sie mir.«
    »Nicht!«, rief Elias. »Sie werden die Rolle unwiederbringlich zerstören.«
    Alex störte sich nicht an den Worten, öffnete den Rucksack und holte die Dokumentenrolle hervor. Aus einer Kiste, die neben ihm stand, holte er einen dünnen Draht sowie ein Instrument, das einer Maurerkelle ähnelte. Alex wischte mit einem Tuch über die Rolle, legte sie auf eine Plexiglasplatte, die er ebenfalls aus der Kiste gefischt hatte, und brach mit der Kelle vorsichtig das Siegel in der Mitte der Rolle. Mit einem geübten Handgriff führte er den Draht in die Rolle und schob sie mit Hilfe der Kelle langsam auf. Es schien, als würde er solche Szenarien tagtäglich durchführen. Als er das Dokument vollständig geöffnet hatte, stellte sich Jakob an seine Seite und schielte auf das Blatt.
    »Schau dir die klare und saubere Handschrift an, Alex.« Er glitt mit dem Zeigefinger über das Blatt und stoppte an einer Stelle. »… wer siegt,
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