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Die siebte Gemeinde (German Edition)

Die siebte Gemeinde (German Edition)

Titel: Die siebte Gemeinde (German Edition)
Autoren: Stefan Link
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Angsthasen. Hinter ihnen her!«
    Erneut rumpelte es in dem Gewölbe, gefolgt von dumpfen Schlägen und Schreien. Emma vermutete, dass die zweite Säule eingestürzt sein musste.
    »Wohin sollen wir laufen?«, rief sie. Sie hatten keine Lampe, und die Dunkelheit war erdrückend. Der Junge in Elias’ Armen regte sich nicht. Vermutlich war er bewusstlos.
    »Einfach geradeaus«, keuchte Elias. »Dann kommen wir schon zu dem Brunnenschacht. Los, bevor alles über uns zusammenbricht.«
    Hinter sich hörten sie Schritte und hektisches Atmen. Sie blickten sich um und sahen, dass sich ein Lichtkegel schnell auf sie zubewegte.
    »Los jetzt«, rief Elias, »zum Brunnen.«
    Emma rannte so schnell sie konnte und hielt fortwährend einen Arm vor sich ausgestreckt, um nicht gegen ein Hindernis zu stoßen. Das Tuch hatte sie fest unter ihrem anderen Arm geklemmt. Irgendwann änderte sich das Echo ihrer Schritte. Sie mussten den Korridor verlassen haben. Emma stoppte abrupt, und Elias stieß gegen sie.
    »Jetzt nach rechts«, sagte er. »Schnell, rechts die Wand entlang.«
    Emma blickte sich um. Der Lichtkegel kam bedrohlich näher. Sie fühlte die Wand ab und spürte mit einem Mal die kühlen Stahlsprossen der Leiter. Panisch schaute sie abwechselnd nach oben in den Schacht und auf den heranrückenden Lichtschein.
    »Das schaffen wir nicht beide«, flüsterte sie. »Der Typ ist gleich bei uns.«
    Elias packte sie am Arm. »Halt den Jungen fest. Ich habe keine andere Wahl.« Emma bemerkte, wie Elias sich am Bein herumnestelte und etwas unter seiner Hose hervorholte. Dann gab er einen Schuss ab, und der Lichtkegel wenige Meter vor ihnen stürzte zu Boden.
    »Hast du etwa …?«
    »Frag nicht«, unterbrach er sie. »Los jetzt, nach oben! Ich bleibe dicht hinter dir.«
    Emma bestieg die Leiter, nicht ohne einen kontrollierenden Blick auf den Lichtschein zu werfen. Die Lampe leuchtete bewegungslos gegen die Decke. Elias schulterte Nathan und folgte ihr.
    Als sie sich die letzten Meter durch den Kriechgang unter der Mauer hindurchschlängelten, hörten sie Stimmen im Parkhaus. Emma stoppte. Elias stieß ihren Fuß an. »Egal, wer dort draußen ist«, flüsterte er. »Das nutzt jetzt nichts. Entweder wir gehen hier raus oder kehren zurück in die Dunkelheit.«
    Emma nickte und robbte aus der Öffnung. Sofort wurde sie von zwei Männern auf die Füße gezerrt. Zu ihrer Freude waren es uniformierte Polizisten. Als sie sich an das Licht gewöhnt hatte, grinste ihr die Zahnlücke von Frank Behr ins Gesicht. Neben ihm standen Gustav Heinrich und ein weiter Mann in einem dunklen Anzug. Am weißen Kragen erkannte sie, welcher Institution sie ihn zuordnen musste.
    »Na, Frau Kemmerling«, sagte Frank Behr immer noch lächelnd. »Mir scheint, als hätten wir noch nicht alles besprochen, was?«
    »Nicht ganz«, antworte sie verlegen und hielt entschuldigend das Grabtuch vor sich in die Höhe.
    »Das sollte ich wohl besser an mich nehmen«, sagte der Geistliche und lief freudestrahlend auf Emma zu, die ihm das Tuch in die Hände drückte.
    Mittlerweile war auch Elias nach draußen gekrochen und übergab Nathan einem hinzugeeilten Notarzt. Emma schaute sich fragend vor der Mauer um. »Christoph? Ist Christoph Schiebel hier herausgekommen?«
    Frank Behr nickte. »Der ist bereits auf dem Weg ins Präsidium. Ich möchte nicht wiederholen, welche Flüche er auf sie beide ausgesprochen hat.«
    »Das kann ich mir denken«, sagte Emma. »Hast du die Polizei etwa angerufen, Gustav? Ich dachte, wir hätten vereinbart, dass …«
    »Ich hatte Christoph auf eurer Internetseite als denjenigen identifiziert, der mich überfallen hatte, da wusste ich, dass ihr in größter Gefahr sein musstet.«
    »Gut gemacht«, sagte Elias und klopfte sich den Staub von der Hose. »Wir können froh sein, dass das Erdbeben losgegangen ist, sonst wären wir niemals dort herausgekommen.« Er deutete unter sich und blinzelte den Polizisten an. »Diese wahnsinnigen Apokalypse-Anhänger sind dort herumgesprungen. Wissen Sie das?« Dann schaute er auf Gustav. »Die Erdbeben, die sieben Briefe, das Grabtuch, sag mir bitte, dass das nur ein Zufall war.«
    »Tja, es gibt wohl für alles eine Erklärung«, sagte Gustav lächelnd. »Aber das erzähle ich euch morgen früh in aller Ruhe.«

KAPITEL 17
     
    »Du bist sicher, dass du das tun möchtest?«
    Philipp von Ryle schaute Arusch eindringlich in die Augen. Dieser nickte und drückte ihm seinen Lederbeutel in die Hände. »Ja, das bin
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