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Die siebte Gemeinde (German Edition)

Die siebte Gemeinde (German Edition)

Titel: Die siebte Gemeinde (German Edition)
Autoren: Stefan Link
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weil er sich in der Stadt aufhält. Du selbst hast doch eben bei den Soldaten herumgeschrien, dass du Kenntnis von geheimen Plätzen hättest. Da werden wir doch einen Unterschlupf finden, ohne entdeckt zu werden, oder nicht?« Er blickte an Pardus hinunter und tippte auf dessen wohlgeformte Körpermitte. »Für eine solch lange Belagerung bist du erstaunlich gut genährt. Es würde mich nicht wundern, wenn du Orte kennst, die ein Ritter noch nie zuvor betreten hat.«
    »Da magst du recht haben«, sagte Pardus mit einem teuflischen Grinsen. »Ich bin ein gewitzter Kerl.« Stolz kratzte er sich an seinen kurzen schwarzen Locken. »Doch selbst wenn wir heilen Fußes durch die Truppenlager gelangen, in die Stadt werden wir es niemals schaffen. Sämtliche Stadttore werden von Kreuzrittern bewacht, und wer nicht aus den eigenen Reihen ist, den lassen sie erst gar nicht vorbei. Du musst schon ein Händler mit wertvoller Ware sein. Selbst Abgesandte von Königen, die außer einer Nachricht kein Gold bei sich hatten, wurden blindlings ermordet. Sie stopften ihnen ihre Depesche ins Maul und hängten sie am nächsten Baum auf.«
    Pardus spähte auf Aruschs Beutel, den dieser unter den Steinen hervorgekramt hatte. »Vielleicht hast du ja etwas in deinem Säckchen, mit dem wir die Soldaten bestechen können? Zumindest scheint es dir wichtig zu sein. Warum sonst solltest du es verstecken?« Neugierig streckte er seine Hand danach aus. »Darf ich sehen, was du darin hast?«
    Arusch schlug ihm zornig den Arm beiseite. »Mein Beutel geht dich gar nichts an. Solltest du versuchen, ihn zu berühren, ich schwöre dir, es wird das Letzte sein, was du tust.« Energisch griff er nach seinem Schwert und zog es ein Stück aus der Scheide. Die Klinge lugte hervor und blitzte in der Sonne.
    »Schon gut, schon gut«, erwiderte Pardus und hob abwehrend beide Hände. »Es war ja nur ein Vorschlag. Nur irgendwie musst du es anstellen. Ohne einen triftigen Grund oder die entsprechenden Mittel lassen sie dich nicht passieren.«
    »Es wird mir schon etwas einfallen«, murrte Arusch und lief nachdenklich zwischen den Findlingen hin und her.
    Plötzlich machte er einen gewaltigen Satz, sprang auf einen der Felsen und blickte skeptisch hinab auf die Lichtung. Unten auf der Wiese deutete nichts darauf hin, dass dort vor wenigen Augenblicken eine kleine Schlacht stattgefunden hatte. Nur wenn Arusch genauer hinsah, erkannte er hinter einem Strauch den Überwurf eines Ritters. Das dunkle Rot schimmerte blass durch das Gestrüpp hindurch. Genauso überraschend, wie Arusch auf den Stein gesprungen war, hüpfte er mit einem eleganten Sprung zurück und rannte auf den Abhang zu.
    »Warte hier«, sagte er. »Ich bin sofort zurück.«
    Kurz bevor Arusch hinter den Bäumen verschwand, drehte er sich noch einmal um und deutete mahnend Richtung Pardus. »Rühr bloß nichts an oder verschwinde von hier. Egal wohin du läufst, ich werde dich einholen.«
    Pardus wollte entrüstet antworten, doch Arusch war bereits verschwunden. Kaum dass Arusch nicht mehr zu sehen war, konnte Pardus seine Neugier nicht mehr im Zaum halten. Er robbte vorsichtig nach vorne, um nach dem Lederbeutel zu schauen. Ehe er das Säckchen erreichte, hörte er in der Ferne das Traben von Pferdehufen. Angetrieben von der größeren Neugier ließ er von der Tasche ab, rutschte zwischen die Felsen und warf einen Blick auf die Lichtung. Er sah, wie Arusch gebückt zwischen den Sträuchern vor und zurücklief und die Leichen drehte. Er hob sie an und ließ sie sofort wieder fallen. Was er genau veranstaltete, erkannte Pardus nicht.
    Ungeachtet der nahenden Reiter ließ Arusch sich nicht von seinem Vorhaben aus der Ruhe bringen. Erst als die Gruppe von zwanzig Männern auf die Lichtung ritt, warf er sich flach unter die Hecken und drehte ein paar Äste über sich. Die Meute hetzte an Arusch vorbei und Pardus atmete durch. In diesem Moment ertönte ein lauter Schrei und die gesamte Mannschaft kam mit einem Ruck zum Stehen. Der Reiter an der Spitze hatte seinen Arm gehoben und sprang von seinem Pferd. Forsch marschierte er über die Lichtung, geradewegs auf Aruschs Versteck zu. Dieser rührte sich nicht und drückte seinen Körper noch fester auf den Waldboden. Ein paar Schritte vor Arusch blieb der Ritter stehen, hob etwas vom Boden auf und hielt es fragend seinen Begleitern hin. Es handelte sich um den Strick, den man Godilas, Pardus’ Bruder, um den Hals gebunden hatte. Arusch musste ihn bei den
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