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Die Shopping-Prinzessinnen

Die Shopping-Prinzessinnen

Titel: Die Shopping-Prinzessinnen
Autoren: Lisa Barham
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ausführlich bestaunt hatten, schnappten wir uns meine Koffer und folgten Toy die Treppe hinauf ins Innere von Chez moi.
    »Wo ist denn dein Gepäck?«, fragte ich.
    »Ach, ich glaube, Georges trägt das gerade hinauf.«
    »Oho«, meinte ich. »Du kennst diesen Georges also schon.«

    »Ja, natürlich«, erwiderte sie. »Wir sind alte Freunde gewissermaßen, inzwischen.«
    Im Hausflur ließ ich meine Koffer direkt neben Evies Gepäck fallen. Ihre Sachen bildeten eine Pyramide, die dem Matterhorn an Höhe nur wenig nachstand. Ein kompletter Satz Koffer von Fendi, zwei Schneiderpuppen, ein alter Kabinenkoffer von Louis Vuitton, dazu in Plastik gehüllte Stoffballen von der Firma Lesage (Frankreichs ältester und vornehmster Stickerei) sowie Kisten und Schachteln von Desrues (Modeschmuck und Knöpfe), Lemarié (Federn) und Michel (dem elegantesten Hutmacher von Paris) waren meterhoch in die Höhe gestapelt. Auch Evies Sammlung
von Stofftieren, ohne die sie nie auf Reisen geht, fehlte natürlich nicht. Ich hatte plötzlich ein wenig Mitleid mit Georges.
    »Komm«, zirpte Evie. »Er ist wahrscheinlich oben in unserer Wohnung.«
    Sie hakte sich bei mir unter und zog mich die Treppe hinauf. Eine kräftige Mischung aus Opernarien, Stinkerkäse, Bouillabaisse und Liedern von Edith Piaf empfing uns, als wir die marmorgeflieste, mit einem schmiedeeisernen Geländer geschützte Treppe bis ins oberste Stockwerk hinaufschritten. Auf dem Treppenabsatz stand ein zierliches, dürres Männlein.
    »Bonjour«, sagte es in förmlichem, abgerissenem Tonfall. Sein Haar war ein bisschen zerzaust und recht grau – eine Mischung, die schon deutlich mehr Salz als Pfeffer enthielt. Sein Gang war allerdings der eines jungen Mannes, wie ich bemerkte, als wir uns der Wohnungstür am Ende des Korridors näherten.
    Ich beschloss, meine Muttersprache zu wählen. »Hi, ich bin Imogene.«
    Er blieb abrupt stehen. »Ah, oui! Mademoiselle Imoschän«, sagte er mit einer leichten Verbeugung und ergriff meine Hand. »Enchanté.« Er küsste mich auf die Finger.
    Habe ich schon erwähnt, wie viel Charme er versprühte?
    »Guten Tag, Georges«, meinte Evie. Sie warf mir einen triumphierenden Blick zu. »Georges ist total begeistert von meinem Onsomblay. Stimmt’s, Georges?«

    Er überlegte einen Moment. Dann hob er eine Augenbraue und sagte: »Es fällt mir schwer, den ganzen Umfang meiner Gefühle für Ihr Onsomblay auszudrücken.«
     
    D en Rest des Nachmittags brachten wir mit Auspacken zu. Als Erstes pinnten wir meinen Mode-Masterplan an die Innenwand des begehbaren Kleiderschranks. Die besagte Inventarliste enthielt alles, was ich modemäßig besaß – bis zur letzten Alexandre-de-Paris-Haarklammer. Die Liste war meine letzte Rettung, falls – schrecklicher Gedanke – mein Imogenius-SoftWear -Programm aus irgendwelchen Gründen mal versagen sollte und ich – was der Himmel verhüten möge – auf Handsteuerung umschalten musste. Lasst mich das kurz mal erklären: Die Not ist ja bekanntlich die Mutter aller Erfindungen (und erfinderisch bin ich nun mal). Deshalb hatte ich mir geschworen, allen Mädchen der Welt diese schrecklichen Augenblicke zu ersparen, in denen man sich fragt: Wie konnte ich nur so etwas anziehen? Zu diesem Zweck hatte ich eine meiner liebsten Freundinnen, Cissy de Winter, um Hilfe gebeten, den hochbegabten Star des Programmierkurses an der GCA. Gemeinsam entwickelten wir Imogenius SoftWear , ein Programm, das in der Lage war, jedem jederzeit das perfekte Outfit auf Knopfdruck zusammenzustellen. Man musste bloß seine gesamte Garderobe fotografieren und auf seinen Laptop oder sein Handy hochladen. Allerdings gehörten
noch ein paar ganz essenzielle Zusatzinformationen dazu: Stimmungen, Sternzeichen oder Hormonschwankungen. Natürlich gab es als kleines Extra auch noch eine persönliche Beratung durch moi. Noch ehe man »virtuelle Modeberaterin« sagen konnte, hatte man mit diesem Programm das ideale Outfit für alle Gelegenheiten! Sogar Kosmetikartikel wurden empfohlen!
    » Voilà! Keine größere Gehirnverkrampfung mehr nötig!«, rief Cissy, als wir damit fertig waren.
    Wie wahr! Ich meine, wenn man darüber nachdenkt, ist es wirklich ein Riesenfortschritt, wenn die schreckliche Frage Was soll ich anziehen? von einem Computer gelöst wird und man nicht mehr von irgendwelchen subjektiven Problemen beeinträchtigt wird. Egal, ob man gerade einen Megakrach mit den Eltern wegen der Handyrechnung gehabt hat, egal, ob man völlig
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