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Die Shopping-Prinzessinnen

Die Shopping-Prinzessinnen

Titel: Die Shopping-Prinzessinnen
Autoren: Lisa Barham
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und der Digitalkamera. Alles vorhanden.
    »Quelque chose à déclarer?«, fragte der Zollbeamte Nummer eins, ein großer Mann mit hoher Stirn und grauen Augen. Sein Kollege (untersetzt, mit Haaren in der Nase und verkniffener Miene) studierte unterdessen Toys Impfbescheinigungen. Toy stand einfach so auf dem Tresen und war ganz er selbst.
    »Moi?«, sagte ich und kicherte vornehm. »’abe isch etwas zu deklarieren?« Wesentlicher Bestandteil meiner sommerlichen Fantasien war die Absicht, die französische Bevölkerung mit meiner souveränen Sprachbeherrschung glücklich zu machen, und schon ergab sich eine wunderbare Gelegenheit, meinen ganzen Charme, meine Nonchalance und mein fabelhaftes Französisch zu demonstrieren. »Votre postiche est très heureux«, meinte ich.
    Leider führte das dazu, dass der Beamte Nummer eins sich abrupt an den Kopf fasste, während sein Gesicht leuchtend rot wurde. (Wie ich später erfuhr,
hatte ich ihm offenbar mitgeteilt, dass sein Toupet eine glückliche Wahl sei.)
    »Was ist der Zweck Ihres Aufenthalts, Mademoiselle?«, wollte er wissen und rückte an seinen Haaren.
    »Je mange des noix pour ma santé«, antwortete ich munter.
    »In Frankreich bauen wir allerdings weniger Nüsse als Wein an«, erklärte er reserviert.
    »Sind Sie sicher?«, hakte ich misstrauisch nach und hob eine Braue.
    Er presste die Lippen zusammen und tat so, als müsste er meinen Pass prüfen. Der Beamte Nummer zwei machte derweil einen meiner vier Koffer auf und schaute hinein.

    Ich warf einen Blick zum Ausgang, wo ich hinter den Glastüren eine beträchtliche Menschenmenge und zahlreiche uniformierte Chauffeure erspähte. Über den Köpfen schwebte ein Schild, auf dem ich meinen Namen erkannte: »Mlle IMOGENE« stand darauf. Hochgehalten wurde die Pappe von einem bulligen, aber durchaus sportlich wirkenden Mann mit mintgrünen Adidas-Turnschuhen und dazu passendem Trainingsanzug, der gerade weit genug offen stand, um dichtes, von einer fetten goldenen Kette durchzogenes Haargestrüpp zu enthüllen. Er
war ziemlich breit, wirkte aber sehr fit und trug eine professionelle blonde Föhnfrisur wie Donald Trump. Zwei Ringe am kleinen Finger, eine Wrap-around-Mafia-Sonnenbrille und eine Narbe über der linken Augenbraue ließen darauf schließen, dass er eine Menge Lebenserfahrung besaß. Das musste der Fahrer sein, den mir Leslie geschickt hatte.
    »Votre vêtements, Mademoiselle?«, fragte jetzt der zweite Beamte. »Wo sind die?«
    »Vêtements?«
    »Ihre Kleider?«
    »Ah, meine Kleider. Ich habe keine. Ich meine, ich habe keine bei mir. Wissen Sie, ich finde, man reist besser ohne.« Ich verhaspelte mich und musste neu anfangen. »Wissen Sie, ich habe da so eine Theorie … Es ist, weil ich so gerne einkaufe. Deshalb fahre ich immer mit leeren Koffern ins Ausland -«
    »S’il vous plaît, Mademoiselle «, unterbrach mich der erste Beamte. »Ihre Kleider? Wo sind die?«
    »Ja, das habe ich Ihnen doch gerade erklärt: Ich reise mit leeren Koffern, damit ich unterwegs recht viel einkaufen kann.«
    An dieser Stelle brachen die Beamten das Gespräch ab. Sie hoben die Brauen und drehten sich um. Was anschließend folgte, war eine verstohlene, aber durchaus heftige Diskussion, deren Gegenstand offenbar ich war, also moi. Jedenfalls wenn ich die Blicke richtig interpretierte, die sie mir zuwarfen.
    Bald kam noch ein dritter Beamter dazu. Und der Beamte Nummer drei war in Begleitung eines
großen Schäferhunds, der wohl ein Spürhund sein sollte. Zunächst einmal schnüffelte er aber bloß an meinem kleinen Liebling herum.
    Was Toy – das brauche ich wohl nicht zu erklären – gar nicht mochte. Er schnappte nach der Nase des Schnüfflers und ließ ihn laut aufjaulen. Sofort nahm ich Toy in den Arm, während sich die Beamten Nummer eins, zwei und drei umdrehten und heftig zu brüllen anfingen. Toy kläffte tapfer zurück (im Wesentlichen in Richtung des Haarteils des ersten Beamten), während ich verzweifelt versuchte, nicht von dem Spürhund gefressen zu werden.
    Immer mehr Beamte strömten herbei, gefolgt von fast ebenso vielen vierbeinigen Freunden und Helfern. Ich wollte dem Beamten Nummer zwei gerade die Menschenrechte erklären (wie sich später herausstellte, empfahl ich ihm allerdings bloß, sich künftig mehr Sellerie in die Unterhosen zu stecken), als der Mann mit dem »Mlle IMOGENE«-Schild hereinkam, dem Beamten Nummer eins auf die Schulter tippte und fragte: »Haben Sie einen Augenblick Zeit?« Sein
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