Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Sexklinik

Die Sexklinik

Titel: Die Sexklinik
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
dann knurrte sie tief in der Kehle und
warf sich nach vorn, wobei sie mit allen zehn Fingern nach Ellens Augen
krallte. Ellen Drury stieß einen wilden Schrei aus, bevor sich die beiden im
Kampf umklammerten; innerhalb der nächsten Sekunden rollten beide eng
ineinander verkrallt über den Boden. Von meinem Logenplatz aus wirkte es wie
eine jener freundlichen schwesterlichen Auseinandersetzungen, bei denen alles
erlaubt ist — Kratzen, Beißen, Hauen und Stechen. Ebensogut hätte man mit
gefesselten Händen einen Haufen Wildkatzen trennen können, überlegte ich und
machte mir weise einen neuen Drink.
    Einige Augenblicke später
läutete das Telefon, und ich warf den beiden Amazonen auf dem Boden einen
fragenden Blick zu. Carole schien im Augenblick die Oberhand gewonnen zu haben,
denn sie saß breitbeinig über dem Bauch ihrer Schwester und hatte zwei
Händevoll blondes Haar gepackt, während sie Ellens Kopf methodisch auf den
Boden knallte. Ihre Spitzentunika hatte sich etwa bis zur Taille
hinaufgeschoben, und ihre entzückende Rückansicht wurde nur von den breiten
roten Streifen beeinträchtigt, die ihrer Schwester Nägel gezogen hatten.
Scharfsinnig erkannte ich, daß im Augenblick keine von beiden ans Telefon gehen
wollte, deshalb trat ich an den kleinen Beistelltisch und nahm den Hörer auf.
    »Bitte Miss Ellen Drury«,
meldete sich eine Männerstimme.
    »Tut mir leid«, sagte ich dem
Unbekannten, »aber sie ist im Moment — äh — sehr beschäftigt.«
    »Es geht um eine äußerst
dringende Angelegenheit«, beharrte die Stimme. »Man könnte es fast eine
Existenzfrage nennen.«
    Irgend etwas an der tiefen
Baßstimme kam mir bekannt vor. »Ist dort Dr. Landel?« erkundigte ich mich.
    »Ja.« Sein Ton wurde
mißtrauisch. »Wer spricht dort?«
    »Danny Boyd«, informierte ich
ihn.
    »Boyd!« Plötzlich war er
erleichtert. »Ich hatte gehofft, daß ich Sie dort erreiche oder zumindest eine
Nachricht für Sie hinterlassen kann. Ich habe es zuerst in Ihrem Büro versucht,
aber Ihre Sekretärin sagt, sie hat nichts mehr von Ihnen gehört, seit Sie an
diesem Morgen zur Klinik aufgebrochen...«
    »Sie haben sich wahrhaftig Zeit
gelassen mit Ihrem Anruf bei Ellen Drury«, sagte ich kalt. »Wenn Sie mich
früher verständigt hätten, wäre mir die Peinlichkeit erspart worden, ihre
kleinere Schwester in Ellens Privatangelegenheiten einzuweihen — und zwar in
der irrigen Annahme, daß ich mit Ellen Drury selbst sprach.«
    »Oh?« Er schien nicht
sonderlich betroffen. »Na ja, das tut mir leid, aber jetzt ist es nicht mehr
wichtig. Mich hat vor etwa fünfzehn Minuten Beverly Hamilton angerufen, und sie
war völlig außer sich. Offensichtlich hat Baker sich mit ihr in Verbindung
gesetzt und er verlangt fünfzigtausend Dollar dafür, daß er ihre
Krankengeschichte zurückgibt. Er wird später an diesem Abend wieder anrufen und
ein Treffen für die Geldübergabe arrangieren. Ich sagte ihr, daß ich Sie
engagiert hätte, um die Akten...«
    »Akten — im Plural?« knirschte
ich. »Das haben Sie ihr gesagt?«
    »Ja, warum nicht?« Plötzlich
war sein Ton doch etwas unsicher. »Oh, verstehe. Tja, ich glaube, da habe ich
nicht allzu gründlich nachgedacht...«
    »Lassen wir das«, unterbrach
ich ihn. »Ich fahre zu ihr.«
    »Wunderbar.« Sofort gewann er
seine goldene Laune wieder. »Das ist ohnedies der Hinweis, auf den wir gewartet
haben, nicht wahr?«
    »Wahrscheinlich«, sagte ich und
legte auf.
    Der Damenringkampf schien mit
einem Unentschieden ausgegangen zu sein. Carole Drury lag bäuchlings auf dem
Teppich, die Reste ihrer Tunika um den Hals geschlungen. Neben ihr lag die
Schwester auf dem Rücken ausgestreckt, die Augen fest geschlossen, nur
gelegentlich tief und schaudernd Atem holend. Das lange schmale Oberteil ihres
Hosenanzuges war vom Kragen bis zum Saum aufgerissen, und die passende
eierschalenfarbene Hose knäulte sich unappetitlich um ihre Knie zusammen. Damit
trug sie — abgesehen von den Kratzern und blauen Flecken — lediglich einen
dunkelblauen Spitzen-BH mit passendem Höschen.
    Ich nahm eine Visitenkarte
heraus, kniete mich vorsichtig neben sie und steckte sie zart unter das
Gummiband ihres Slip. Ein blaues Auge beobachtete mich müde.
    »Es schien mir nicht der
passende Moment für eine formelle Vorstellung«, meinte ich höflich. »Deshalb
dachte ich, ich lasse Ihnen einfach meine Karte da.«
    Sie äußerte ein leises Stöhnen,
bevor sie sich mühsam auf den Bauch rollte. Mein alter Daddy hatte doch
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher