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Die Seilschaft

Die Seilschaft

Titel: Die Seilschaft
Autoren: Roman Rausch
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er ein eindeutiges Zeichen.
    Irgendwie plemplem.
    Er würde damit klarkommen, versicherte er und öffnete die Tür. Auf den ersten Blick war alles so wie immer. Ein ganz normaler Tatort – viel zu viele Menschen in einem winzigen Raum, die alle nach den Tatumständen forschten und dabei Spuren verwischten.
    Die Kollegen vom Erkennungsdienst in ihren weißen Overalls lösten einen ersten Schub Unwohlsein aus. Er mied den Kontakt mit ihnen. Drüben auf der Eckbank befragte der Kollege Schneider vermutlich den Besitzer der Hütte.
    Aus dem Durchgang zu einem hinteren Zimmer hörte er eine vertraute Stimme. War das etwa Pia, seine hochschwangere Freundin? Wenn sie es in ihrem Zustand erneut gewagt hatte, einen Tatort aufzusuchen, dann gab es Ärger.
    Über eine Badewanne gebeugt fand er sie vor. Ihr dicker Bauch hielt sie davon ab, der Leiche noch näher zu kommen.
    Welche Leiche?, fragte er sich im selben Augenblick. Er sahnur eine bis zum Rand gefüllte Badewanne, die einen seltsam seifigen Geruch verströmte.
    Neben Pia stand Heinlein, die Hände über der Brust verschränkt und sichtbar verstimmt.
    «Das darf doch nicht wahr sein», polterte Kilian, als er den kleinen Raum betrat. «Hatten wir nicht vereinbart, dass du bis auf weiteres Tatorten fernbleibst?»
    Pia reagierte nicht darauf. Heinlein hingegen zeigte sich von Kilians unerwartetem Erscheinen überrascht. Er pflichtete ihm dennoch bei. «Ich hab’s ihr gesagt. Aber sie will einfach nicht auf mich hören.»
    «Stellt euch nicht so an», antwortete Pia, die ahnte, dass sie jetzt Ärger erwartete. «Frauen wissen, wann es so weit ist. Aber was machst du überhaupt hier?»
    Kilian ging nicht darauf ein. «Wieso hat Karl das nicht übernommen?»
    «Karl ist im Urlaub», erwiderte Heinlein.
    «Dann holt euch Verstärkung aus Nürnberg. Das darf doch nicht wahr sein. Eine hochschwangere Frau quer durch den Wald schleppen und sie an einer mit Ungeziefer verseuchten Leiche arbeiten lassen.»
    Von einer Leiche konnte jedoch nicht die Rede sein. Die Badewanne war bis zum Rand mit einer trüben Flüssigkeit gefüllt. Was sich darin befand, entzog sich dem Auge.
    Pia erhob sich. «Haltet mal beide die Luft an!»
    Sie stützte die Hände in die Seite und streckte den Rücken, sodass ihr Bauch nun richtig hervorquoll.
    «Kinderkriegen ist und bleibt Frauensache. Ihr Kerle könnt so lange auf ein Bier gehen, so wie ihr es immer macht, wenn Arbeit ansteht. Habt ihr das nun verstanden?»
    Heinlein schien die uneinsichtige Haltung von seiner Frau Claudia gewohnt zu sein. «Wenn du es so willst. Es ist dein Kind.»
    «Und meines», widersprach Kilian. Er machte einen Schritt auf Pia zu, wollte sie vom Tatort wegführen.
    «Lass mich», setzte sich Pia zur Wehr.
    «Komm jetzt her!» Abermals befreite sich Pia aus seinem Griff.
    «Wenn hier einer nichts zu suchen hat, dann bist es wohl du», antwortete sie. «Du solltest im Bett liegen und dich erholen.»
    Heinlein stimmte zu. «Da hat sie recht. Der Arzt   …»
    «Du hältst dich da raus», schnitt Kilian ihm das Wort ab. «Das ist ’ne Sache zwischen uns beiden.»
    Heinlein hob beschwichtigend die Hände. «Wenn du meinst.»
    Schneider, der sich wohlweislich im Durchgang zurückgehalten hatte, meinte mit seiner Frage den passenden Augenblick gewählt zu haben.
    «Der Besitzer der Hütte will   …»
    «Raus hier!», blaffte Heinlein ihn unvermittelt an.
    Schneider, selten um ein Wort verlegen, verdrückte sich stillschweigend.
    Kilian und Pia schauten sich fragend an. Wieso reagierte Heinlein so barsch? Das war überhaupt nicht seine Art.
    «Schorsch», fragte Kilian, «wo liegt das Problem?»
    Als lebten zwei Seelen in Heinleins Brust, antwortete er ruhig. «Können wir nun endlich weitermachen?» Er wedelte sich Luft zu. «Es ist verdammt heiß hier drin. Findet ihr nicht auch?»
    «Das hat auch einen Grund», sagte Pia.
    Auf Kilians Arm gestützt, ging sie auf die Knie und zeigte auf einen Heizstrahler, der unter der Badewanne angebracht war. «Eine ungewöhnliche, aber dennoch effektive Methode, um das Badewasser warm zu halten.»
    «Für meinen Geschmack etwas zu warm», erwiderte Heinlein. «Das muss doch ein Vermögen an Strom kosten.»
    «Das dürfte den Mörder nicht interessiert haben. Es ging ihm allein darum, die Wassertemperatur dauerhaft konstant zu halten.»
    «Wieso das?», fragte Kilian.
    «Wenn es das ist, wonach es aussieht», antwortete Pia und erhob sich, «dann habt ihr es hier mit einem wirklich
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