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Die Sehnsucht des Freibeuters: Er war der Schrecken der Meere - doch sein Herz war voller Zärtlichkeit. Roman (German Edition)

Die Sehnsucht des Freibeuters: Er war der Schrecken der Meere - doch sein Herz war voller Zärtlichkeit. Roman (German Edition)

Titel: Die Sehnsucht des Freibeuters: Er war der Schrecken der Meere - doch sein Herz war voller Zärtlichkeit. Roman (German Edition)
Autoren: Susanna Drake
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durchquerte, ohne nach links und rechts zu sehen, die Große Kajüte und eilte zum Niedergang. Sie musste unbedingt auf die El Capitano und Charles sagen, dass sie ihn liebte und auf gar keinen Fall daran dachte, ihn zu verlassen. Sollte er mit dieser Information dann tun und lassen, was er wollte.
    In ihrer Eile hatte sich nicht den Mann bemerkt, der mit dem Rücken an der Wand zu Hardings Kajüte lehnte. Als Harriet vorbei war, rutschte er langsam die Wand hinab, bis er mit angezogenen Knien dasaß. Er stützte die Ellbogen auf die Knie und legte den Kopf in seine Hände. »Verflucht«, murmelte er fast unhörbar.
    »Ihm sagen«, flüsterte Lan Meng, die sich neben ihn gehockt hatte. Sie hatte ihn, als Harriet an Bord gekommen war, in der Hoffnung geholt, zwischen den beiden doch noch Frieden zu stiften. Niemand hatte geahnt, was sie zu hören bekommen würden. Harding hatte laut genug gesprochen, dass man seine Stimme durch die dünne Bretterwand hören konnte. »Er soll seinen Sohn haben.«
    Charles’ Blick war leicht verschwommen, als er sie ansah. Er erhob sich langsam und sah wie in Trance zur Tür, durch die Harriet verschwunden war. »Ich kann sie nicht fortlassen. Nicht danach.«
    Lan Meng gab ihm einen kleinen Schubs. »Gute Idee. Beste seit langem.«
    Er lief hinter Harriet her, doch als er an Deck kam, sah er, dass die Tuesday soeben Segel setzte. Er blickte ihr kurz nach, dann drehte er sich um und ging wieder hinunter. Die entkamen ihm nicht. Lan Meng stand neben Hardings Bett und sah mit einem ungewohnt weichen Ausdruck auf ihn hinab. Harding hatte die Augen geschlossen und atmete völlig ruhig. Er schlief; das Fieber und die Erregung hatten ihn ermüdet. Lan Meng nickte Charles zu, schließlich ging sie leise aus dem Raum und schloss lautlos die Tür hinter sich.
    Charles setzte sich auf den Stuhl, auf dem vorhin Harriet gesessen hatte. Hardings gesunde Hand zuckte unruhig und rutschte hinab. Charles ergriff sie, legte sie neben Harding auf das Bett und ließ seine für einen Moment darauf liegen.
    Wie viel mehr begriff er jetzt als früher. Er erinnerte sich an den Tag, als Harding begonnen hatte, ihn mit Master Charles und später mit Mr.Daugherty anzusprechen. Charles hatte das nicht gefallen, er hatte widersprochen, aber dann hatte er gehört, dass es der Wunsch seines … James Daughertys Befehl gewesen war. Eine weitere Teufelei.
    Oder Hardings warme Stimme, wenn er über Charles’ Mutter sprach. Er hatte sie nicht oft erwähnt, aber wenn – meist wenn Charles nach ihr gefragt hatte –, war seine Miene dabei weich geworden. Charles hatte einmal gefragt, ob sein Vater seine Mutter geschlagen hätte, aber Harding hatte das fast wütend verneint. »Das hätte er nicht überlebt«, hatte er damals mit einer so kalten, tödlichen Stimme gesagt, dass Charles, obwohl er vor Neugier platzte, nicht mehr weitergefragt hatte. Aber jede weitere Bemerkung, obwohl Harding damit sehr sparsam war, hatte damals den Verdacht in Charles wachsen lassen, dass Mortimer in seine Mutter verliebt gewesen war.
    Und jetzt wusste er die Wahrheit. Mitleid, Zorn, Verständnis und Vorwürfe tobten in ihm. Doch je länger er Hardings entspanntes, schlafendes Gesicht betrachtete, desto leichter wurde sein Herz.
    Er würde Harriet einholen. Die Sea Snake war noch zu ramponiert, aber die El Capitano war das schnellste Schiff seiner Flotte. Spätestens in zwei Stunden würde er Harriet in die Arme nehmen, küssen und sie bitten, ihn zu heiraten. Es gab keinen Grund mehr, das nicht zu tun. Harding … sein Vater … hatte recht. Was Harriet und ihn verband, war zu wichtig und zu schön.
    Und nun gab es auch keinen Grund mehr, weshalb ihre Ehe nicht besser werden sollte als die seiner Mutter.
    Kurz darauf ließ er sich auf die El Capitano übersetzen. Bains hatte seine Anweisungen und würde mit der Sea Snake langsamer nachkommen. Johnson begrüßte ihn auf dem Achterdeck, ein unangebrachtes Grinsen im Gesicht, als er ihm den Befehl gab, Segel zu setzen und die Tuesday zu verfolgen.
    Als Charles unter Deck ging, hörte er zu seiner Überraschung jemanden in seiner Kajüte rumoren. Er stieß die Tür auf und sah sich einem Hinterteil gegenüber, das sich unter einem duftigen, mit zarten, organgefarbenen Blüten bestickten Kleid hin und her bewegte, während seine Besitzerin in einer geöffneten Seekiste kramte.
    Harriets Anblick und die Erkenntnis, dass sie auf dem Schiff war, setzten seinen Verstand für mehrere
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