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Die Sehnsucht der Konkubine

Die Sehnsucht der Konkubine

Titel: Die Sehnsucht der Konkubine
Autoren: Kate Furnivall
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Einzige, was sie sah, waren Uniformen. Graue mit blauen Streifen am Revers. Die Soldaten kontrollierten die Papiere, blickten forschend in Gesichter. Sie suchten nach jemandem.
    »Sicherheitspolizei«, murmelte sie Alexej zu.
    »Es ist nicht zu spät, um umzukehren.«
    Die Wagentür stand immer noch offen. Sie brauchte nur einen einzigen Schritt zu tun, um sich wieder in Sicherheit zu bringen, doch dieser Schritt würde ein Schritt in ihre Vergangenheit sein und nicht in ihre Zukunft. Chang hatte ihr Hongkong angeboten. Die Stadt schlug eine Brücke zwischen dem Osten und dem Westen, zwischen seiner und ihrer Welt. Eine britische Kolonie, die gleichzeitig ein aufstrebendes, blühendes Zentrum chinesischen Lebens und Wachstums war. Dort konnte er immer noch Teil seines Landes sein und sich die Zeit nehmen, Entschlüsse zu fassen. Ob er sich aus dem Würgegriff Mao Tse-tungs befreien wollte. Und vielleicht würde es ja dort auch möglich sein, den Traum in Erfüllung gehen zu lassen, den sie und ihre Mutter immer gehegt hatten: dass sie nämlich eines Tages auf die Universität gehen würde. Mit einem britischen Pass. Hongkong konnte ihr gehören. Wie eine offene Tür. Sie brauchte diese Tür nur weit aufzustoßen und würde Chang An Lo finden, der dort auf sie wartete.
    Sie berührte den kleinen Drachen aus Quarz, der um ihren Hals hing. Nichts davon würde leicht sein, das wusste sie, denn ihre Liebe war eine streitbare Liebe. Sie brannte ebenso, wie sie sie aneinanderband. Chang nannte sie sein Fuchsmädchen, und ihre Mutter hatte sie eine streunende Katze genannt – sie war also gut im Überleben. Doch ihre Liebe? Würde sie das überleben, was vor ihnen lag?
    Ja, sie war entschlossen, diese Liebe überleben zu lassen. Jeden Tag würde sie ihr Leben einhauchen, trotz der Gefahren, die ihr auflauerten wie ein Rudel Wölfe. Wieder schaute sie den Offizier in Grau an, das Pistolenhalfter an seiner Hüfte, und betastete die Papiere in ihrer Tasche. Sie wusste, dass sie Russland in China vermissen würde, so wie man ein abgetrenntes Gliedmaß vermisst, doch ohne Chang zu sein, war unmöglich. Das hatte sie versucht. Und war fast an dem Schmerz gestorben.
    Es ist nicht zu spät, um umzukehren.
    Der Wagen stand leise surrend hinter ihr, er roch nach Leder und Zigarren.
    »Lydia?«, fragte Alexej von drinnen.
    Wähle.
    Sie schloss die Tür, stampfte mit den Füßen auf den vereisten Boden, holte noch einmal einen tiefen Atemzug russischer Luft und spürte, wie ihr Herz zu rasen begann. Vor ihr lag eine Zukunft, eine, die sie und Chang sich zusammen aufbauen würden. Es war ein Risiko, doch auch das Leben war ein Risiko. So viel hatte sie von Russland gelernt, so viel hatte sie auch von Jens gelernt. Mit einem letzten Winken verabschiedete sie sich von Alexej und berührte ein letztes Mal das chinesische Amulett um ihren Hals, um sich des Schutzes von Changs Göttern zu vergewissern. Dann hängte sie sich ihre Reisetasche über die Schulter und ging auf den Eingang des Bahnhofs zu.

DANKSAGUNG

    Ein großes Dankeschön gebührt Joanne Dickinson und allen Kollegen bei Little, Brown in London für ihre einfühlsame Unterstützung im Lektorat und die wunderschöne Buchgestaltung. Besonders danke ich Emma Stonex für ihre aufmerksame Arbeit am Manuskript und Catherine Duncan dafür, dass sie mich hinaus zu meinen Lesern geführt hat.
    Ein besonderer Dank geht an meine Agentin Teresa Chris, weil sie immer für mich da war und stets wusste, ob es besser war, mir zuzuhören, mich zu ermuntern oder mir ins Gewissen zu reden – je nachdem, was ich zu dem Zeitpunkt nötig hatte.
    Vielen Dank auch an Elena Shifirna für ihre aufopfernde Recherche in Moskau und ihre sprachliche Hilfe, was das Russische angeht.
    Und schließlich gilt meine ganze Liebe und mein ganzer Dank Norman für alles andere.
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