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Die Seherin von Knossos

Die Seherin von Knossos

Titel: Die Seherin von Knossos
Autoren: Suzanne Frank
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Er lächelte und wandte sich wieder seiner Begleiterin zu.
    Ileana schnippte nach etwas zu essen und beobachtete, während sie schweigend darauf wartete, die atzlantischen Höflinge. Es war eine fröhliche Schar, da Hreesos’ Grauköpfe wie jedes Jahr zu einer symbolischen Seeschlacht entschwunden waren.
    Ihr Blick huschte über die anwesenden Frauen. Bald musste sie sich und ihren von der Göttin verliehenen Thron gegen die Nymphen verteidigen, die sich in den Kopf gesetzt hatten, sie herauszufordern. Die Tempeltänzerinnen waren zwar Prieste-rinnen, aber keine Olympierinnen. Damit schieden sie aus. Die Liebestricks hatte Ileana ihnen längst abgeschaut und perfektioniert.
    Hie und da sah sie eine frischgesichtige Nymphe; doch waren sie keine Priesterinnen und damit keine Gefahr für die Himmelskönigin. Eine oder zwei Frauen aus ihrer Sippe, denen die Jahre am Handrücken abzulesen waren, streiften durch den Raum. Schon ihr Alter würde verhindern, dass sie Ileana beim Wettlauf einholten.
    Nur drei Frauen waren echte Rivalinnen: Vena, Selena, Sibylla. Ileana lächelte einen Höfling an, der sich redlich abmühte, sie mit seinen Geschenken für sich einzunehmen. Selbst falls eine ihrer Sippengefährtinnen das Rennen für sich entscheiden sollte, würde die Gewinnerin immer noch einen Mond abwarten müssen, um festzustellen, ob sie schwanger geworden war. Danach hätte Ileana mehrere Monde, in denen sie eine Schwangerschaft vortäuschen konnte, ehe man ihr auf die Schliche kam. Diese Monde wären das Aus für jede mögliche Nachfolgerin, denn damit bliebe Ileana genug Zeit, ein Kind zu empfangen.
    Ileana wusste, dass sie fruchtbar war, sie war die Göttin auf Erden. Doch würde sie möglicherweise erst den geeigneten Partner finden müssen. Auf den richtigen Zeitpunkt kam es an. Wettläufe brachten stets ihre Mondzyklen durcheinander, und gleich danach schwanger zu werden ... sie brauchte Kelas Hilfe. Der Höfling errötete, als Ileana ihm ihr charmantestes, dankbarstes Lächeln schenkte. Das Geschenk war ohne Wert, doch er war blond - er könnte sich als nützlich erweisen.
    Der junge Prinz aus Troi hatte keinen Ton mehr herausgebracht und nicht einmal mehr in ihre Richtung gesehen. Faszinierend, dachte Ileana. Er weigert sich, vor meiner Schönheit in Deckung zu gehen oder meinem berüchtigten Zorn zu fliehen.
    Demonstrativ wandte sie sich ihm zu. Er schaute weiterhin stur geradeaus. Ileana kniff die Augen zusammen. Er war nicht so groß wie die aztlantischen Männer, dafür war er breitschultriger und wirkte sehniger. Sein schlanker, glatter Leib war geölt, und unter seiner festen jungen Haut spielten bei jeder Bewegung die Muskeln.
    Er war blond.
    Nach aztlantischem Brauch trug er einen glockenförmigen, gemusterten Rock, doch eigenartigerweise ohne einen Bundhalter. Eine flache Gliederkette um den Hals war sein einziger Schmuck. Keine Schminke tönte seine Lippen oder umringte seine Augen. Er sah sie an, herausfordernd und mit penibel unterdrückter Lust in den tiefgrünen Augen.
    »Gefällt dir, was du siehst ... Herrin?«
    In seine Arroganz mischte sich ein Hauch von Charme. Er hatte keine Angst vor ihr, das war ungewohnt und prickelnd. Mit ihm zu spielen, könnte recht unterhaltsam werden. »Bis jetzt«, erwiderte sie mit rauchiger Stimme. Sie rollte eine Dattel über ihre Lippen, schob sie dann in den Mund und leckte sich danach die klebrigen Reste vom Finger. »Doch allein nach dem, was mein Auge erblickt, vermag ich keine Entscheidung zu fällen.«
    Seine Brauen waren weder gezupft noch nachgezogen, sondern so dicht, dass nur noch eine schmale Lücke über der Nase frei blieb. Ileana merkte, wie ihr die Kehle eng wurde. Seine Nase war edel, groß und kühn, sein Mund breit.
    »Nicht einmal deine Schönheit kann dir diese Ehre verschaffen«, sagte er und erhob sich. Ileana lächelte dem Davongehenden kühl nach; ein troizenischer Prinz, wie? Der Mann war ein Pfau; sie bewunderte seine Kühnheit. Sie hatte ihn beleidigt, daraufhin hatte er ihr in gleicher Münze herausgegeben. Ein würdiger Liebhaber, der Gleiches mit Gleichem vergalt.
    Ileana war noch nicht fertig mit ihm.
    Sie sah, wie er eine Tempeltänzerin umarmte; die nackten Brüste des Mädchens mit beiden Händen umfassend, küsste er sie mit der Glut der Jugend auf den Mund. Ileana spürte, wie Begierde in ihr aufwallte. Zwei blonde Männer; wer würde etwas ahnen, falls Phoebus nicht der Vater war?
    »Ein echter Hengst, findest du nicht?«,
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