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Die Seele heilen

Die Seele heilen

Titel: Die Seele heilen
Autoren: Sabine Wehner-Zott , Hubertus Himmerich
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lernte wieder, mit Menschen regelmäßig zusammen zu sein.
    Depression als Chance
    Die Beispiele zeigen, dass Depression ein Korrektiv für eine ungesunde Lebensweise sein kann, da sie uns zeigt, wo wir in unserem Leben etwas verändern müssen. Wenn man dann, gestützt von der Therapie, Veränderung wagt, tun sich neue Möglichkeiten im Leben auf, die man vorher vielleicht nicht gesehen hat; so etwa bei meiner Mitpatientin Christine. Sie wagte, ihren ungeliebten Beruf aufzugeben, und betreibt jetzt einen Cateringservice für Feste von Freunden und Bekannten. Sie hat sich außerdem ihrem großen Hobby, der Malerei, verschrieben und konnte sogar schon ihre erste Ausstellung feiern.
    Es müssen jedoch nicht immer so dramatische Veränderungen sein. Oft genügt es schon, dort Energie einzusparen, wo wir sie unnötig verpulvern, und diese Energie dann dafür zu verwenden, das zu leben, was unsere Seele bisher vermisste. So blieb mein ehemaliger Mitpatient Helmut zwar als Informatiker tätig, steht jetzt aber auch zu seiner lyrischen Seite und reserviert sich einen Teil seiner Freizeit dafür, an seinen Gedichten zu arbeiten.
    Auch dieses Buch ist entstanden, weil ich die Schwerpunkte in meinem Leben neu abwog und gruppierte. Weil ich nun nicht mehr überall dabei sein und an vorderster Front mitmischen musste, hatte ich Muße, mich mit meiner Geschichte zu beschäftigen und sie aufzuschreiben.
    Innere und äußere Widerstände überwinden
    Das ganz persönliche Maß zu erkennen ist schon ein großer Schritt. Doch Lebenskunst erschöpft sich nicht in der Erkenntnis, sondern erfordert deren praktische Umsetzung. Das ist manchmal nicht leicht. Oft müssen wir uns erst einmal gegen die Widerstände in uns selbst durchsetzen. Ich zum Beispiel bin immer noch dabei, zu lernen, dass ich nicht ständig etwas leisten muss, sondern mir auch Muße gönnen darf. Und auch bei den lieben Mitmenschen stoßen unsere Verhaltensänderungen nicht unbedingt auf Zustimmung, da sie oft auch Auswirkungen auf das Zusammenleben haben. Wenn ich mir zum Beispiel mehr Zeit für mich gönne, dann steht weniger Zeit für meine Familie zur Verfügung – und das wird sie nicht unbedingt freuen. Es rentiert sich aber, sich mit freundlicher Beharrlichkeit durchzusetzen. Denn je mehr wir unser eigenes Maß leben, umso wohler fühlen wir uns. Und das wiederum wirkt sich positiv auf das Zusammenleben mit unseren Mitmenschen aus.
    Persönlich und selbstbestimmt
    Orientieren Sie sich, um ihr persönliches Maß zu bestimmen, an Ihren individuellen Möglichkeiten und Bedürfnissen, nicht an anderen Menschen, die vermeintlich besser, klüger oder schöner sind als Sie. »Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit«, schreibt der Philosoph, Schriftsteller und Theologe Søren Kierkegaard (1813–1855). Lassen Sie der negativen Tendenz, das Eigene gering zu achten, nicht zu viel Raum – denn diese Haltung macht unglücklich.
    Oft hetzen wir dem Glück hinterher, das wir in noch mehr Besitz, noch größerem Erfolg oder noch aufregenderen Erlebnissen versteckt glauben. Doch damit stellen wir uns meist selbst ein Bein beim Glücklichwerden.
Zu viel wollen
    Besitz, Erfolg und Vergnügen tragen zu unserem Wohlbefinden bei und es ist auch richtig, dass wir danach streben. Dass sie aber allein nicht glücklich machen, belegen die vollen Wartezimmer der Psychiater und Psychotherapeuten. Hier sitzen nicht nur Menschen, die schwere Schicksalsschläge zu verkraften haben, sondern auch viele, die aufgrund ihrer Lebenssituation eigentlich auf der Sonnenseite des Daseins stehen sollten, aber dennoch von Ängsten und Sorgen getrieben sind. Es macht uns unglücklich, wenn wir zu viel wollen und Besitz und Erfolg eine zu große Wertigkeit beimessen, indem wir sie als Garant für unser Lebensglück ansehen. Der weise Rat des Maßhaltens ist also auch hier angebracht. Denn wenn es uns gelingen könnte, unsere Wünsche nach diesen Äußerlichkeiten im Zaum zu halten, würden wir uns viel Stress sparen.
Vergötzung und Perfektionismus
    Oft klammern wir Menschen uns an eine bestimmte Lebensform in der Überzeugung, dass sie die einzig erstrebenswerte und richtige sei. Und wenn wir bestimmte Dinge und Ziele, die wir als allein selig machend ansehen, nicht erreichen, entsteht Verzweiflung. Die Psychologin Elisabeth Lukas spricht in diesem Zusammenhang davon, dass jeder Verzweiflung eine Vergötzung zugrunde liegt, eine abgöttische Verehrung dessen, was
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