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Die See des Schicksaals

Die See des Schicksaals

Titel: Die See des Schicksaals
Autoren: Michael Moorcock
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Silberhandschuh am linken Arm, während die Rechte nackt war; seine Rüstung wirkte kunstvoll gestaltet und fremdartig. Er hob bei Elrics Eintreten den Blick, und Erkennen blitzte in seinem Auge auf, über dem anderen lag eine brokatbestickte Klappe.
    »Elric aus Melnibone!« rief er. »Meine Theorien gewinnen an Bedeutung!« Er wandte sich an seinen Begleiter. »Siehst du, Hawkmoon, dies ist der Mann, von dem ich sprach.«
    »Du kennst mich, Herr?« Elric war verblüfft, wußte nicht, was er sagen sollte.
    »Du erkennst mich doch, Elric! Du mußt! Im-Turm von Voilodion Ghagnasdiak! Mit Erekose -allerdings einem anderen Erekose.«
    »Ich weiß von keinem solchen Turm, kenne keinen Namen, der auch nur so ähnlich klingt, und Erekose habe ich vorhin zum erstenmal gesehen. Du kennst mich und meinen Namen, ich kenne dich aber nicht. Ich finde das bestürzend, Herr.«
    »Auch ich kannte Prinz Corum nicht, ehe er an Bord kam«, sagte Erekose. »Dennoch besteht er darauf, daß wir einmal Seite an Seite gekämpft haben. Ich bin geneigt, ihm zu glauben. Auf den verschiedenen Ebenen läuft die Zeit nicht immer im Gleichmaß ab. Prinz Corum kann durchaus in einer Sphäre existieren, die wir die Zukunft nennen würden.«
    »Ich hatte gehofft, hier vor solchen Paradoxa ein wenig geschützt zu sein«, sagte Hawkmoon und fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. Er lächelte schwach. »Aber es sieht so aus, als gebe es in diesem Augenblick der Geschichte der Ebenen keinen Schutz davor. Alles ist im Fluß, und sogar unsere Identität, so will mir scheinen, kann sich jeden Augenblick ändern.«
    »Wir waren Drei«, sagte Corum. »Erinnerst du dich nicht daran, Elric? Die Drei, die Eins sind?«
    Elric schüttelte den Kopf.
    Corum zuckte die Achseln und sagte leise vor sich hin: »Jetzt sind wir Vier. Hat der Kapitän von einer Insel gesprochen, die wir erobern sollen?«
    »Ja«, sagte Elric. »Weißt du, was das für Feinde sein könnten?«
    »Wir wissen nicht mehr und nicht weniger als du, Elric«, sagte Hawkmoon. »Ich suche einen Ort namens Tanelorn und zwei Kinder. Vielleicht suchte ich auch den Runenstab. Das weiß ich nicht so genau.«
    »Wir hatten ihn schon einmal gefunden«, sagte Corum. »Wir Drei. Im Turm von Voilodo in Ghagnasdiak. Er hat uns sehr weitergeholfen.«
    »Und könnte mir auch sehr helfen«, sagte Hawkmoon. »Ich habe ihm einmal gedient. Ich gab ihm viel.«
    »Wir haben viel gemein«, warf Erekose ein. »Wie ich dir schon sagte. Vielleicht haben wir auch gemeinsame Herren?«
    Elric zuckte die Achseln. »Ich diene keinem anderen Herrn außer mir selbst.«
    Und er fragte sich, warum sie alle auf dieselbe seltsame Weise lächelten.
    Erekose sagte leise: »Auf Fahrten wie dieser neigt man dazu, viel zu vergessen - so wie man einen Traum vergißt.«
    »Dies ist ein Traum«, stellte Hawkmoon fest. »In letzter Zeit habe ich viel so geträumt.«
    »Wenn du willst, ist alles Träumerei«, sagte Corum. »Die gesamte Existenz.«
    Elric interessierte sich nicht für solche Philosophie. »Traum oder Wirklichkeit, die Erfahrung läuft auf dasselbe hinaus, nicht wahr?«
    »Ganz recht«, sagte Erekose schwach lächelnd.
    Die Männer unterhielten sich noch einige Zeit, bis sich Corum schließlich reckte und gähnend verkündete, daß er müde sei. Die anderen meinten auch, daß sie erschöpft seien, verließen die Kabine und stiegen achtern unter Deck, wo es für alle Krieger Kojen gab. Als er sich auf einer der Liegen ausstreckte, sagte Elric zu Brut aus Lashmar, der sich über ihm schlafen legte:
    »Es wäre gut zu wissen, wann dieser Kampf beginnt.« Brut blickte über den Rand der Koje auf den Albino hinab. »Ich glaube, bald«, sagte er.
    Elric stand allein auf Deck. Er lehnte an der Reling und versuchte das Meer zu erkennen, das jedoch - wie die übrige Welt - hinter weiß wallendem Nebel verborgen war. Elric überlegte, ob sich da unter dem Schiffskiel überhaupt Wasser befand. Er blickte zu dem prall gewölbten Segel empor, gefüllt mit einem starken und warmen Wind. Es war hell, trotzdem konnte er die Tageszeit nicht feststellen. Von Corums Bemerkungen über eine frühere Zusammenkunft verunsichert, fragte sich Elric, ob es in seinem Leben andere Träume von der Art gegeben hatte, wie dieser einer sein mochte - Träume, die er beim Erwachen total vergessen hatte. Aber schnell wurde ihm die Sinnlosigkeit solcher Überlegungen klar, und er wandte sich wichtigeren Dingen zu. Er spekulierte über die Herkunft des
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